Jedem Profisportler kommt dieses Szenario bekannt vor: Der Schweiß brennt, die Lungen arbeiten, Kilometer 18 auf einer langen Laufstrecke. Der Puls ist stabil hoch, der Kopf ist frei. Es ist dieser Mix aus Schmerz, Disziplin und purer Endorphinausschüttung, den wir hier auf der Seite ach so lieben. Wir jagen den „Runner’s High“, die Bestzeit auf dem Rad oder das Gipfelglück. Wir sind aktiv, offline oder halt auch gern online beim Zocken.
Es gibt also zwei Arten der guten Unterhaltung. Aktiv draußen, oder dann auf dem Sofa. Doch wer glaubt, dass dies noch derselbe Sport ist, den man selbst im Wald oder auf der Straße betreibt, der irrt gewaltig.
Der moderne Fußball, wie er uns präsentiert wird, ist längst kein reines Spiel mehr. Er ist eine perfekt inszenierte Show, fast schon wie eine Poker-Show im TV. Eine globale, digitale und unaufhaltsame Entertainment-Maschinerie. Berichte von Experten der Szene beschreiben es treffend: Emotionen sind zur Ware geworden, das Spiel ist „Content“ in einer Endlosschleife aus Clips, Analysen und Fantasy-Ligen.
Die Grenzen verschwimmen
In dieser neuen Welt verschwimmen die Grenzen. Es geht nicht mehr nur darum, das Spiel zu sehen. Es geht darum, teilzuhaben. Und diese Teilhabe ist „gamifiziert“. Der zweite Bildschirm ist wichtiger als der erste, denn hier laufen die Live-Statistiken, hier tauscht man sich aus, und genau hier findet der Kick statt. Gemeint ist die Live-Wette. Der Nervenkitzel, der früher dem Torschuss vorbehalten war, ist jetzt auf den Tippschein gewandert und von da aus zum virtuellen spielen. So kann man beispielsweise auf Spinbara das volle Online-Casino-Erlebnis erleben, samt Slots, Live-Tischen und mehr, alles Bonuscode und ohne Umwege. Diese Spiele sind mittlerweile auch so einnehmend, dass die Grenze zwischen einem Fußball-Stream und dem schnellen Spiel in einem Online-Casino nicht nur fließend ist, sondern mitunter gar nicht mehr vorhanden ist.
Früher war Fußball ein Ereignis. Heute ist es ein permanenter Zustand. Die „Gamification“ bedeutet, dass alles spielerisch aufbereitet wird. Ständige Updates, Belohnungssysteme und das Gefühl, man könne das Spiel durchschauen, machen den Konsum zur Interaktion. Das Problem daran: Diese Mechanismen trainieren das Gehirn auf sofortige Belohnung. Der Dopamin-Kick kommt nicht mehr durch das Abwarten eines Saisonziels, sondern durch das Eintreffen einer Fünf-Minuten-Wette.
Das ist kein Nischenphänomen. Laut einer neuen Umfrage haben 24 Prozent der Deutschen in den letzten zwölf Monaten auf ein Sportereignis gewettet oder im Internet gespielt. Es ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Und diese neue Nähe zum Glücksspiel ist nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Glücksspielforscher warnen explizit: „Gerade Live-Wetten während laufender Sportveranstaltungen fördern ein impulshaftes Wettverhalten.“ Man ist emotionalisiert, man ist „im Spiel“ und daher anfälliger für Risiken.
Die Adrenalin-Falle: Warum gerade Sportler anfällig sind
Jetzt kommt der Haken, der Sie als aktiven Leser direkt betrifft. Man könnte meinen, wir, die „echten“ Sportler, die für ihre Gesundheit schwitzen, seien immun gegen den passiven Kick der Zockerei. Das Gegenteil ist der Fall.
Eine wegweisende Studie der Universitäten Bremen und Kiel hat das „Glücksspielverhalten in Sportvereinen“ untersucht. Die Ergebnisse sind schockierend. Während in der Gesamtbevölkerung etwa drei Prozent angeben, an Sportwetten teilzunehmen, waren es unter den befragten aktiven Vereinsmitgliedern sage und schreibe 52 Prozent.
Aber warum eigentlich? Na ja, die Forscher nennen es die „wettbewerbsorientierte Einstellung“ sowie gern auch mal die „generelle Neigung zu risikoreichem Verhalten“. Es sind quasi also dieselben Charaktereigenschaften, die uns antreiben, einen Marathon zu laufen, eine steile Wand zu klettern oder unsere Rad-Bestzeit zu unterbieten. Wir lieben die Herausforderung, wir messen uns gern, und wir sind bereit, für einen Erfolg an unsere Grenzen zu gehen.
Der falsche Rausch: Passiver Kick vs. Aktiver Lohn
Doch hier müssen wir als gesundheitsbewusste Sportler eine klare Linie ziehen. Der moderne Fußballkonsum im Verbund mit der Wettindustrie verkauft uns einen Rausch, der dem „Runner’s High“ diametral entgegensteht.
Der Kick des aktiven Sports ist verdient. Er basiert auf Anstrengung, Disziplin und echter Leistung. Er baut Gesundheit auf, stärkt das Herz-Kreislauf-System und verbessert nachweislich die mentale Gesundheit. Dieser Rausch kostet nur Schweiß, aber er gibt Energie. Er ist nachhaltig und schafft echtes Selbstvertrauen, keine künstliche Spannung.
Der passive Sportkonsum, das reine Entertainment, ist nicht per se schlecht. Ein Fußballspiel anzusehen, kann eine wunderbare Entspannung sein. Ähnlich sieht es auch beim Zocken online aus, wenn alles im Rahmen bleibt.
Bleiben Sie im echten Spiel
Wenn der Fußball zur reinen Show wird, die nur noch als Vehikel für den nächsten Tipp dient, verliert er seinen sportlichen Kern. Für uns als Aktive sollte die Warnung klar sein: Nur weil wir unseren Körper trainieren, ist unser Geist nicht automatisch vor den raffinierten Mechanismen der „Gamification“ gefeit.
Unsere Wettkampf-DNA ist unsere Stärke auf der Strecke, aber sie ist eine Schwachstelle vor dem Bildschirm. Erkennen wir den Unterschied zwischen einem echten, verdienten Erfolgserlebnis und einem gekauften, passiven Nervenkitzel.
Der größte Gewinn ist halt nicht nur der nächste Wettschein. Der größte Gewinn ist die nächste persönliche Bestzeit. Im echten Leben, oder halt im Netz.














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