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Der Unterschied Bruttozeit und Nettozeit beim Laufen? Das steckt hinter Netto und Brutto bei der Zeit!

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Bruttozeit vs. Nettozeit: Was ist der Unterschied?

Die Zeitmessung beim Laufen ist auf den ersten Blick ein unkomplizierter Vorgang. Man überquert die Startlinie beim Marathon und die Zeit startet. Sobald man die Ziellinie überquert wird die Zeit gestoppt und es ergibt sich eine Gesamtzeit, die man für die Laufstrecke benötigt hat. Soweit die Therorie. Allerdings können beim Straßenlauf zwei Zeiten gemessen werden: die Bruttozeit und die Nettozeit. Der kleine Unterschied hat für die Leistungsmessung und die Platzierungen in der Gesamtwertung eine entscheidende Bedeutung. Dieser Beitrag beleuchtet, worin der Unterschied zwischen Netto und Brutto Zeit beim Laufen besteht. Außerdem erfahren Sie, welche Varianten der Zeitmessung bei Laufveranstaltungen, im Training und im Regelwerk vorgesehen sind.

Schnellvergleich: Brutto und Netto Zeit beim Laufen

KriteriumNettozeitBruttozeit
StartzeitpunktIndividuell beim Überqueren der StartlinieOffizieller Startschuss der Veranstaltung
MessprinzipZeitnahme startet erst, wenn der Läufer die Startlinie passiertZeitnahme läuft ab dem Startsignal für alle Teilnehmenden
Berücksichtigung von StartverzögerungenJa, Wartezeiten im Startblock werden nicht mitgemessenNein, Wartezeiten zählen zur Laufzeit
Relevanz für persönliche BestzeitenSehr hoch – realistische Abbildung der tatsächlichen LaufleistungEingeschränkt – abhängig von Startposition und Teilnehmerzahl
Wertung in ErgebnislistenOft für Altersklassen- und persönliche RankingsMeist entscheidend für Gesamtplatzierungen und Sieger
VorteileFair für Massenstarts, präzise individuelle ZeitmessungKlare Vergleichbarkeit für die Elite und Podiumsplätze
NachteileKann von der offiziellen Siegerzeit abweichenBenachteiligt Läufer mit später Startposition
Typische EinsatzbereicheVolksläufe, Marathons, Halbmarathons, City RunsElitewertung, Meisterschaften, offizielle Siegerermittlung

Was gibt die Bruttozeit beim Laufen an?

Die Bruttozeit ist die ursprüngliche Art der Zeitmessung beim Straßenlauf. Die Messung startet für alle Läufer mit dem Startschuss. Somit verfügen alle Startenden über eine einheitliche Startzeit, unabhängig davon, wie nah sie an der Ziellinie stehen und wann sie diese tatsächlich überqueren. Die Zeitmessung stoppt mit dem Überschreiten der Ziellinie. Die Laufzeit ergibt sich dann aus der Differenz zwischen der Zielzeit und der Startzeit des Rennens.
Wenn ein Straßenlauf zum Beispiel um 9:00:00 Uhr startet, gilt 9:00:00 für alle Läufer als Startzeit. Wenn ein Starter die Ziellinie um 9:46:32 überläuft, ergibt sich eine persönliche Laufzeit von 46:32 Minuten. Wenn der Läufer aber tatsächlich erst um 09:05:00 Uhr die Startlinie überquert hat, so gilt trotzdem die 46:32 Minuten als Bruttozeit für den Wettkampf, da als Startzeit für alle Läufer der offizielle Rennstart um 09:00:00 Uhr gilt. Daher versuchen bei Wettkämpfen mit Bruttozeitwertung viele Läufer möglichst gleich aus der ersten Reihe zu starten.

Was gibt die Nettozeit beim Laufen an?

Moderne und präzisere Methoden der Zeitmessung arbeiten mit sogenannten Transponderchips. Vor dem Start erhält jeder Läufer einen solchen Chip. Wenn er die Startlinie überquert, löst der Chip die individuelle Zeitmessung aus. Somit erhält jeder Läufer eine eigene Startzeit sowie nach dem Überqueren der Ziellinie eine persönliche Zielzeit. Die Nettozeit ergibt sich wie bei der Bruttozeit aus der Differenz zwischen der Zielzeit und der Startzeit. Um das vorherige Beispiel wieder aufzugreifen: Der Startschuss wird exakt um 9:00:00 Uhr gegeben. Der Läufer überquert die Startlinie um 9:00:22. Erst in diesem Moment löst der Transponderchip die Zeitmessung aus. Die Ziellinie überläuft er um 9:46:32. Aus der Differenz zur persönlichen Startzeit ergibt sich die Laufzeit von 46:10 Minuten.

Zu beachten ist, daß auf den offiziellen Zeitanzeigen am Streckenrand immer die Bruttozeiten angegeben werden, genauso wie beim Zieleinlauf. Daher sollte man sich als Läufer entweder die „Verspätung“ beim Start merken, mit der man die Ziellinie überqwert hat, damit man bei den Streckenanzeigen dann beispielsweise immer 10 Minuten abziehen kann. Oder man läuft mit einer GPS-Sportuhr, die dann die persönliche Laufzeit anzeigt und somit ein individuelles Pacing zulässt.

Gerade bei großen Wettkämpfen wird in sogenannten Startwellen gestartet. Beim Berlin-Marathon startet die Elite beispielsweise schon um 09:00:00 Uhr morgens und startet damit auch die Bruttozeit. Die hinteren Startwellen starten dann teils sogar erst nach 10:00:00 Uhr, was also eine beachtliche Differenz von Bruttozeit und Nettozeit beim Berlin-Marathon bedeutet.

los angeles marathon finisher zieleinlauf

Vorteile und Nachteile von Brutto und Netto Zeit beim Laufen

Die Nettozeit ermöglicht eine präzisere Leistungsmessung

Der Unterschied zwischen Nettozeit und Bruttozeit liegt in der verschiedenen Ansetzung der Startzeit. Während bei der Bruttozeit die Messung mit dem Startschuss beginnt und für alle Läufer gleich ist, startet die Nettozeit erst beim Überschreiten der Startlinie. Dadurch ist der Beginn der Zeitmessung für jeden Läufer unterschiedlich. Somit werden Teilnehmer, die sich weiter hinten im Starterfeld befinden, nicht benachteiligt. Bei einem knappen Rennausgang kann die Art der Zeitmessung durchaus über Platzierungen entscheiden.
Insbesondere bei den größten Marathons führt diese Messmethode für einem strukturierteren Start in Wellen, der dafür sorgt, daß sich die Läufer nicht gegenseitig behindern und die Anzahl der Läufer, die gleichzeitig auf der Strecke sind, besser kontrolliert werden können.

Die Vorteile und Nachteile der Nettozeitmessung

Die Nettozeitmessung ist für die individuelle Leistungsmessung besser geeignet. Mit ihr erhält jeder Läufer seine tatsächliche Laufzeit. Die Entfernung von der Startlinie spielt keine Rolle und verfälscht die Zeitmessung nicht. Wirkliche Nachteile bei der Nettozeitmessung nicht – vom leicht erhöhten technischen Aufwand abgesehen. Einige Laufpuristen finden aber, daß die traditionelle Messmethode über die Bruttozeit, die klassische, ursprüngliche Messmethode ist.

Die Vorteile und Nachteile der Bruttozeitmessung

Die Bruttozeitmessung ist ein einfaches Verfahren, das keine teure und aufwändige technische Ausrüstung erfordert. Der Veranstalter benötigt nur eine Zeitmessmatte, die auf der Ziellinie ausgelegt wird. Wenn die Teilnehmerzahl etwas überschaubarer ist, kann sogar auf die Zielmatte verzichtet werden und die Starter werden per Stoppuhr im Ziel gemessen. Dadurch, daß die Reihenfolge des Zieleinlaufes dann auch die wirkliche Rennplatzierung ist, sind auch sofort die Gewinner des Laufes bekannt.
Die Nettozeitmessung funktioniert hingegen nur mit zwei Zeitmessmatten, wobei eine auf der Startlinie und eine auf der Ziellinie platziert wird. Kosten und Aufwand fallen für den Veranstalter von Straßenläufen bei der Bruttozeitmessung geringer aus.
Neben der Ungenauigkeit der tatsächlich benötigten Laufzeit ist vor allem der Rennstart eine Herausforderung, wenn es sich um ein größeres Starterfeld handelt. Da alle ambitionierten Läufer möglichst sofort nach dem Startschuss über die Startlinie kommen wollen, sind Gedränge, Geschubse und sogar kleinere Handgreiflichkeiten keine Seltenheit im Startblock. Denn es zählt eben einzig und allein, in welcher Reihenfolge man über die Ziellinie kommt, um den Wettkampf zu gewinnen.

Wie geht man in der Leichtathletik mit der Zeitmessung um?

Obwohl die Nettozeit die gerechtere Variante der Zeitmessung ist, sieht das Regelwerk der Leichtathletik die Bruttozeit als Grundlage vor. Über die Platzierung soll allein die Einlaufreihenfolge im Ziel entscheiden. Denn diese Variante ist zuschauerfreundlicher. Es kann also bei der Nettozeit durchaus vorkommen, dass Jemand, der als 25. die Ziellinie überschreitet, eine schnellere Nettozeit hat als ein Läufer, der als 20. ins Ziel kommt. Einfach weil der 25te dem Feld etwas Vorsprung gegeben hat und später über die Startlinie ist, um taktisch ein Aufholrennen zu laufen, anstatt gleich im Spitzenfeld mitzulaufen. Bei der Bruttozeit zählt hingegen nur die Reihenfolge des Zieleinlauf selbst. Wer als 20ter über die Ziellinie kommt, ist und bleibt auch Platz 20.

Bei Straßenläufen mit vielen Teilnehmern dauert es lange, bis alle Läufer im Ziel angekommen sind. Manchmal anderthalb Stunden und länger. Man müsste bei der Annahme der Nettozeit abwarten, bis jeder Läufer die Ziellinie überschritten hat, um die Platzierungen exakt festlegen zu können. Das ist Zuschauern und Medien schwer vermittelbar. Schließlich ist es denkbar, dass Läufer aus dem hinteren Starterfeld schneller sind als weiter vorne startende Läufer. Es handelt sich zwar zumeist nur um Differenzen zwischen 10 und 30 Sekunden. Diese können bei einem engen Rennausgang aber entscheidend sein.

Die Zeitmessung im Training

Um auch kleinere Leistungsveränderungen feststellen zu können, ist eine präzise Zeitmessung bei Trainingsläufern erforderlich. Oftmals sind Trainingsgruppen aber so klein, dass ein Unterschied zwischen Brutto- und Nettozeit gar nicht entsteht. Wichtiger ist hingegen die Ermittlung von Zwischenzeit, um die Lauf-Performance auf bestimmten Streckenabschnitten zu ermitteln.

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Die Zeitangaben auf Urkunden von Laufveranstaltungen

Es hat sich bei den meisten Veranstaltungen eingebürgert, beide Arten der Zeitmessung auf Urkunden zu vermerken. Dort findet man die Bruttozeit, wie auch die etwas niedrigere Nettozeit. Andere Abkürzungen und Angaben auf Urkunden sind, je nach Wettkampf:

  • DNS: Did not Start – Der Läufer ist nicht ins Rennen gestartet
  • DNF: Did not Finish – Der Läufer hat das Rennen nicht beendet und ist vor dem Ziel von der Strecke gegangen.
  • DQ: Disqalified – Der Läufer wurde disqualifiziert, z.B. wegen Regelbruch oder unsportlichem Verhalten, z.B. die Strecke abkürzen
  • AK-Wertung: Platzierung in der Altersklasse, z.B. Platz 10 der Vierzigjährigen
  • M/W/D-Wertung: Platzierung nach Geschlecht, z.B. Platz 10 aller Frauen

Wie werden Brutto- und Nettozeitmessung eingesetzt?

Bei großen Laufveranstaltungen mit über 1.000 Teilnehmern wie beispielsweise dem Berlin-Marathon gibt es in der Regel immer eine Brutto- und eine Nettozeitmessung. Darüber hinaus werde oftmals sogar Zeitmessmatten auf der Strecke platziert, um Zwischenzeiten messen zu können. Bei kleineren Laufveranstaltungen mit weniger als 200 Läufern wird meistens allein die Bruttozeit ermittelt. Wenn vergleichsweise wenige Teilnehmer gleichzeitig starten, fällt der Zeitunterschied zwischen vorne und hinten im Starterfeld platzierten Läufern nicht so groß aus. Außerdem spart der Veranstalter durch eine weniger aufwändige Bruttozeitmessung Kosten.

Festlegung des Bundeswettkampfausschusses zur Zeitnahme im Laufsport

Der Bundeswettkampfausschuss für Straßenläufe hat beschlossen, dass bei professionellen Laufveranstaltungen ein Transpondersystem zulässig ist. Ergebnisse sollen sowohl in der Bruttozeit als auch in der Nettozeit aufgeführt werden. Die festgestellten Nettozeiten können als statistische Größe in die Bestenlisten aufgenommen werden. Jedoch sind für die Platzierungen und Siegerehrungen ausschließlich die Bruttozeiten maßgeblich. Der Sieger ist also immer derjenige Läufer, der als Erster die Ziellinie überschreitet. Die Bestimmungen gelten für jeden Veranstalter, jeden Läufer und alle Altersklassen.

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