Rennsteig, Rennsteig – immer wieder Rennsteig. Jedes Mal, wenn ich in meiner Laufgruppe herumfragte, was für spannende Frühjahrsmarathons man denn noch so laufen könnte, fiel dieser Name.
Und immer wieder habe ich mich dagegen entschieden. Berlin, London, Wien, Mailand, New York – das sind die großen Namen, die den Asphalt meiner Marathongeschichte ausmachen. Wie passen denn da bitte der Thüringer Wald und Eisenach, Oberhof, Neuhaus und Schmiedefeld dazu? Gar nicht, und genau deswegen war es in diesem Jahr endlich soweit, daß ich herausfinden wollte, was es mit dem Mythos um den Rennsteiglauf auf sich hat. Schliesslich hatte ich mit dem ebenfalls sagenumwobenen Venloop schon einen Volltreffer bei meinen persönlichen Laufneuentdeckungen gelandet.
Und ehrlich gesagt, war ich schon in der Trainingsphase sehr glücklich mit der Entscheidung für den Rennsteiglauf, da ich wegen des relativ späten Termins die meisten Longruns in der Vorbereitungsphase erst nach dem Winterende laufen musste.
Ich hatte mich für die Marathondistanz beim Rennsteiglauf entschieden. Der Halbmarathon war mir zu kurz und an den Supermarathon mit 73,5km wollte ich mich auch nicht sofort wagen. Und die Nordic-Walking und Wandertouren lassen wir mal beiseite.
Bevor ich aber von meinen Erfahrungen beim Rennsteigmarathon berichte, möchte ich schon jetzt darauf hinweisen, daß einige von den alten Hasen unter Euch wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen werden und ich will ja nicht, daß jemand sich verletzt. Ich laufe zwar schon lange und trainiere auch im Wald und ab und zu auch im Gebirge, wenn ich als Berliner Junge, denn mal in die echten Berge komme. Aber die meisten meiner Lauferfahrungen und speziell die Wettkampferfahrungen habe ich auf mehr oder weniger flachen Asphaltkursen gesammelt. Daher kommen bei meinem Rennsteiglauf auch Eindrücke aus Sicht eines Trailwettkampfneulings mit ins Spiel.
Anreise, Unterkunft und Logistik beim Rennsteiglauf
Je nach der gewählten Distanz gibt es unterschiedliche Orte für den Start beim Rennsteiglauf – und dort werden dann auch die Startunterlagen ausgegeben. Die Marathonstrecke des Rennsteiglaufes beginnt in Neuhaus am Rennweg und endet in Schmiedefeld, wo er dann mit den Läufern des Supermarathons zusammengeführt wird.
Als Berliner und Potsdamer hat man für die Anreise mit dem Auto zwei Optionen. Die Hardcore-Variante ist, sehr früh aufzustehen und die leeren Autobahnen zu nutzen um dann mit Bleifuß zum Start zu fahren. Abhängig davon, wie stressresistent man ist und welche Leistungsklasse das Auto hat, müsste man dann spätestens um 5.00 Uhr aus Potsdam losfahren, damit das funktioniert. Für eventuelle Staus und Überraschungen ist in diesem Zeitplan dann aber keine Zeit mehr. Wenn alles funktioniert, sollte man so gegen 8.00 Uhr den Startbereich erreichen.
Die sicherere, spaßigere und stressfreiere Variante ist die Anreise am Vortag. Ich hatte mich bis zu letzten Minute nicht um eine Unterkunft gekümmert, aber am Dienstag trotzdem noch mehrere Optionen für unter 50€ mit Frühstück gefunden und bin letztlich knapp 20km von Neuhaus entfernt in einem vernünftigen 3-Sterne Hotel untergekommen. Wenn man die ganze Rennsteigexperience mitnehmen will, sollte man ohnehin schon am Freitag anreisen. Praktischer Weise ist nämlich die Startunterlagen-Ausgabe am Freitag bis 21.00 Uhr geöffnet und ab 18.00 Uhr steigt ja auch die Kloßparty statt, die man nicht verpassen darf.
Ich bin also am Freitag nach dem Büro losgedonnert und war dank einer schön freien Autobahn schon kurz nach 20:00 Uhr da – jedenfalls fast. Denn die Region des Rennsteiglaufes hatte einige Verkehrsattraktionen in Form von bauarbeitsbedingt gesperrten Straßen zu bieten, die dann dazu führten, daß sich mittels der spartanisch ausgeschilderten Umleitungen über Rom, London und Madrid nach Neuhaus vorarbeiten mussten. Jedenfalls fühlte es sich ewig an und wie als würde man im Kreis fahren. Irgendwann war ich dann aber auch wirklich angekommen.
Abholung der Startunterlagen und Kloßparty
Im Startbereich gibt es viele Parkplätze und da ich ja verhältnismäßig spät am Abend ankam, fand ich auch sofort einen Platz nahe der Hallen. Die Startnummernausgabe befindet sich im Erdgeschoss einer Schule und mehrere freundlich Damen warteten schon darauf, daß mal wieder ein Abholer vorbeikam – also Wartezeit gleich Null.
Mit den Startunterlagen, der Startnummer und dem Chip bekommt man gleichzeitig einen Starterbeutel, den man am nächsten Tag für die Kleiderabgabe und den Kleidertransport verwenden kann. Als kleine Geschenke gab es neben der Veranstaltungszeitung auch noch einen Müsliriegel und eine Duschbad-Probe – aber hey! Wer geht schon wegen des Startbeutels zu einem Laufevent.
Für den Moment war dann aber erstmal einer der kleinen Schnipsel an der Startnummer das Wichtigste. Denn diesen kann man in der Turnhalle gegenüber der Startnummernausgabe bei der Kloßparty gegen einen Teller originial Thüringer Klöße mit Roulade und Rotkohl eintauschen. Die Kloßparty war auch der erste Moment, wo ich verstand, daß der Rennsteiglauf etwas ganz Besonderes ist. Denn die Turnhalle mutete ein wenig an, wie das Oktoberfest. Die Halle war komplett mit Tischen und Bierbänken übersäht und an den Seiten gab es die Kloßausgabestelle, Bierstände und eine Bühne mit einer Band. Und auch die Stimmung erinnerte ein wenig an das Oktoberfest. Vor der Bühne tanzten die Leute und beim Rennsteiglied gröhlte der Saal mit, die Leute schunkelten und standen auf den Tischen. Und viele genehmigten sich um deftigen Essen auch ein paar Bierchen – eine ganz urige Wettkampfvorbereitung und tausend mal sympathischer als Rote-Betesaft-Junkies im Detox-Rausch.
Auf den Balustraden gab es dann auch noch ein paar Stände, wo man Sportbekleidung, Wettkampfnahrung und ähnliches kaufen konnte, aber die wirkliche Attraktion waren die Leute und die einmalige Stimmung in der Halle.
Der Renntag: Marathon beim Rennsteiglauf
Am Samstag hieß es dann früh aufstehen und bereitmachen für den Rennsteigmarathon. Man hatte mir gesagt, daß die Parkplatzsituation bis etwa 8.00 Uhr relativ entspannt sei und schon jeder irgendwo etwas finden würde und man entsprechend eingewiesen würde. Dem war dann auch so. Vor dem eigentlichen Startgelände staute es sich ein wenig und natürlich waren die Plätze direkt vor dem Startgelände schon belegt. Aber ich wurde dann in eine Seitenstraße geleitet und parkte keine 500 Meter vom Startbereich entfernt. Insofern kann das wie gesagt auch mit der direkten Anreise zum Start klappen, wenn man sich die Übernachtung sparen will. Alternativ gibt es übrigens auch Shuttlebusse, die einen kostenlos zum Start bringen.
Also schnell den Starterbeutel geschnappt und rein in die Halle. Leider waren die Schlangen an den Toiletten unendlich lang und bewegten sich nur millimeterweise vorwärts. Zum Glück bekam ich dann den Tipp, es in einem Nebengebäude zu probieren. Dort war die Schlange zwar kürzer, aber schneller ging es trotzdem nicht voran. Und so verbummelte ich meine Zeit für Erwärmung und Dehnung in der Toilettenschlange. Um 8:45 Uhr war ich dann endlich bereit, verstaute meine Gels am Mann und alles andere im Starterbeutel und eilte zu den Trucks der Post, die gleich neben dem Startbereich auf die Beutel warteten, um sie zum Ziel zu transportieren.
Der Sportplatz von dem aus es über die Startlinie auf die Strecke geht, war natürlich schon voll und man konnte nur noch tausende winkende Hände sehen, die angefeuert von der Band das Rennsteiglied grölten und in Richtung Bühne jubelten, während über uns ein Hubschrauber kreiste.
Noch ein paar Grußworte vom Verstanstalter, vom Ministerpräsidenten und Peng! – das Rennen war eröffnet.
Startblöcke gibt es beim Rennsteigmarathon anscheinend nicht (jedenfalls habe ich nichts davon bemerkt) und wegen meines ungünstigen Timings hatte ich also einen großen Klumpen aus bunt zusammengewürfelten Teilnehmern vor mir, die sich den ersten steilen Anstieg hinaufwalzten. Nordic Walker, Wanderer, schnelle Läufer, langsame Läufer – entsprechend unruhig ging es los, aber ich hoffte ja noch auf eine baldige Entzerrung des Feldes.
Auf den breiteten Asphaltpassagen gab es dann endlich etwas mehr Platz, sodass man zumindest am Rand mit ein paar anderen Läufern im Verbund ein bisschen mehr in das Tempo und den Flow kam. Da es ja mein erster Trailmarathon war und ich auch keine Berge gewohnt bin, wollte ich es zunächst ruhig angehen lassen, mir aber die Option offenhalten unter 4 Stunden ins Ziel zu kommen. Also versuchte ich mich bei 5:30-5:40 Pace einzupendeln. Aber als es dann auf die Waldwege ging, begann es mich ein wenig zu nerven. Das Feld war immer noch sehr dicht gedrängt, auch auf den typischen Wegen, die auch Forstfahrzeuge noch befahren können. Also 2 „Rinnen“ die von den Reifen etwas platter gewalzt worden waren und in der Mitte ein grasbewachsener kleiner Streifen oder etwas gerölligerer Bereich.
Da es sich also schlecht überholen ließ und die ständigen Tempowechsel auch nervig waren, hatte man nicht viele Optionen, außer Ruhe zu bewahren und eben so zu laufen wie der Vordermann. Häufig waren auch Laufpäärchen unterwegs oder Laufteams, die dann auch nebeneinander liefen im Tempo des Gruppenlangsamsten und so das vorankommen erschwerten. Bis zur Halbmarathondistanz hatte sich das dann aber doch endlich aufgelöst und ich hatte auch verstanden, daß es bei Trailrennen etwas anders läuft.
Bei Asphaltrennen bin ich es gewohnt, daß man sich freiläuft oder zu gleich starken Gruppen formiert, sein Lauftempo findet und dann quasi im Autopilot versucht dieses Tempo ins Ziel zu bringen oder ein wenig Reserve für eine Endbeschleunigung abzuzwacken. Dadurch, daß man eigentlich kaum auf die Strecke achten muss, da ja alles glatter Asphalt ist, kommt man in einen fast tranceähnlichen Zustand. Jedenfalls denke ich beim Laufen dann nicht mehr über das Laufen nach.
Beim Rennsteiglauf und wohl auch generell bei Trails muss man viel mehr auf die Strecke achten, um spitzen Steinen, Wurzeln, Matschpfützen und anderen Hindernissen ausweichen zu können. Läuft man nun also dicht an dicht in einer großen Gruppe, sieht man diese Hindernisse erst sehr spät und muss ziemlich spontan reagieren, weshalb der Blick für weite Streckenabschnitte eben nicht in die schöne Natur entgleiten kann, sondern auf die Füße des Vordermannes und den Boden gerichtet ist. Auch bei den Anstiegen war man oft dem Können der Vorderen ausgeliefert, denn wenn die Vorderen anfingen zu gehen, stoppte das häufig das gesamte Feld und überholen wäre nur auf noch herausfordernderen Streckenverhältnissen am Rand oder neben dem Streckenrand möglich gewesen.
Für meine nächsten Rennen würde ich unbedingt versuchen, ein freieres Lauffeld zu erwischen, damit man entspannter und auch sein eigenes Tempo laufen kann und mehr Genußmomente hat oder mich von vornherein darauf einstellen, daß es nicht um Zielzeiten geht.
Wie gesagt wurde es ab der Halbmarathondistanz auch deutlich besser und die Hügel hatten auch schon die ersten Spuren hinterlassen. Ab Kilometer 25 signalisierten mir Beine auch erstmals, daß sie das nicht so toll finden, was ich da mit ihnen anstelle und ich wusste, daß auch dieser Marathon seine wahre Pracht erst im letzten Viertel zeigen würde. Grundsätzlich kam ich aber in den ersten zwei Dritteln recht gut zurecht mit den Hügeln. Denn in der Regel waren die die Erhebungen eher flach und dafür langgestreckt, so daß man sie gut laufen konnte oder wenn sie steil waren nur sehr kurz, so daß das Übel schnell überwunden war. Und nach jedem auf kam ja auch wieder ein ab, wo man die Beine mal entspannt rollen lassen konnte.
Gerade für Asphaltcowboys und Trailanfänger wie mich ist der Rennsteiglauf aufgrund seiner Streckenbeschaffenheit aber optimal geeignet. Die Strecke besteht überwiegend aus sehr gepflegten und befestigten Wanderwegen oder Asphaltpassagen. Teilweise verlaufen neben den Asphaltabschnitten aber auch kleinere Waldwege, so daß man sich entscheiden kann, ob man lieber Trail und Schatten oder Asphalt und Sonne bevorzugt. Der einzige kompliziertere Abschnitt ist der sogenannte Hohlweg – eine schmale Rinne, die mit vielen Steinen und Wurzeln zu Besonnenheit mahnt und übermütige auch mal mit einem aufgeschlagenen Knie oder Ellenbogen belohnt. Beim Rennsteiglauf sieht man daher kaum echte Trailrunningschuhe, sondern eher herkömmliche, gedämpfte Laufschuhe, die man so auch bei einem Straßenmarathon sehen würde.
Ich habe lange mit mir gerungen, welche Schuhe ich laufen soll und habe mich letztlich für den Solarboost entschieden, da mir ein schnellerer Rennschuh zu riskant fürs Gelände war und ein Trailrunningschuh in der Regel auf Asphalt etwas schwächelt. Ich hatte noch den Trail Glove angedacht, aber der ist zwar ein toller Schuh, aber für die lange Distanz doch etwas zu wenig gedämpft. Der Solarboost hat sich als gedämpfter Allrounder glücklicher Weise wirklich gut bewährt.
Eine wirkliche Freude beim Rennsteiglauf sind die Verpflegungsstände, denn hier schlägt die Tradition des Laufes durch. Statt Gels und Isodrinks aus dem Hightechlabor gibt es hier den legendären Schleim, einen verflüssigten Haferschleim, der mit Salzen, Mineralien und anderen Zusatzstoffen in jahrelanger Experimentiererei bis zur perfekten Sportlernahrung verfeinert wurde und dessen Rezeptur mindestens genau so geheim ist, wie die von Coca Cola. Aber auch Kuchen, Stullen, Äpfel, Bananen, Zitronenscheiben und vieles mehr gibt es zu entdecken und ich habe mir in einem Marathon noch nie so viel Zeit genommen, auch einfach mal kurz anzuhalten und zu genießen. Im Rennverlauf werden die Stände auch immer besser, so kam es mir jedenfalls vor. Und das ich mal Cola und Bier in einem Rennen bekomme war quasi die Erfüllung eines Läufertraums. Da beides aber recht frisch eingeschenkt wurde, musste man als Läufer aber auch mit der Kohlensäure zurechtkommen, die nicht sonderlich praktisch ist beim Laufen.
Ich bin übrigens trotz der Hitze ziemlich gut durch das Rennen gekommen und habe gegen Ende den steileren Bergpassagen Tribut zollen müssen und habe mich im klassischen Renn-Geh-Intervallverfahren dem Ziel entgegengekämpft. Wer übrigens die Streckengegebenheiten ganz genau kennenlernen will, bevor er sich selbst auf den Weg macht, der kann einen guten Bericht hier nachlesen oder das Video von Karsten ansehen.
Ziemlich fies war übrigens das Finale – und zwar in doppelter Hinsicht. Erstmal geht es noch einmal auf einer Asphaltstraße relativ steil hoch in Richtung Ziel und der innere Schweinehund, das eigene Ego und die Anfeuerungsrufe der vielen Zuschauer kämpfen ohne Gnade miteinander – aber dann kommt die vermeintlich letzte Kuve und die Zielgerade. Aber denkste! Das Tor am Ende der langen Geraden auf das ich mit letzter Kraft zugesprintet war, ist nicht das Zieltor sondern es geht noch weiter um die Kurve und noch ein paar hundert Meter weiter, für die zumindest ich keine Energie mehr eingeplant hatte. Also irgendwie durchgurken, auf dem Zahnfleisch – bevor es dann endlich geschafft ist. Der Rennsteigmarathon. Erledigt!
Im Zielbereich des Rennsteigmarathon
Der Zielbereich ist ziemlich üppig auf einer großen Wiese angelegt und erinnert schon fast an ein Festival mit seinen unzähligen Ständen. Das beste neben der Medaille ist aber das echte Finisherbier. Ich war im Ziel dich ziemlich genervt vom Rennsteig, von den Bergen, der Hitze und der Quälerei – aber nach ein wenig Erholung und einem Schwarzbier, sah die Welt gleich wieder ganz anders aus.
Etwas merkwürdig ist, daß die Starterbeutel nach Nummern sortiert auf einer Wiese liegen und man sich dort dann mehr oder weniger selbst bedient. Es gibt zwar Helfer, die einem zur Hand springen, aber so ganz ging das nicht mit meinem persönlichen Sicherheitsempfinden zusammen.
Jedenfalls sollte man aber ordentlich Zeit einplanen, um im Zielbereich noch ein wenig zu feiern. Ansonsten gibt es aber auch die Möglichkeit sofort den Fußweg in Richtung der Busshuttles anzutreten, wo man dann nach etwa 10 Minuten die Heimfahrt in Richtung Startort antreten kann. Genau diese Rückreise ist einer der Nachteile von Streckenläufen, die nicht am Ausgangspunkt enden. Denn nach so einem Lauf, gekocht im eigenen Saft, mit dutzenden anderen Läufern in einem Bus für mehr als eine Stunde durch die Pampa zu fahren gehört zu den Dingen auf die man auch verzichten könnte – aber das bringt der Rennsteig eben so mit sich – besonders wenn man keine privaten Helfer dabei hat, die einen einsammeln.
Im Startbereich angekommen habe ich mich dann noch einmal kurz frisch gemacht, umgezogen – denn alles lag schon vorbereitet im Auto und dann ging es in Richtung Heimat, dort wo es flach ist und keine Berge den Lauf behindern. Und gleichzeitig setzte ein merkwürdiger Sinneswandel ein.
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Fazit zum Rennsteiglauf Marathon
Der Rennsteiglauf war für mich als Asphaltflitzer auf jeden Fall ein interessantes Lehrstück. Meist bin ich bei Rennen angetreten, um mich mit mir selbst und anderen zu messen, meine Performance zu testen und wenn möglich auch eine tolle Zeit abzuliefern. Und genau deshalb habe ich den Rennsteig während des Laufes gehasst. Zu eng, zu voll, zu unruhig und nicht performance-orientiert. Es hat mehr als 30 Kilometer gebraucht, bis ich den Rennsteig verstanden habe.
Beim Rennsteig geht es für die meisten nämlich weder um reine Performance, also mit Tunnelblick und viel Krawall die Kilometer herunterzuspulen, noch geht es für die meisten rein um den Jux, also hauptsache anzukommen. Nein, es geht um den optimalen Spaß-Performance-Mix. Also darum eine gute, respektable Leistung abzuliefern, aber sich auch Zeit zu nehmen, um den Lauf zu genießen – die Natur, die Stimmung, die Mitläufer und die Verpflegung.
Und so habe ich mir vorgenommen, wieder am Rennsteig zu laufen – und dann aber die Langdistanz um in den vollen Genuß zu kommen.
Der Rennsteig ist also etwas ganz Besonderes, wegen seiner Menschen auf und an der Strecke, der Verpflegung, der so ursprünglichen Laufbegeisterung, die so wenig von irgendwelchem Schnick-Schnack oder Hipstertum verwaschen ist und wegen der für einen Trailmarathon immer noch vergleichsweise harmlosen Strecke, die man auch als Flachlandläufer gut meistern kann, sofern denn die Kondition stimmt.
Während also der New York Marathon ein Lauf ist, in den man sofort schockverliebt sein kann, ist der Rennsteig ein Liebe auf den zweiten Blick. Und sein wir mal ehrlich – sind das am Ende nicht meistens die größeren Liebesgeschichten?
5 Kommentare
Schöner Bericht!
Dann sehen wir uns ja nächstes Jahr beim Supermarathon, wenn ich dich richtig verstanden habe. ;)
Exaktamente. Ich muss noch einmal checken, ob das mit meinem großen Six Mayors Plan kollodiert, aber sonst bin ich dabei. Es wird aber ein Kalorienziel geben und kein Zeitziel für den langen Lauf! :-)
Habe vor einigen Jahren die lange Distanz in Angriff genommen. Beim Grenzadler war dann Schluss. Da ging nix mehr. Ich habe nie zuvor so gelitten, aber ich war auch nie zuvor so glücklich und stolz.
Der Lauf ist der Hammer!
Hey Ralf, absolut. Ich überlege auch gerade, ob ich in diesem Jahr zum 50. Jubiläum des Rennsteiglaufes wieder starten soll. Ich glaube die Antwort wird ja sein. LG, Daniel
War auch mein erster Trail-Marathon im letzten Jahr und hat mir viel Spaß gemacht. Dieses Jahr wieder! Lediglich dem Slogan: „Das beste Ziel der Welt“ kann ich nicht beipflichten. Der steile Anstieg, die Kurven zum Ziel, Bratwurstduft und gräusliche Schlagermusik, da gibt es schönere Zeileinläufe.
Stephan