Joe Nimble ist eine dieser Schuhmarken, die es leider schwer hat, in der gewaltigen Geräuschkulisse, den die Marketingabteilungen der globalen Konzerne erzeugen, gehört zu werden. Dabei hat Joe Nimble so viel, daß die Laufschuhe und auch das Unternehmen besonders machen.
Denn bei Joe Nimble handelt es sich um eine neue Marke, die der leidenschaftliche Marathonläufer Sebastian Bär, aus dem Familienbetrieb BÄR Schuhe heraus gegründet hat, um die Erfahrung des Familienunternehmens mit gesunden und bequemen Schuhen, auch in den Laufsport zu übertragen. Und so stammt Joe Nimble eben nicht aus Paris, New York oder Tokio, sondern aus Bietigheim-Bissingen. Und auch die Produktion soll mittelfristig komplett in Deutschland erfolgen, nachdem erste Projekte in Pirmasens bereits erfolgreich waren und die Materialien für die Produktion ohnehin aus Europa kommen und daher keine gigantischen Transportwege erfolgen. Vielleicht kann man sagen, daß Joe Nimble so eine Art Trigema der Laufschuhe ist.
Was für uns als Läufer natürlich noch relevanter ist, ist die Laufschuhe-Philosophie von Joe Nimble. „Bitte nicht stören!“ würde ich diese einfach mal nennen, denn bei Joe Nimble Laufschuhen geht es vor allem darum, einen möglichst natürlichen, organischen Laufstil zu ermöglichen und den Laufapparat dabei möglichst wenig zu stören. Angefangen hat die Story von Joe Nimble übrigens mit einem Ermüdungsbruch des Gründers, Sebastian Bär, der daraufhin einen Ärztemarathon absolvierte, bis er schließlich auf den Biomechaniker Lee Saxby stiess, der ihn wieder fit fürs Laufen machte.
Und so entstand die Zusammenarbeit für die Laufschuhe der Marke Joe Nimble und den Fokus auf natürliche Bewegungsabläufe und die Biomechanik. Teilweise werden Joe Nimble Schuhe als Barfußschuhe bezeichnet, aber zumindest für die Laufschuhe trifft das nicht zu. Denn die Schuhe verfolgen durchaus einen Natural Running Ansatz, sind aber gedämpft und daher nicht mit wirklichen, meist kaum verstärkten Barfußschuhen zu vergleichen. Nach dem Erfolg des Nimbletoes Addict hat Joe Nimble nun den Ultreya vorgestellt, den ich in den letzten Wochen getestet habe.
Auch beim Joe Nimble Ultreya stehen die Themen Natural Running und Zehenfreiheit wieder klar im Fokus und deshalb starten wir am besten damit, daß Sebastian Bär einfach selbst erklärt, warum eine geräumige Zehenbox und eine uneingeschränkte Funktionsweise der Zehen so wichtig für Läufer ist.
Übrigens wird Joe Nimble in diesem Jahr auch Sponsor und Ausrüster des berühmten Badwater 135 Ultralaufs und rüstet 88 der 100 UltraläuferInnen mit dem Ultreya aus. Auf den 217 Kilometern durch die brennende Hitze im Tal des Todes, können die neuen Ultreyas dann richtig zeigen, was sie können.
Doch schauen wir uns den neuen Joe Nimble Ultreya doch mal genauer an!
Joe Nimble Ultreya im Detail
Wenn man den Joe Nimble Ultreya zum ersten mal anzieht, mag man sich fragen, ob man wirklich die richtige Größe erwischt hat. Denn der Ultreya ist ein wirklich riesiger Schuh. Das liegt natürlich zum einen an der besonders großen Zehenbox, die das besondere Laufgefühl der Zehenfreiheit erlauben soll. Der Joe Nimble Ultreya ist also einer von wenigen Laufschuhen, die im Vorderfußbereich deutlich breiter sind, als an der Ferse.
Zudem ist der Ultreya aber auch im Fersenbereich verlängert und bei meiner Größe endet das Sohlenelement erst fast vier Zentimeter hinter meinem Hacken. Neben diesen Eigenheiten im Schuhdesign, die in der Biomechanik begründet liegen, scheint der Ultreya aber auch insgesamt ein wenig größer auszufallen.
Worauf ich aber hinaus will ist, daß man sich nicht wundern soll, ob der äußeren Dimensionen des Laufschuhs. Denn richtig geschnürt, sitzt der Ultreya wunderbar am Fuß. Aber fangen wir mal ganz von vorne an – und zwar beim Obermaterial.
Denn hier wird ein dehnbares Mesh-Textilgewebe eingesetzt, daß im Bereich vom Mittelfuß bis zur Ferse innen mit einer hauchdünnen Textilschicht abgepolstert ist und im unteren Bereich eine sehr tief liegende, weit zum Mittelfuß vorgezogene Fersenkappe hat, die für einen unglaublichen Fersenhalt sorgt. Im oberen Bereich dieser Konstruktion rund um die Ferse und den Knöchelbereich geht das Obermaterial dann aber in ein etwas dickeres Strickgewebe über. Der Halt wird also komplett aus dem tieferliegenden Schuhbereich erzeugt, während die obere Hälfte durch den weichen Strickschaft für ein sehr komfortables und vor allem reibungsfreies Tragegefühl sorgt, was vor allem Läufer mit Achillessehnenproblemen freuen dürfte. Ein schönes Detail finde ich übrigens die bombenfest angebrachte Lasche an der Ferse, die beim Anziehen hilft und mit der man die Schuhe auch mal aufhängen kann, wenn man möchte.
Im Mittelfußbereich ist übrigens innen eine Art Sockenkonstruktion aus einer Art Neoprenmaterial eingenäht, die die weich gepolsterte Zunge in Position hält und auch für ein wenig Dämpfung an den Seiten sorgt, wenn man den Schuh mit den Schnürsenkeln ordentlich festzieht. Ich laufe den Joe Nimble Ultreya in der Marathonschnürung und dann sitzt er am Spann und an der Ferse optimal.
Für das Frauenmodell wurde übrigens ein eigener Leisten entwickelt, um einen flacheren Spann und eine schmalere Ferse zu erreichen.
Das Interessanteste ist natürlich auch beim Joe Nimble Ultreya die Sohlenkonstruktion. Das Herzstück bildet die neue 18mm nmblFoam-Zwischensohle. Der neue Dämpfungsschaum, der extra für Joe Nimble entwickelt wurde, soll die Dämpfungs- und Energierückgabefähigkeit eines herkömmlichen EVA-Dämpfungsschaumes um das Zehnfache übertreffen. Leider habe ich keine Daten gefunden, um den nmblFoam mit adidas Boost (TPU) oder Nike React zu vergleichen. Jedenfalls wird der neue Schaum in einer doppellagigen Schicht als Dual-Density Dämpfungselement mit einem neuen 6mm-Evalen-Fußbett kombiniert, daß zudem über ein zusätzliches 3mm-Fersenpolster verfügt. Das neue Evalen-Material kombiniert die Vorteile von EVA und Alveolen und kommt dadurch ohne Weichmacher aus und hat eine besonders hohe Langlebigkeit. Für uns als Läufer dürfte aber vor allem das besonders homogene Materialverhalten interessant sein.
Abgerundet wird die Sohlenkonstruktion beim Joe Nimble Ultreya durch eine Außensohle aus Gummi, die durch ihre Geckostruktur einen besonders guten Grip erreichen soll. Eine Lamellendesign aus unzähligen kleinen und unterschiedlich gestalteten kleinen Gummielementen soll diesen Geckoeffekt erzeugen.
Der Joe Nimble Ultreya wiegt knapp über 400 Gramm in Größe 43 und hat eine Sprengung von 3mm, was bedeutet, daß Ferse und Ballen fast auf gleicher Höhe über dem Boden stehen. Die nmbl-Dämpfungssohle hat eine Stärke von 18mm und kombiniert mit den anderen Sohlenelementen kommt man auf eine Sohlenstärke von insgesamt 24mm. Der Joe Nimble Ultreya ist übrigens komplett als vegan einzustufen.
Joe Nimble Ultreya im Test. Meine Erfahrungen mit Joe Nimble Laufschuhen
Der Joe Nimble Ultreya fühlt sich schon beim Anziehen richtig gut an, weil er es schafft, Lockerheit und Festigkeit im Tragegefühl zu verbinden. Obwohl meine Zehen absolut locker und luftig im Schuh herumrotieren können und man auch im Knöchelbereich und der Achillessehne ein lockeres, freies und luftiges Gefühl hat, sitzt der Joe Nimble Ultreya trotzdem fest am Fuß und wird im Mittelfußbereich und auch an der Ferse optimal in Position gehalten. Auch bei einer festeren Schnürart über die Marathonschnürung sorgt die zusätzliche Polsterung im Bereich der Zunge und des Spanns für ein angenehmes Tragegefühl.
Gerade an die Zehenfreiheit muss man sich erst ein wenig gewöhnen, um die Zehen zu trainieren, wieder aktiver am Laufgeschehen teilzunehmen. Erst durch das bewusste beobachten der Zehenbewegung bei diesem Laufschuhtest habe ich gemerkt, daß meine Zehen normaler Weise weitgehend ruhig gestellt sind. Gerade wenn ich den Ultreya jetzt noch häufiger und länger laufe, wird das spannend zu beobachten, wie meine Zehen diese Einladung zum Mitlaufen in Zukunft annehmen werden.
Ansonsten ist der neue Dämpfungsschaum wirklich toll und bietet eine optimale Abstimmung aus Dämpfung, Energierückgabe und Stabilität. Obwohl man gerade im Fersenbereich deutlich merkt, wie man in den Schaum einsinkt, hat man kein Gefühl von Schwammigkeit oder Instabilität, gerade auch durch die guten Federungseigenschaften des Schaums, die einen weiter in den Abrollverlauf schieben.
Den Ultreya kann man eigentlich mit allen Lauftechniken sehr gut laufen, wobei er mir persönlich im Mittelfuß am besten gefällt. Auch für Fersenläufer kommt die Double-Layer-Dämpfung sehr angenehm, wobei extreme Hackenläufer, den Ultreya vielleicht zu hart finden. Aber wer nicht wirklich komplett im steilen Winkel auf den Hacken trifft, sondern doch eher eine größere Landezone unter dem Hacken erwischt, wird viel Freude am Ultreya haben.
Auch beim Laufen über den Fußballen ist der Dämpfungsschaum sehr angenehm und man kommt über die Zehen in einen sehr dynamischen Abdruck. Wie gesagt werde ich bei wirklich schnellen Einheiten wohl erstmal beobachten können, wie meine Zehen von der neuen Freiheit Bebrauch machen werden. Gerade Intervalle zu laufen dürfte in den nächsten Wochen noch sehr spannend werden.
Das Schöne am Ultreya ist aber gerade auch die Vielseitigkeit. Der Neutralschuh kann mit seiner mittleren Dämpfung eigentlich von fast Jedem für fast alles gelaufen werden. Eine schnelle Trainingseinheit auf der Bahn auf dem Vorderfuß macht er genau so mit wie einen Longrun auf Asphalt. Laut Joe Nimble kann er durchaus auch für Marathons und Ultras mit hohem Straßenanteil gelaufen werden. Und genau dort sehe ich auch die Stärke des Ultreya. Durch die gute Passform, den stabilen Halt und die angenehm dosierte Dämpfung kann man mit dem Ultreya sehr lange unbeschwert laufen und über das Abrollverhalten gut in den Flow kommen.
Ich freue mich schon richtig darauf, den Ultreya in meiner Marathonvorbereitung noch häufiger und länger zu laufen, um zu sehen, wie sich meine Zehenarbeit und meine Fußstabilität weiter entwickelt. Bestimmt gibt es dann hier auch noch mal ein Update von mir zu den weiteren Erfahrungen mit dem Ultreya.
Joe Nimble Ultreya kaufen
Den Joe Nimble Ultreya kann man in zwei Farbvarianten für Damen und Herren direkt bei Joe Nimble für 219€ kaufen. Ab dem Herbst soll der Schuh dann übrigens auch komplett in Deutschland in Pirmasens gefertigt werden. Man tut mit dem Kauf also nicht nur seinen Füßen etwas Gutes, sondern auch in Sachen Nachhaltigkeit und Support für lokale Unternehmen und Arbeitsplätze ist man mit seinem Kauf dabei.
Bisher ist Joe Nimble nicht bei Amazon oder anderen Shops zu bekommen, die häufiger einen Sale veranstalten oder mit Gutscheincodes und Rabatten arbeiten. Es gibt aber einige Sporthändler, die Joe Nimble Schuhe im Sortiment haben und hoffentlich dann in Kürze auch den Ultreya günstig online anbieten. Wenn es soweit ist, werde ich den Preisvergleich dann aktualisieren oder ihr klickt euch einfach schon mal direkt zu den Händlern durch. Natürlich wäre es das Einfachste, direkt bei Joe Nimble zu bestellen.
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2 Kommentare
Sehr interessanter Bericht. Ich überlege auch schon länger diese Schuhe zu kaufen. Leider sind die mit 219 Euro noch so teuer. Ich hoffe, dass sie in der nächsten etwas günstiger werden ;-)
Hey Michael, ein Preisrutsch ist aktuell noch unwahrscheinlich, weil die Schuhe gerade erst neu gelauncht wurden. Aber schau doch einfach ab und zu mal im Preisvergleich vorbei – manchmal gibts ja kurzfristige Deals von einem Händler. LG, Daniel