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Gletschermarathon im Pitztal. Das Marathon Wunder von Imst.

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Es gibt so Dinge, von denen man nicht mal auf die Idee kommt, daß es sie überhaupt geben könnte. Und dazu gehört auf jeden Fall der Gletschermarathon, der einmal im Jahr für 42 Kilometer durch das sommerliche Pitztal bis nach Imst führt. Ja ok, Marathon in Tirol hört sich jetzt nicht so besonders an, weil man natürlich sofort an Trailrunning, unendlich viele Höhenmeter und fiesen Muskelkater denkt – besonders als Flachlandläufer. Aber Halt!
Beim Gletschermarathon handelt es sich um einen klassischen Straßenmarathon der fast ausschliesslich auf Asphalt gelaufen wird und der zudem fast die gesamte Zeit bergab führt. Hört sich nach einem kleinen Läufertraum an, gibt es aber wirklich! Und dank eines Tipps von der lieben Andrea und meines zufällig mit dem Renntermin startenden Sommerurlaubs, konnte ich in diesem Jahr bei diesem Spektakel sogar selbst dabei sein und berichte Euch also heute von meinen Erfahrungen von der Strecke des Gletschermarathons.

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Anmeldung und Strecke beim Gletschermarathon

Da es sich beim Gletschermarathon immer noch um einen Geheimtipp mit einem überschaubaren Starterfeld von knapp 200 Läufern auf der Marathondistanz handelt, muss man sich um die Verfügbarkeit von Startplätzen keine Sorgen machen. Aber wie bei den meisten Läufen zahlt man um so mehr, um so später man sich entscheidet.
Gelaufen werden kann beim Gletschermarathon in verschiedenen Distanzen. Den Einstieg macht der Run & Fun mit 11,2km für 30€, gefolgt vom Halbmarathon für 45€ und dem Marathon für 50€, der auch von vier Läufern als Staffelmarathon für je 30€ pro Starter gelaufen werden kann.
Die schönste Variante ist natürlich der Marathon, der in Mandarfen im Pitztal auf 1.645m startet und dann durch das gesamte Pitztal hinunter bis nach Imst auf 750m über dem Meer führt.
Die Startnummernausgabe erfolgt am Samstag, dem Tag vor dem Rennen in der Tennishalle „Pitz Park“ in Wenns und ist nicht sonderlich spektakulär, sodass man sicher auch einfach ein paar Minuten extra am Renntag einplanen kann, um die Startnummer dann direkt vor dem Start in Mandarfen abzuholen. Aber was erledigt ist, ist erledigt und reduziert somit den Stress am Renntag – also war ich am Samstag in Wenns.

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Marathon von Mandarfen nach Imst. Meine Erfahrungen von der Strecke des Gletschermarathon

Praktischer Weise bieten die Veranstalter des Gletschermarathon einen Shuttle-Bus an, der morgens von verschiedenen Orten der Umgegend die Läufer einsammelt und dann zum Start bringt. Für Hotelgäste aus dem Pitztal ist das sogar kostenlos – ich als Imster war mit fairen 5€ für den Shuttle aber auch zufrieden.

Mein Wecker klingelte um 5:20 Uhr und ich hatte nicht gut geschlafen. Die Nacht zuvor im Stadion bei der Euro2020 in München hatte auch nicht sonderlich viel Schlaf gebracht und irgendwie steckte wohl der Anreisestress auch noch in mir. Aber egal, erstmal raus aus dem Bett, rein in die bereitgelegte Rennkluft, Espresso rein und ein paar Happen vom Haferbrei mit Trockenobst und dann rein ins Auto, damit ich den Shuttle-Bus ab dem Schwimmbad in Imst um 6:15 Uhr bloss nicht verpasse. Was ich mit mir und meinen Kopfschmerzen mache, wollte ich mir später überlegen. Eventuell wäre ja sogar ein DNS (did not start) eine Option, so komisch wie ich mich fühlte.

Aber die Stimmung besserte sich etwas, als ich am gut ausgeschilderten Parkplatz in Imst das Auto abstellte und neben einem Grüppchen recht gut gelaunter Läufer auch noch die schon deutlich wachere Andrea am Shuttle-Bus traf und somit Jemanden hatte, der sich erstmal mein Gejammer anhöhren konnte. Im Bus nickte ich dann relativ schnell weg und wachte dann ganz überraschend als anderer Mensch gegen 7:30 Uhr in Mandarfen am Start auf. Das kleine Schläfchen hatte echt noch einmal etwas gebracht und ein Red Bull besorgte dann den Rest. Ich war wieder ich selbst und auch der klassische Marathon-Start-Autopilot funktionierte wieder. Kleiner Snack, alles entleeren, was zu entleeren geht, ein wenig dehnen und erwärmen, Kleidung ablegen und ins Rennoutfit schälen, Schnürsenkel und Schuhe kontrollieren, Kleiderbeutel abgeben und bereitmachen zum Take-Off. Geht doch!

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Photo: Jasmin Walter

Pünklich um 8.00 Uhr stürmte dann die Meute nach dem Countdown durch das Starttor einen kleinen Anhang hinauf und irgendwie hatten es alle furchtbar eilig. Nach meiner langen Marathonpause und bösen Marathonleiden bei anderen überpaceten Marathons liess ich es lieber vorsichtig angehen, denn die Zeit spielte bei meinem Trainingsstand ohnehin keine Rolle. Ich wollte lieber das Marathongefühl haben, endlich wieder mal auf der Strecke zu sein und auch ein bisschen Spaß haben und nicht auf Anschlag ballern und dann auf allen Vieren ins Ziel kriechen. Meine Bestzeit hätte ich ohnehin nicht schlagen können. Also ruhig, immer auf die Herzfrequenz achten und im Notfall auch mal gehen. Ingeheim versuchte ich mich schon daran zu gewöhnen, daß ich wohl wieder einer der letzten werden würde – aber weit gefehlt.
Denn schon nach den ersten beiden Kilometern hatten die ersten Übermotivierten kleine Laufpausen eingelegt und waren nun auf der endlich einsetzenden Traumpiste einer schön ausgebauten, sanft bergab führenden Asphaltstraße schon am kämpfen. 40km to go, dachte ich mir nur!

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Photo: Jasmin Walter

Also ruhig bleiben und irgendwie ins Rennen finden. Und das war garnicht so einfach. Denn die tolle Strecke und das Gefälle verleiteten dazu, einfach die Beine rollen zu lassen, was dann aber doch wieder zu einer zu hohen Pace und Herzfrequenz führte. Auch an die Autos die selten, aber eben trotzdem auf der ersten Hälfte der Strecke unterwegs sind, muss man sich erst gewöhnen. Aber so früh an einem Sonntag morgen ist noch wenig los und die Fahrer sind allesamt sehr langsam und rücksichtsvoll unterwegs. Nach 5 Kilometern hatte ich dann aber endlich meine persönliche Dosis gefunden und war im Flow.
Nach weiteren fünf Kilometern lief ich von hinten auf eine Gruppe zu, die ziemlich entspannt und ungefähr auf meinem Tempo liefen. Also klebte ich mich einfach mit in die Gruppe hinein und brauchte eine Weile um zu bemerken, daß das gar keine Gruppe von Lauffreunden war, sondern die Truppe, die sich um den 4-Stunden-Pacemaker versammelt hatte. Und die Stimmung in der Gruppe war wirklich toll. Es wurde konzentriert und kontrolliert, aber locker gelaufen und es blieb genug Luft für ein paar Plaudereien und sogar für ein paar Fotos von der Gruppe. Liebe Grüße an dieser Stelle!!

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Für mich ging es jetzt ersteinmal um das Strecke machen und die Vorbereitung für den echten Marathon, der bekannter Weise frühestens ab Kilometer 21 beginnt, meist sogar erst ab Kilometer 30. Also locker mitgrooven, auf Hydrierung und die Gelversorgung achten und die Herzfrequenz im Auge behalten.

Also nahm ich an den Verpflegungsstationen, die in Abständen von weniger als 5km aufgebaut waren, immer ein bisschen Wasser, Iso, Cola und auch mal ein Stückchen Banane mit, um die Beine, aber auch den Magen bei guter Laune zu halten. Das Wetter war in dieser ersten Rennphase auch noch angenehm frisch und die Sonne noch etwas hinter Wolken versteckt, sodass man auch wenig Belastung durch Temperatur oder Sonne hatte.

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Photo: Jasmin Walter

Bis knapp vor die Halbmarathondistanz groovte ich mit der Truppe weiter voran, hatte mit meiner Herzfrequenz von um die 130 noch etwas Luft für eine höhere Pace, ohne gleich eine Laktatparty und damit eine Übersäuerung der Muskulatur zu riskieren. Also sagte ich zum Abschied leise Bussi, Bussi und lief etwas schneller an meine selbst gesetzte Herzfrequenzgrenze von 140 heran. Ab Kilometer 26 erinnerte die Strecke dann auch zunehmend daran, daß man sich in den Bergen befindet – zum Glück hatte man mich vorgewarnt und genau dafür hatte ich Kraft gespart. Ein erster kleiner Anstieg bei 26 und dann gleich zwei endlose Anstiegskilometer bei 30 und 31. Jetzt ging es also wirklich los und es zeigte sich, wer wie clever bei seiner Rennstrategie war. Denn auch die Oberschenkel meldeten so langsam, daß sich mit der Gesamtsituation unzufrieden seinen und fragten an, ob man dieses Laufen nicht vielleicht einstellen könnte – Nix da!

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Photo: Jasmin Walter

Denn nach diesem letzten Berg vor dem fiesen Endanstieg ging es erstmal wieder wunderbar bergab, aalglatt, Ashalt, mein Terretorium. Und jetzt war es auch Zeit, sich von der Herzfrequenzbarriere zu lösen und mal ein wenig zu ballern. Egal, wann die Muskeln dichtmachen würden, ich würde das Ziel halbwegs menschlich erreichen. Und so ballerte ich den Berg hinunter und freute mich einfach nur meines Lebens, denn ich war wieder ein Läufer. All die dunkle Corona-Zeit, die verschwundene Kondition, die Extra-Kilos und der kaputte Knöchel – es war Schnee von gestern und ich war wieder im Spiel. Noch nicht in Topform, aber auf dem Spielfeld. Und so schepperte ich, laut Andrea „in einem Affentempo“ bei Kilometer 35 an eben dieser vorbei und sammelte langsam aber stetig Läufer für Läufer ein.
4:30, 4:20 – das ich solche Zeiten mal wieder in einem Marathon auf der Uhr sehen würde! Es tat mir ja schon irgendwie leid, aber ich war in meinem Läuferhigh und bereit für die letzte Schlacht.
Denn ab Kilometer 39 ging es wieder bergauf, steiler bergauf, weniger steil bergauf und dann wieder steiler – aber eben immer bergauf. Eine schöne Aufgabe für das Mentaltraining.

Wie so häufig riefen mir meine Beine zu, ich solle doch mal kurz stehenbleiben oder wenigstens gehen. Das Gehirn versuchte zu rechtfertigen, daß der davorne und die da eben ja auch gegangen seien, da könne man ja ruhig auch mal gehen. Aber nein, ich hatte mit diesem Rennende noch eine Rechnung offen vom Tschirgant Sky Run. Also war der Deal, daß gelaufen wird. Egal wie langsam, aber es wird gelaufen.

Inzwischen war die Sonne auch schon gut am Start und so kam zum Anstieg auch noch die Grillstufe dazu, die einem die Soße nur so das Gesicht herunterrinnen liess. Wer auch immer sich dieses Finish ausgedacht hat, xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxx xxx xxxxxxxx xxxxxx! (zensiert).

Aber irgendwann kam dann die letzte Kurve das letzte Stückchen, bevor es endlich wieder flach wurde. Also noch einmal aufrichten, Haltung zeigen, Tempo hoch und mit Siebenmeilenschritten durch das Zieltor hindurch. Geschafft! Der erste Marathon seit 2019. Mit 3:43:53h kann man sicherlich auch zufrieden sein.

Im Ziel warteten dann kühle Getränke und nichts schmeckt besser als das Finisher-Bier. Auch ein ausgedrucktes Finisher-Foto vom Zieleinlauf gab es für jeden und natürlich eine schöne hölzerne Medaille.

Wenig später kam dann auch die Crew mit dem 4er-Pacemaker ins Ziel und auch Andrea hatte es geschafft und sogar den Sieg in ihrer Altersklasse abgeräumt. Läuft bei uns!

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Fazit zum Gletschermarathon

Der Gletschermarathon ist eine unbedingte Empfehlung, da er mit seiner fast durchgängig abschüssigen Strecke auf perfektem Asphalt eine absolute Rarität ist und damit auch ein perfekter Ort, um Bestzeiten zu laufen. Natürlich sind diese Zeiten dann nicht mit Boston, New York oder Berlin zu vergleichen, aber wenn ich mal eine 3:15h oder sogar 3:00h in einem Marathon laufe, dann ist es wahrscheinlich beim Gletschermarathon.
Aber abseits von der besonderen Streckenlage, führt der Gletschermarathon auch durch eine wunderschöne Landschaft und durch die optimale Terminlage, bietet sich die Verbindung mit einem kleinen Bergurlaub ideal an.
Ich bin mir ziemlich sicher, daß ich den Gletschermarathon noch einmal laufen werde – dann aber wenn ich in einem regulären Marathonjahr noch besser in Form bin. Denn dann sind hier Zeiten von deutlich unter 3:30h für mich möglich.

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1 Kommentar

  • Benutzerbild von Andrea Löw / Running Happy
    Antworten Andrea Löw / Running Happy 8. Juli 2021 um 21:41

    Sehr cooler Bericht, lieber Daniel, und Dein Rennen war ja eh stark, Du mit dem Affentempo :) Liebe Grüße, Andrea.

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