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Tour de France: Im gelben Trikot den Frauen auf der Spur

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Fotos: Cannondale

Bei der Tour de France fahren sich die Herren in dem gelben Trikot an die Spitze des Radsports. Dabei darf ein Großteil der Profis bei dem Rennen gar nicht erst antreten. Der Grund: Ihr Geschlecht. Denn die Tour de France – ihres Zeichens immerhin der größte Radsportwettbewerb der Welt, steht seit Beginn seiner Geschichte nur männlichen Teilnehmern offen. Und während die Organisatoren mit dem logischen Schritt warten, auch den Damen die Türen zur Teilnahme zu öffnen, gehen – oder genauer: fahren – eben diese ihn nun seit geraumer Zeit wortwörtlich einfach selbst. Denn seit nunmehr vier Jahren fahren die männlichen Radprofis gewissermaßen auf den Spuren der weiblichen Kolleginnen, die alle 21 Abschnitte der Tour de France jeweils einen Tag vorher absolvieren.

Die Gründe dafür sind vielzählig, führen aber immer wieder zu einem Hauptziel zurück: Der Öffnung der Teilnahm an der Tour de France für Männer und Frauen.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass sich das (Fahr)Rad der Zeit in Bezug auf das prestigeträchtige Radrennen in und um Frankreich sehr langsam dreht. Immerhin seit 1903 gibt die Tour de France männlichen Ausnahmesportlern die Möglichkeit, sich mit einem Sieg nicht nur in die Herzen der Zuschauer und Sponsoren, sondern auch in die Geschichtsbücher zu radeln.

Frauen fand und findet man auch weiterhin bisher nur abseits des Geschehens oder, alternativ, mit breitem Lächeln und knappem Rock bei der Siegerehrung als Accessoire. Zwar gab es ab 1984 ein internationales Radrennen für Frauen, zunächst unter dem Namen Tour Cycliste Féminin, ab 1998 dann Grande Boucle Féminine. Allerdings war dieses Rennen nicht nur weder in puncto Länge, sportlicher Leistung, öffentlichem Interesse und Sponsorenunterstützung dem Pendant für männliche Radsportler ebenbürtig. Es fand außerdem weder in zeitlicher, noch örtlicher Relation zur Tour de France statt und musste überdies regelmäßig einige Jahre pausieren, ehe es 2009 bisher zuletzt ausgerichtet wurde.

Ein Status Quo, mit dem sich durchaus nicht alle zufrieden geben wollen. 111 Jahre nach der ersten Tour de France entwickelte Claire Floret, ihres Zeichens selbst begabte Radsportlern aus Frankreich, ein Projekt, um genau diesen zu verändern. Ihre Devise: Frauen gehörten ebenso aufs Fahrrad und ebenso in den sportlichen Wettkampf, wie ihre männlichen Kollegen. „Frauen aufs Rad bringen“ gibt ihrem Projekt gleichermaßen den Sinn und das Motto – im Original „Donnons des elles au vélo“.
Begeisterung für den Radsport und die Liebe zum sportlichen Wettbewerb finden sich also auf beiden Seiten der Geschlechtergrenzen.

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Wo viele Gemeinsamkeiten sind, dominieren hier allerdings die Unterschiede. Frauen bekommen, nicht nur im Radsport, sondern in wohl allen Bereichen des professionellen Sports, deutlich weniger mediale Aufmerksamkeit, weniger Entlohnung und finanzielle Möglichkeiten, als ihre männlichen Kollegen. Im Falle der inoffiziellen Tour de France von Floret und Co gibt es außerdem auch deutlich weniger Sicherheit.

Denn während die Abschnitte und Straßen während des offiziellen jährlichen Ausnahmeevent des Radsports gesperrt und durch Sicherheitskräfte verständlicherweise akribisch überwacht werden sind, erleben die radelnden Sportlerinnen einen Tag vorher genau das Gegenteil. Das ist aber natürlich auch der Grund, weshalb sie die Strecke überhaupt mit nur einem Tag Unterschied fast zeitgleich absolvieren können.

Abhalten lassen sich die Damen des Radsports allerdings von keinen Hindernissen. So stieg die Anzahl der komplett Teilnehmenden in den letzten Jahren von drei aus dem Anfangsjahr zu 12 Fahrerinnen in diesem Jahr. Dazu kommen außerdem noch diejenigen, die für einzelne Abschnitte der Strecke und verschiedene Etappen in die Pedale treten, deren Zahl im vergangenen Jahr auf 400 Radfahrerinnen stieg.
Statt hinter den Kulissen zu bleiben, absolvieren die Damen der inoffiziellen Tour de France für Frauen die gleiche 3351 Kilometer auf 3351 Etappen und hoffen, anstelle nur vor Worten die Leistung auf den Pedalen für sich sprechen zu lassen. Die Hoffnung darauf, dass sie sich bald auf der Weltbühne gemeinsam mit den männlichen Radsportlern messen dürfen, lebt also weiterhin.

Aber nicht nur seitens der Rennleitung ist man sehr auf die Radfahrer fokussiert. Schaut man in die Wettplattformen und Fanlager, so ist auch dort das Hauptaugenmerk auf die Männer gerichtet. Man fühlt sich fast ein wenig an den Fußball erinnert, wo auch Welten in der medialen Aufmerksamkeit und bei den Gehältern zwischen den Geschlechtern liegen. Obwohl die spielerische Qualität im Frauenfußball häufig sogar besser ist. Hoffen wir also, daß sich die Tour de France offiziell öffnet und nicht mit Nebenrennen wie der La Course by Le Tour de France, die Radfahrerinnen adressiert, sondern auch eine offizielle Frauenwertung einführt.

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2 Kommentare

  • Benutzerbild von Sacha Gortchakoff
    Antworten Sacha Gortchakoff 2. April 2020 um 15:45

    von wann ist denn dieser Artikel ?

    • Benutzerbild von Daniel
      Antworten Daniel 2. April 2020 um 16:26

      Hi Sacha, der ist von 2018. Warum?

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