Meine Glückssträhne in Bezug auf Laufveranstaltungen setzt sich in dieser Saison erfreulicher Weise fort. Denn für den Wings for Life World Run in München konnte man sich für das offizielle Salomon Suunto Pacemaker Team bewerben und ich war einer der Glücklichen und durfte nun also endlich auch mal in München beim WFLWR starten!
Schon 2016 und 2017 war ich beim Wings for Life World Run mitgelaufen, war aber immer in Polen in Poznan gestartet, da das in nur 2,5h mit dem Auto von Berlin recht bequem erreichbar ist – zumindest bequemer als München.
Mit dem offiziellen Auftrag, als Pacemaker mit einer Fahne auf den Rücken geschnallt, den Startern zu helfen, die 20km-Distanz zu erreichen, gab es nun auch den perfekten Anlass in München zu starten. Wie es sich auf der Strecke des World Run in München läuft, darum geht es heute in meinem Erfahrungsbericht.
Termine, Anmeldung und Startplatz für den Wings for Life World Run München
Wie für die anderen globalen Austragungsorte auch, kann man sich für den Wings for Life World Run in München, einfach online anmelden. Wenn man sich für den Lauf bis zum Ende des Jahres anmeldet, liegen die Kosten für den Startplatz bei 39€ und steigen danach auf 49€ für die Startgebühr. Da alle Einnahmen in die Forschung gehen und für wohltätige Zwecke eingesetzt werden, kann man aber gern den Startplatzkauf gleich noch mit einer Spende verbinden.
Da in München der einzige offizielle Wings for Life World Run in Deutschland stattfindet, sind die 12.000 Startplätze meist schnell ausgebucht. Daher sollte man nicht zu lange überlegen, ob man in München starten möchte.
Die offizielle Registrierung ist meist ab Oktober möglich und der Lauf findet Anfang Mai statt. Im nächsten Jahr geht es zum Termin am 3. Mai 2020 zum Wings for Life World Run.
Wer keinen Startplatz mehr ergattert oder nicht extra anreisen möchte, findet aber bundesweit viele Events, wo das Rennen virtuell als App Run durchgeführt wird.
Wings for Life Rechner für die Strecke und Catcher Car Geschwindigkeit
Beim WFLWR läuft man ja bekannter Maßen einem sogenannten Catcher Car davon, daß mit einiger Verzögerung nach dem Start losfährt und dann langsam an Geschwindigkeit zunimmt. Wird man vom Catcher Car überholt, ist das Rennen beendet.
Wenn man also eine bestimmte Entfernung beim Wings for Life World Run schaffen möchte, muss man sich vorher ganz genau ausrechnen, welche Pace man laufen muss, um dieses Ziel auch wirklich zu schaffen.
Ab dem Rennstart bekommt man als Läufer 30 Minuten Vorsprung und danach fährt das Catcher Car mit 14km/h los, was einer Pace von 4:17 entspricht, und wird dann alle 30 Minuten schneller:
13:00 UTC – Rennstart
13:30 UTC – Das Catcher Car startet – Tempo: 14 km/h (Pace 4:17min/km)
14:00 UTC – Tempoerhöhung: 15 km/h
14:30 UTC – Tempoerhöhung: 16 km/h
15:00 UTC – Tempoerhöhung: 17 km/h
15:30 UTC – Tempoerhöhung: 18 km/h
16:00 UTC – Tempoerhöhung: 22 km/h
16:30 UTC – Tempoerhöhung: 26 km/h
17:00 UTC – Tempoerhöhung: 30 km/h
17:30 UTC – Tempoerhöhung: 34 km/h
Wie gesagt, kann man sich mit dem Goal Calculator vorher ausrechnen, wie schnell man laufen muss.
Man kann sich aber auch an einen der offiziellen Pacemaker dranhängen und kommt so ebenfalls auf die gewünschte Entfernung. Der Vorteil der Pacemaker-Variante ist, daß diese eventuelle Verzögerungen beim Start mit einkalkulieren können und dann die Pace entsprechend anpassen. Laut offiziellem Plan, müsste man für meine 20km, die ich als Pacemaker laufen sollte, eine Pace von 5:30 laufen und die 20km in 1:50h schaffen.
Start und Erfahrungen von der Strecke
Das Tolle beim Wings for Life World Run ist ja, daß in allen Städten rund um die Welt, gleichzeitig das Rennen gestartet wird. Dadurch liegt die Startzeit in München auch bei 13.00 Uhr, sodass man eben auch ganz bequem morgens anreisen kann.
In München wird vom Olympiastadion gestartet, wo sehr viel Platz für Gepäckaufgabe, Startnummernabholung und auch die Verpflegung ist. Alles ist sehr gut organisiert und ich musste gerade einmal 5 Minuten anstehen, um meine Startnummer abzuholen.
Aber zurück zum Start. Der Startschuss viel pünktlich um 13.00 Uhr und dann passierte erstmal nichts. Zumindest subjektiv. Wir hatten uns als Pacemaker ein wenig aufgeteilt und es gab 2 Pacemaker für die 20km. Ich hatte mich etwas weiter nach hinten gestellt und war am Ende des dritten Startblocks. Wichtig ist zu beachten, daß es sich nicht wie bei anderen Rennen um eine Brutto/Nettozeit handelt, wo man erst gewertet wird, wenn man die Startlinie überquert. Beim WFLWR startet das Rennen um 13.00 Uhr und das ist auch die maßgebliche Zeit für das Catcher Car.
Leider sind die ersten Kilometer nach dem Start, die erstmal kreuz- und quer durch den Olympiapark führen, sehr schmal sodass es immer wieder zu Staus, Verzögerungen und einem ziemlich langsamen Lauftempo kommt. Bis ich über die Startlinie kam und den ersten Kilometer geschafft hatte, vergingen fast 10 Minuten. Für den zweiten Kilometer brauchte ich nochmal fast 6 Minuten. Das bedeutete, daß die 20km nicht mehr in der mit dem Rechner geplanten Pace von 5:30 zu schaffen sein würden. Kein Problem für mich, aber gemein für die Läufer, die sich darauf eingestellt hatten.
Nach ein paar Kilometern hat man es dann aber geschafft und es geht auf breitere Straßen und das Feld fängt sich an, langsam aufzudröseln. Trotzdem ist der Rennstart damit wirklich sehr unruhig und an ein kontrolliertes, gleichmäßiges Laufen ist erstmal nicht zu denken. Hat man sich aber erstmal durch die Startphase durchgearbeitet, kann man befreit laufen, die schöne Strecke und die gute Stimmung genießen und sich aufmachen, die verlorenen Minuten wieder gutzumachen.
Ich entschied mich dazu, daß Rennen für meine 20km-Gruppe in drei Teile einzugliedern. Wir hatten also den langsamen, nicht geplanten Startteil hinter uns gelassen und ich versuchte nun in einem schnelleren, mittleren Teil etwas Zeit gutzumachen, damit wir die Durchschnittspace im letzten Drittel wieder etwas reduzieren könnten, um noch spaßbetont und nicht auf Anschlag in unsere Zielzone zu kommen.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.strava.com zu laden.
Das funktionierte auch überraschen gut und ich konnte unterwegs noch viele Läufer einsammeln, die den ersten 20km-Pacemaker, der weiter vor mir lief, schon verloren hatten und nun mit meiner Gruppe einen neuen Versuch starten konnten, doch noch die 20km zu erreichen. Letztlich hatten wir sogar noch einen kleinen Puffer zum Catcher Car, als wir die 20km erreichten. Also nahmen wir die Füße in die Hand und ballerten alles raus, was ging, damit auch die Halbmarathondistanz noch fällt.
Es ist erstaunlich, wie lange es dann doch noch dauert, bis man wirklich vom Catcher Car überholt wird, auch wenn man es von hinten schon hört und es durch diverse vorausfahrende Ordner begleitet wird. Meine Puste reichte bis knapp über 22km und danach ging es weiter im Schneckentempo zum nächsten Verpflegungspunkt – erstmal schnell trinken, frisch machen und dann im lockeren Trab zurück zum Bus, der etwa einen Kilometer hinter unserem Zielpunkt lag.
Von dort ging es dann zurück zum Start. Witziger Weise fährt man beim Wings for Life World Run mit dem Bus ins Olympiastadion hinein und dann über die Tartanbahn, wo man dann über Treppen hoch zur Taschenausgabe, der Verpflegung und zu den Medaillen kommt. Wer wirklich alles gegeben hat, kann man daran erkennen, wie die Leute diese Treppe erklimmen.
Ergebnisse und Bilder vom Wings for Life World Run
Die Ergebnisse vom Wings for Life World Run sind online über die WFLWR-Seite abrufbar, wo man sich auch seine Urkunde ausdrucken kann. Darauf sieht man nicht nur seine Platzierung für den jeweiligen Ort, wo man gelaufen ist, sondern auch, wie man sich global so geschlagen hat.
Der Vorteil, wenn man an einem der offiziellen Rennen teilnimmt und nicht nur über die App ist, daß man eine Medaille bekommt und außerdem im Startbeutel ein Event-Shirt mit dabei ist. Wenn man mag, kann man im Zielbereich auch sein Ergebnis auf das Shirt aufdrucken lassen.
Ein wenig schade finde ich, daß es keine Bilder vom Wings for Life World Run gibt. Bei den meisten anderen Rennen sind ja Fotografen auf der Strecke positioniert, über die man dann ein paar persönliche Rennbilder bekommen kann. Beim WFLWR muss man schon selbst dafür sorgen, daß jemand Fotos macht – wobei das beliebteste Motiv sowieso ein Foto mit dem Kilometerschild ist, bis zu dem man es geschafft hat. Und das kann man ja von anderen Läufern von sich machen lassen.
Fazit und Erfahrungen vom Wings for Life World Run in München
Insgesamt hat mit der Wings for Life World Run in München sehr gut gefallen, da die Organisation wirklich sehr gut ist. Man bekommt genügend Verpflegung, muss auf nichts lange warten und für Reisende wie mich, sind auch die Duschen eine tolle Sache, da man sich von dem Weg zum Flughafen noch einmal frischmachen kann.
Einzig getrübt wird das Vergnügen vom Stau beim Rennstart. Wer also ambitionierte Ziele hat, sollte versuchen weit vorn zu starten und die Verzögerungszeit mit in die Pace einplanen. Alternativ kann man natürlich von einer anderen Location in starten, die es in Europa und weltweit gibt. Und letztlich sollte man auch nicht vergessen, daß es trotz aller Ambitionen ein Charity-Rennen ist und es um den Spaß, das gemeinsame Erlebnis und die gute Sache geht. Da kann man seinen Ehrgeiz auch mal ein wenig zurückstellen.
Für mich war besonders das Erlebnis als Pacemaker ein Highlight und ich danke allen Läufern, die sich nach dem Lauf bei mir gemeldet haben, weil ich sie gezogen und motiviert habe. So ein Lob zu bekommen ist ein tolles Gefühl und eine große Motivation, gerade weil die Renntaktik wegen der Verzögerung doch ziemlich brutal war.
Zu guter letzt natürlich auch ein großes Dankeschön an Salomon und Suunto für die professionelle Ausstattung und die Möglichkeit, im Pacemaker-Team dabei zu sein. Ein lieber Gruß geht natürlich auch an meine Pacemaker-Kollegen!
Wenn Ihr mit mir unterwegs wart oder auch schon eigene Erfahrungen beim Wings for Life World Run gesammelt habt, egal ob in München oder anderswo, dann hinterlasst doch gern einen Kommentar mit Euren Eindrücken, Lob oder Kritik.
Wie funktioniert der Wings for Life World Run
Wer das Konzept des Wings for Life World Run noch nicht kennt, bekommt hier noch einmal die Kurzfassung, wie dieses besondere Format einer Laufveranstaltung funktioniert.
Keine Kommentare