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Marathon Becher: adidas testet Soft Cup für Wasser beim Berlin-Marathon

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Bei vielen Marathonteilnehmern und Marathonbesuchern verursachen die Bilder von Bergen von weggeworfenen Plastikbechern einen bitteren Nachgeschmack. Denn das ausgerechnet der Laufsport, der sonst ohne viel Equipment und ohne große Eingriffe in die Natur und die Laufstrecken auskommt, sich bei Wettkämpfen also eine solche Plastikmüllschleuder zeigt, passt irgendwie nicht zusammen.

Bisher habe ich bei meinen Marathons leider auch noch keine wirklich umweltfreundliche Lösung gesehen. Denn egal ob Plastikflaschen gereicht werden, Pappbecher oder Plastikbecher – bei rund 40.000 Teilnehmern allein beim Marathon, kommt da richtig etwas zusammen. Auf der Marathonstrecke gibt es 15 Verpflegungsstationen mit Wasser, dazu Start- und Zielverpflegung und die anderen Wettbewerbe, wie das Inlineskating – da werden wahrscheinlich bis zu 1 Million Plastikbecher verbraucht.

adidas ergreift dort nun die Initiative und testet beim Berlin-Marathon ein neues Verfahren mit wiederverwendbaren Soft Cups, so wie es beim Trailrunning auch angewandt wird, wo man beispielsweise beim TransalpineRun seinen eigenen Becher mitbringen muss, damit man an der Verpflegungsstation überhaupt etwas bekommt.

Bei den Soft Cups handelt es sich um kleine und nur 10g leichte Gummibecher, die sich zusammenknüllen oder auch flach zusammenstauchen lassen. So kann man den Becher einfach am Körper tragen und beispielsweise in der Tasche der Laufhose oder auch eingeschoben im Bund der Kompressionsstrümpfe transportieren und dann an den speziellen Test-Verpflegungspunkten herausziehen. Außerdem haben die Becher ein Schlaufe, so daß man sie entweder am Finger tragen kann oder auch praktisch mit einem Karabinerhaken irgendwo am Laufoutfit einklinken kann.

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Wenn man beim Test mitmacht, kann man seinen Soft Cup an 5 zusätzlichen, speziellen Verpflegungsstationen auffüllen – man muss sich also nicht mit den anderen, Wegwerfbecher-Läufern an den anderen Stationen herumdrängeln. Bei diesem Test nimmt man also den Soft Cup über die gesamte Distanz mit und behält ihn dann auch für die nächsten Rennen.

Zusätzlich dazu wird es nahe dem Kilometer 37 eine weitere, spezielle Verpflegungsstation geben, bei der man bereits vorgefüllte Soft-Cups ausgegeben bekommt und diese dann wenige Meter weiter in spezielle Rückgabecontainer einwirft. Dort kümmern sich dann die Waschcrews darum, die Becher sofort zu reinigen, damit sie an der Ausgabestelle neu befüllt und an die nächsten Läufer weitergegeben werden können. So entsteht dann quasi ein Mikrorecycling-Kreislauf rund um die Ausgabestation.

Wenn Ihr mitmachen wollt und neben der Parley-Aktion noch mehr für die Vermeidung von Plastikmüll run wollt, dann besorgt Euch auf der Marathonmesse den Soft-Cup und die genauen Positionen der Auffüllstationen. Der Stand von #CHANGETHERACE befindet sich direkt an der Seite zum Tempelhofer Feld in der Halle beim adidas Merchandise Shop.
Wenn Ihr schon Besitzer eines Soft-Cup seid oder schnell noch einen via Amazon Prime besorgen wollt, müsste das auch funktionieren.
Es gibt für jeden Messetag nur ein begrenztes Kontingent, da es sich ja zunächst noch um einen Test handelt und kein festes Angebot für alle Läufer. Daher lohnt es sich recht früh am Tag auf die Messe zu gehen, wenn Ihr noch einen Becher bekommen wollt. Alternativ gibt es die Becher auch in der adidas Runbase.

Bitte macht aber wirklich bei der Aktion mit, wenn Ihr Euch den Soft-Cup besorgt. Wer nur den Becher abgreift, kommt in die Hölle!

Fette Kudos gehen schon mal an adidas und die adidas Runners, die sich bei diesem Test engagieren, um vielleicht endlich die Lösung für umweltfreundlichere Laufevents zu finden. Und ein großer Dank natürlich an alle Läufer, die sich ein paar Sekunden extra auf der Strecke gönnen, damit das endlose Einwegbechern aufhört.

…und dann habe ich hier noch ein paar Tipps zu den wichtigsten Marathonregeln!

Update: 5.000 Becher und 4 Abholstellen!
Wie ich heute gehört habe, gibt es insgesamt 5.000 Becher, die aber erst spät kommen – es wird also gerade am Samstag hoffentlich sehr viele Becher geben. Die Becher können an 4 Locations abgeholt werden.

1. Marathonmesse
2. adidas Running Store Mitte
3. adidas Store Tauentzien (Tauentzienstraße 15, 10789 Berlin)
4. adidas RUNBASE

Meine Erfahrungen mit dem recyclebaren Marathon-Becher aus Silikon
Zunächst ist ja anzumerken, daß der Becher mit nur 10 Gramm nicht wirklich ins Gewicht fällt und sich auch nach Belieben zusammenknautschen lässt, sodass man ihn relativ problemlos über die Marathondistanz transportieren kann. Zusätzlich gab es auf der Marathonmesse ja auch einen Karabinerhaken dazu. Ich hatte den Becher aber einfach in den oberen Saum meiner Calf Sleeves hineingestopft und konnte den Becher so ziemlich fix herausholen und wieder verstauen. Allerding muss man dafür anhalten. Gegen Ende bin ich auch ein Stück mit dem Becher in der Hand gelaufen. Die Daumenschlaufe hat sich dabei als wirklich praktisch erwiesen.

Wie schon erwartet, habe ich dann während des Rennens eine Mischversorgungsstrategie gefahren – also teils die offiziellen Verpflegungspunkte genutzt und teils die Refill-Stationen. Warum?
Es ging damit los, daß ich an der ersten Refill-Station quasi vorbeigerannt bin und sie eigentlich erst gesehen habe, also ich schon vorbei war. Bei den nächsten Stationen habe ich dann mehr auf die Fahnen und Schilder geachtet oder schon die „Wasserwalker“ auf der Strecke gesehen. Das waren Leute mit einem Wassertank auf dem Rücken, die dann mit einem kleinen Zapfschlauch den Becher nachgefüllt haben. Allerdings kam dort das Wasser quasi in Zeitlupe heraus – wohl dem, der gute Nerven hat.

Ansonsten hat das System gut funktioniert, wenn es um die reine Wasserversorgung geht. Es kostet halt mehr Zeit, da man kurz stehenbleiben muss, um Wasser zu zapfen und zu trinken, während man als geübter Läufer die normalen Becher auch im Laufen greifen und austrinken kann. Und an den normalen Stationen kann man sich auch 2 Becher nehmen – einen Wasserbecher über den Kopf zur Erfrischung und einen zum Trinken. An den Refill-Stationen dauert das etwas länger, dürfte sich aber kaum auf mehr als 30 Sekunden für den Marathon zusammenrechnen. Kein Problem also, wenn man nicht gerade versucht, den Weltrekord zu brechen.
Etwas ungünstig war auch, daß die Refillstationen von den normalen Stationen entkoppelt waren. Wenn ich mir beispielsweise eine Banane an einem Verpflegungsstand greife, ist es immer ganz nett, mit etwas Wasser nachzuspülen. Bei den normalen Stationen bekommt man beides gleich hintereinander an einer Theke.
Wenn man im Rennverlauf Lust auf Beetster, Tee oder ISO bekommen hat, musste man auch zu den herkömmlichen Bechern greifen und so kam man eigentlich nicht um die klassischen Becher herum.

Fazit zum Marathonmüll-Vermeidungstest
Ich finde es großartig, daß sich adidas mit dem SCC zusammengetan hat, um hier aktiv etwas gegen die Plastikmüllberge zu unternehmen. Für einen ersten Testlauf hat das Prinzip auch ganz akzeptabel funktioniert, aber es gibt auch noch Verbesserungspotential:

Insgesamt werde ich bestimmt 5 Plastikbecher eingespart haben, aber beim derzeitigen Test-Setup lässt es sich leider kaum vermeiden, auch die normalen Becher zu verwenden – es sei denn man läuft ausschließlich mit Wasser. Trotzdem würde ich mich freuen, wenn adidas den Test weiter ausbaut und das Konzept weiter verfeinert. Eine Umstellung von 100% der Becher auf das Refill-System wird wahrscheinlich schwierig, aber ich denke schon, daß man einen großen Teil der Läufer zum umdenken bekommt.

Wie waren Eure Erfahrungen mit den Refill-Bechern beim Berlin-Marathon? Hat das gut für Euch funktioniert?

UPDATE: „The Cup“ – Nachhaltige Mehrwegbecher beim Berliner Halbmarathon 2019
Nach dem Test beim Berlin-Marathon wird es die blauen Mehrwegbecher nun für alle Teilnehmer beim Berliner Halbmarathon geben.
An den Versorgungsstationen vor dem Start und den Stationen 3 und 4, also bei Kilometer 14 und 17, bekommen alle Teilnehmer bereits gefüllte Mehrwegbecher und sollen sie dann nach dem Trinken in bereitgestellten Sammelboxen einwerfen.
Von dort werden sie dann sofort gereinigt, neu befüllt und wieder an die nächsten Läufer ausgegeben. So entsteht ein sofortiger Kreislauf aus den Mehrwegbechern. Ich bin gespannt, wie dieses System im Vergleich zum Marathon-System funktionert, bei dem es ja doch nicht alles so reibungslos lief.
Wenn Ihr in Berlin gelaufen seid und das neue System ausprobiert habt, lasst mir doch bitte einen Kommentar da, wie Ihr damit zurecht gekommen seid.

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