Zumindest unter Läufern und Triathleten ist es keine Seltenheit mehr, daß Startnummern für Rennen getauscht, verkauft oder kostenlos weitergegeben werden. Wäre ja schade, wenn der Platz verfällt, mag man denken. Doch es gibt Gründe seine Startplätze nicht weiterzugeben.
1. Unterstütze nicht den Schwarzmarkt und die Geldschneider
Bei populären Läufen, wie dem Venloop hört man immer wieder davon. Nach spätestens 24 Stunden sind die 20.000 Startplätze ausverkauft. Und genau so schnell tauchen dann in den Facebook-Gruppen und Tauschbörsen die Ticketangebote auf – weil man angeblich verletzt sei, die Hochzeitsreise, den Geburtstag der Schwiegermutter vergessen oder sonst eine Ausrede hat – warum man nicht antreten kann und nun den Startplatz „leider“ loswerden muss. Natürlich leider nicht für den ursprünglich gezahlten Betrag, sondern gern mal für mehr als das Doppelte.
Dabei kann man den Startplatz bei vielen Rennen stornieren und bekommt sein Geld zurück oder einen Gutschein für einen kostenlosen Startplatz im Folgejahr.
Wer also solche überteuerten Schwarzmarkttickets kauft, sorgt also auch dafür, daß sich dieses Geschäft des Startplatzaufkaufs für die Schwarzmarkthändler lohnt. Nur wenn es sich aber nicht lohnt, weil man nur maximal sein Startgeld vom Käufer bekommt, wird dieses Phänomen aufhören.
2. Du riskierst Sperren bei den Veranstaltern – quasi ein Hausverbot und Startverbot auf der Rennstrecke
In den Geschäftsbedingungen der meisten Veranstalter ist explizit aufgeführt, daß die Weitergabe von Startplätzen untersagt ist und zu Sperren führen kann. Damit ist nicht gemeint, daß man seinen Startplatz offiziell von einer Person auf eine andere ummelden lässt, sondern wenn Jemand anderes unter dem Namen des ursprünglich gemeldeten Läufers startet.
Wird man also dabei ertappt, kann es sein, daß man auf einer Sperrliste landet und keine Startplätze bei diesem Veranstalter oder zumindest für dieses beim Veranstalter kaufen kann. In den AGB des Berlin-Marathon heisst es zum Beispiel:
Wird die offiziell zugeteilte Startnummer in irgendeiner Weise weitergegeben, durch falsche Angaben erschlichen oder verändert, insbesondere der Werbeaufdruck unsichtbar oder unkenntlich gemacht, so kann der/die Teilnehmer*in von der Teilnahme ausgeschlossen und es können ggf. Startverbote für die Zukunft ausgesprochen werden; in jedem Falle wird diese/r Teilnehmer*in von der Zeitwertung ausgeschlossen (Disqualifikation). Eine Disqualifikation oder ein Startverbot kann auch bei grob unsportlichem Verhalten oder bei wiederholt oder wesentlich unplausiblen Durchgangszeiten oder Zahlungsrückständen erfolgen. Im Übrigen gelten die Regeln des nationalen und internationalen Sportrechts sowie § 3 Absatz 5 dieser Allgemeinen Teilnahmebedingungen entsprechend.
3. Du bist absolut unfair gegenüber anderen Startern
Der wichtigste Grund, seine Startplätze nicht ohne Umschreibung weiterzugeben, ist aber die Fairness vor den anderen Läufern. Denn ohne etwas Böses dabei zu denken, beeinflusst Ihr mit der Aktion die zahlreichen Platzierungen bei den Rennen und damit auch die Platzierungen aller richtig gemeldeten Läufer.
Es ist nämlich gar nicht so selten, wie man denkt, daß zumindest in der Wertung der Altersklassen auch Podiumsplätze von „Startnummerübernehmern“ geholt werden. Da auch Startnummern zwischen den Geschlechtern weitergegeben werden, schnappen auch Männer in der Damenwertung wichtige Plätze weg.
Denkt man jetzt an die Frau, die sich intensiv auf das Rennen vorbereitet hat und nun nur Zweite oder Dritte oder sogar vierte in Ihrer Altersklasse geworden ist, weil ein Mann mit einer Frauenstartnummer in der gleichen Altersgruppe schneller war, lässt mich das grübeln.
Denn auch ich habe das bisher als „nicht so wild“ angesehen, zumindest bei den kleineren Rennen. Doch am Ende ist es für jede Position im Ranking das Gleiche. Wenn man nicht den ehrlichen richtigen Platz in der Wertung bekommt, weil sich Leute mit falschen Geburtsdaten, Geschlecht und Name weiter vorn platziert haben, ist das unfair.
Daher halte ich auch nichts von Männern, die mit einer Perrücke und im Kleidchen beim Frauenläufen starten. Denn sie nehmen anderen die Platzierungen weg. Auch wenn es wie ein lustiger Streich klingt.
Jeder der weiß, wie hart eine Wettkampfvorbereitung sein kann, sollte den Athleten auch den gerechten Rang in den Resultaten zugestehen und daher nicht unter fremdem Namen laufen.
Wie es richtig geht? Stornieren oder Ummelden statt Fremdstarten
Es gibt aber auch die fairen Wege, wenn man bei einem Rennen nicht starten kann und der muss nicht heißen, daß man den Startplatz einfach verfallen lässt. Bei vielen Läufen ist es möglich auch noch bis kurz vor dem Wettkampftag, die Daten der startenden Person zu ändern. Damit ist dann wieder das Alter und Geschlecht korrigiert. Und das man sich die Ummeldegebühr – meist nicht mehr als 5€ – dann vom übernehmenden erstatten lässt, ist ja auch nur fair und hat noch nichts mit Abzocke zu tun.
Bei vielen Läufen ist aber auch das Stornieren der Teilnahme möglich, allerdings nicht mehr unmittelbar vor dem Rennen. In der Stornofrist bekommt man dann entweder anteilig die Startgebühren zurück, teilweise sogar komplett oder man erhält einen Gutschein für einen Startplatz im nächsten Jahr.
Bei sehr großen Rennen, wie dem Berlin-Marathon, ist eine Übertragung oder ein Storno nicht möglich, aber bei Verletzungen oder Krankheit bekommt man gegen Vorlage eines Attestes einen Startgutschein.
Also schaut doch noch mal kritisch auf Euren Laufkalender und denkt an die Fairness gegenüber den anderen Starter, wenn Ihr selbst nicht starten könnt, aber schon einen Startplatz habt.
4 Kommentare
Guter Artikel, den ich zu 100% unterschreibe!
In meinem Umfeld kenne ich so ein „Exemplar“ welches die Laufzeiten hin und wieder „verschönte“, die Laufzeit eines 10KM-Laufes als Viertel-Marathon darstellte, in vielen Fällen maßlos mit seinen Leistungen übertrieb und nachweislich zweimal Startnummern getauscht hat. Ganz schlimm war es bei Österreichs größten Berglauf, wo er mit einem guten Athleten die Startnummern tauschte (der dafür sogar bremsen musste) und dafür den zweiten Platz in seiner Altersklasse erreicht hat. Nicht genug, dass er einem anderen diesen Platz stahl, regte er sich noch über den „mickrigen“ Preis auf, den er dafür erhielt. Die lebenslange Sperre war wohlverdient, dem richtigen Zweiten den Moment des Erfolges zu nehmen ging aber unwiederbringlich verloren!
Liebe Grüße aus Kärnten und eine schöne Zeit – Reinhard
Hallo Reinhard, das ist natürlich dreist. Bei mir war es eher unüberlegt, wenn ich Nummern angenommen oder weitergegeben habe. Was das mit den Altersklassenwertungen macht, hatte ich einfach nicht bedacht. Daher jetzt auch dieser Beitrag, um mehr Starter zum Nachdenken zu bringen.
Guter Beitrag und tatsächlich werde ich ihn ein paar Sportkollegen zu lesen geben… wenigstens mal darüber nachdenken wäre ein erster Schritt.
Dankeschön.
Viele Grüße,
Claudi
Danke Claudi, wahrscheinlich sind vielen die Auswirkungen garnicht bewusst. Alles Gute für die neue Saison! Daniel