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Wings for Life World Run 2016 in Poznan – Erfahrungen und Ergebnisse vom Event

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Fotos: Sports-Insider

Gestern war es wieder einmal soweit. Ich hatte am Start das ganz große Kribbeln in den Beinen, als ich im Startblock 2 des Wings for Life World Run stand. Das dieser Lauf ein solches Highlight für mein noch junges Laufjahr werden würde, konnte ich allerdings nicht ahnen, als ich im Januar das erste mal über den Wings for Life World Run geschrieben habe, nachdem ich viele Details zum Lauf und die Gewinner des letzten Jahres auf einem Event in München traf.

Damals entstand auch der Entschluss, daß ich in Poznan in Polen an den Start gehen werde und nicht in München. Denn für mich als Berliner bzw. Potsdamer liegt Poznan mit knapp 2,5h Fahrzeit noch einmal ein gutes Stück näher als München. Außerdem sind die Webseiten der verschiedenen Location auch in Englisch verfügbar, so daß ich mich auch ohne Polnischkenntnisse schnell und einfach anmelden konnte. Und ich wollte auch mal wieder etwas Neues kennenlernen und hatte so meine ersten Berührungspunkte zur Laufszene in Polen.

Kurz vor 8.00 Uhr ging es also los mit dem Auto in Richtung Polen, denn ich hatte nur bis 11.00 Uhr Zeit, meine Startunterlagen abzuholen und wollte es nicht darauf ankommen lassen, zu spät zu sein. Die Fahrt nach Polen war ziemlich entspannt, denn die Autobahnen sind gut ausgebaut und kurz hinter der Grenze beginnt die mautpflichtige Autobahn, mit knapp 10€ pro Fahrt zwar nicht gerade billig, aber schnell und leer ist. Wie auf der Webseite beschrieben parkte ich dann in der Nähe des neuen Zoo auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz und bekam sogar noch einen Platz, der maximal 600m vom Eventgelände entfernt war. Vor der Abholung der Unterlagen musste ich noch einen ziemlich langen Zettel auf polnisch mit meinen Daten ausfüllen und wahrscheinlich bekomme ich jetzt drei Waschmaschinen und 400 Dosen Red Bull nach Hause geliefert – dafür bekam ich aber ohne großes Anstehen meine Unterlagen mit einem Beutel, Startnummer mit integriertem Zeitchip, einen Red Bull, das Red Bull Magazin „The Red Bulletin“ auf englisch, einmal Instant Oat Meal, einen Wings for Life World Run Pin, einen Gutschein für „Essen nach dem Rennen“ und etwas Werbung. Am zweiten Stand gab es dann das offizielle Wings for Life Shirt, mit schicker polnischer Rückenaufschrift. Wenn Ihr also einen Läufer seht, wo „Running for those who can´t“ auf polnisch draufsteht, bin ich das wahrscheinlich.
Da eigentlich alle englisch sprechen, kann man sich ziemlich gut überall verständigen – Leute aus dem Ausland sind aber eher die Ausnahme in Poznan, obwohl ich auch zwei Leute in Run With the Flow Shirts gesehen habe.

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Das Eventgelände am Malta-See ist ziemlich optimal für den Event ausgelegt, da sich von Startnummernausgabe, Parkplätzen, Beutelabgabe, Verpflegungsständen und Messeständen von Sponsoren alles fußläufig an einem Ort unterbringen lässt. Vor dem Start gab es dann auch ein großes gemeinschaftliches Workout, daß allerdings nur in polnisch moderiert wurde, aber da macht man dann einfach alles nach und fertig ist. Auch die Catcher-Cars kann man sich vorher ansehen und ein paar Selfies machen, bevor man von den Wagen gejagt wird.

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Der richtig geniale Gänsehautmoment war aber unmittelbar vor dem Start als dann eine Lalola nach der anderen durch die fast 4.000 Läufer im Startbereich ging und auf den Videowalls die Startblöcke der anderen mehr als 40 weltweiten Locations zu sehen waren. Das Läufer weltweit zusammenhalten habe ich ja schon früher oft erlebt, aber Menschen in so vielen Ländern egal ob es Tags oder Nachts in deren Zeitzone ist, elektrisiert und vor Freude strahlend am Start zu sehen, war einfach Wahnsinn.

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Dann ging es los ins Rennen, leider auf einem ziemlich schmalen Streckenabschnitt, so daß sich schnelle und langsame Läufer und die mitfahrenden Rollstuhlfahrer ein wenig in die Quere kamen. Die recht schnelle Pace von 4:30 und schneller in den vorderen Gruppen, kombiniert mit 27 Grad und brennender Mittagssonne zum Start um 13.00 Uhr, sorgten aber recht schnell für ein ausgedünnteres Teilnehmerfeld. Aber auch mir setzte die Hitze und die sengende Sonne zu und so nahm ich nach 6 Kilometern etwas Tempo raus und pendelte mich zwischen 4:50 und 5er Pace ein. Zu Strecke führte zunächst in einer Dreiviertelrunde um die Innenstadt, was ich recht smart fand, weil einerseits dort viel Publikum anfeuerte und früh ausscheidende Läufer bequemer zurück in den Startbereich kamen. Nach etwa 10km ging es dann auf einer wunderbar asphaltierten Landstraße entlang von Feldern und Alleen durch Dörfer hindurch raus aus der Stadt und das Feld hatte sich schon ordentlich gelichtet und man merkte das nun fast nur noch ambitioniertere, erfahrenere Läufer unterwegs waren, die auch bei Wind, Sonne und bergigem Gelände ihre Kräfte einigermaßen einzuteilen wussten.
Etwa alle 5km gab es Verpflegungsstände, bei denen man Wasser, isotonische Getränke und Red Bull Schorle bekam – teilweise auch Bananen. Angesichts der brutalen Hitze hätte ich mir aber noch kürzere Abstände gewünscht und ich hätte jetzt gern auf allen Läufen Red Bull Schorle! Mit Wasser verdünnt gibt das einen kleinen Kick und löscht trotzdem gut den Durst. Trotzdem waren die Bedingungen wie schon gesagt sehr fordernd, so daß ich mein normales Renntempo von 4:30 bis 4:50 bei Halbmarathon bzw. Marathon nicht halten konnte.

Dann den Halbmarathonpunkt und damit das Mindestziel trotz Hitze erreicht zu haben, war wirklich toll und danach ging es nur noch um das Weiterlaufen. Leider bekam man auf der Strecke nichts von den anderen Strecken mit und auch nicht vom eigenen Rennen. Die Live-Übertragung war doch ziemlich spannend, wie ich nachher bei der Aufzeichnung gesehen habe, denn man konnte sehen, bei welcher die jeweils Führenden schon sind und wie viele der Läufer noch auf der Strecke sind. Ich gehörte zu den letzten 400 die noch auf der Strecke waren und habe mit meinen knapp 24km Platz 392 in Polen belegt. Ich denke, wenn ich auf der Strecke sehen würde, wie die Zahl der noch verbliebenen Läufer immer weiter sinkt, würde mich das weiter pushen. Auch die Entfernung zu kennen, die das Catcher Car noch hinter mir ist, würde helfen. Es kommen zwar ein paar Fahrradfahrer dem Catcher Car vorausfahrend, die nochmal zurufen und pushen, aber wenn man nur noch wenige hundert Meter Abstand hat, kann man nicht mehr viel herausreißen. Hier arbeitete meine Marathonerfahrung einfach gegen mich, denn ich hatte das Tempo zuvor rausgenommen, um Reserven für eine weitere Distanz zu haben, war dadurch aber zu langsam und wurde schneller eingeholt als geplant. Ich bin dann zwar noch kurz wieder auf knapp 4:30 runter, aber mehr ging in so einer kurzen Distanz nicht. Also wurde ich eingeholt und überholt und beendete dann kurz vor Kilometer 24 meinen Wings for Life World Run 2016.

Am Rand der Strecke warteten dann auch schon Busse, in denen Wasser und Rettungsdecken bereitlagen und nach einer kurzen Wartezeit ging es dann mit insgesamt 3 Bussen, die in der Nähe von Kilometer 24 warteten zurück zum Startpunkt. Die Fahrt dauerte etwa 15-20 Minuten und ich bin mir nicht sicher, ob eine Busfahrt im Stehen wirklich das ist, was ich kurz nach dem Ausstieg aus einem Rennen brauche – frische Luft ist mir dann doch erstmal das Liebste. Doch die Fahrt war dann doch schneller vorbei als gedacht und es war sogar ganz spannend einen großen Teil der Strecke zurückzufahren, die man gelaufen ist. Man erinnert sich an die verschiedenen Stationen am Wegesrand und merkt noch einmal, wie weit man eigentlich wirklich gelaufen ist.

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Wieder am Start angekommen, wurden dann die Medaillen verteilt und es gab unter dem Startbogen extra ein Siegerpodest, um schöne Fotos und Selfies mit den Medaillen zu machen. Im Ziel gab es dann auch wieder Getränke und zum ersten mal fiel mir auf, wie sehr mir doch das Finisher-Bier ans Herz gewachsen ist, daß man eigentlich fast bei jeder Laufveranstaltung in Deutschland inzwischen bekommt. Nach blauem Isotonikgetränk war mit jedenfalls nicht mehr und so hüpfte ich noch einmal schnell in den See, um mich abzukühlen, zog mich um und brauste mit meiner Medaille im Gepäck wieder zurück nach Berlin, wo ich dann Abends noch einmal das Rennen aus der Zuschauerperspektive anschaute und mich über die Rekorde und Stories der anderen Läufer aus den anderen Locations freute.

Im nächsten Jahr will ich unbedingt wieder dabei sein und überlege, ob ich eine Serie beginnen soll, bei der ich versuche in jedem Jahr an einer anderen Location zu Laufen. Vielleicht ja in Zardar oder Stavanger? Wir werden sehen! Und macht doch mit, denn alle Einnahmen werden für die Forschung verwendet, damit Querschnittsgelähmte wieder gehen können.

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