Eigentlich begann mein November ja schon im Oktober, als ich am 30. Oktober zum letzten Marathon des Jahres, nach New York aufbrach. Es sollte der dritte Marathon im Big Apple werden, nach meinen ersten Erfahrungen beim New York City Marathon in 2017 und der Geburtstagsparty beim 50. New York Marathon in 2021. Und irgendwie auch die Krönung des wohl durchgeknalltesten Laufjahres meiner Laufgeschichte, mit 7 Marathons und Highlights wie Tokyo, San Francisco, Paris und eben nun wieder einmal New York.
Eine gewisse Routine hatte sich also schon eingeschlichen, denn auch den Halbmarathon in New York hatte ich schon zuvor absolviert. Und obwohl ein Lauf in New York immer spektakulär ist, ist es eben nie mehr so, wie beim ersten Lauf durch diese fantastische Stadt. Gerade bei der Abholung der Startunterlagen auf der EXPO ist man einfach nicht mehr so aufgeregt und dieses nervöse Kribbeln fehlt. Es ist immer noch toll, aber mehr wie der Besuch bei guten Freunden, aber nicht mehr wie der erste Kuss. Es waren also vor allem die neuen Eindrücke, die für mich bei dieser Reise interessant waren.
Der Shake Out Run mit Peloton war so ein neues Highlight für mich, als ich gemeinsam mit Jeffrey McEachern, Erik Jäger und der internationalen Peloton Community durch den Central Park laufen und ein bisschen über Peloton und das Laufjahr quatschen konnte. Besonders gefreut habe ich mich auch, endlich mal Crystal OKeefe (#ClipOutCrystal) persönlich zu treffen, die mich 2019 zum Deutschlandstart von Peloton in ihrem Podcast interviewed hatte. Das Krasseste war aber, daß ich auch kurz persönlich mit Kathrine Switzer sprechen konnte – eine absolute Lauflegende, die so viel für die moderne Laufbewegung aufgebrochen hat und letztlich den Grundstein dafür gelegt hat, daß wir nun bei den Laufevents fast ausgeglichene Anmeldezahlen von Frauen und Männern haben.
Zum ersten Mal konnte ich dann am Abend auch bei der legendären NYC Village Halloween Parade dabei sein. So eine geniale Stimmung und so eine Mischung aus Love Parade und Karneval. Das muss man unbedingt mal erlebt haben! Und auch die generelle Halloween-Tradition wird in New York wirklich ernst genommen. Schon den ganzen Tag über sieht man viele toll Verkleidete und insbesondere in den Seitenstraßen vom Central Park gibt es einige unglaublich aufwändig dekorierte Halloween-Häuser.
Am Freitag ging es dann ganz offiziell in den Marathonmodus. Traditionell findet beim Eröffnungsevent des New York City Marathons auf die Parade of Nations statt, bei der jeweils eine kleine Gruppe von Teilnehmern ihr Land repräsentieren darf – so ähnlich, wie man es von den Olympischen Spielen kennt. Und ich hatte in diesem Jahr die Ehre, mit dabei sein zu dürfen und traf dort auch wieder auf Thomas Eller, den ich schon in Tokyo, Berlin und anderswo auf seinem Weg für mehr Inklusion von Taubstummen im Laufsport kennengelernt hatte. Wenn dann das Land aufgerufen wird und man mit wehenden Fahnen, an den applaudierenden Zuschauern vorbeiläuft, ist das wirklich ein unbeschreibliches Gefühl. Aber eigentlich auch ein bisschen traurig. Wir sind so ein tolles Land und es gibt so Vieles, auf das wir stolz sein können und für das uns Menschen aus aller Welt respektieren und gerne unser Land besuchen – warum tun wir uns dann in Deutschland immer so schwer damit, für unser Land einzustehen und das Gute zu sehen? „Beziehungsstatus: Kompliziert“ kann doch nicht für immer sein? Aber ich schweife ab…
Es war jedenfalls ein unglaublich schöner und unbeschwerter Moment und zu genießen, wie viele Fans wir als Nation haben.
Am nächsten Morgen wurde dann auch ganz offiziell gelaufen. Beim Abbott Dash to the Finish Line 5K kann man schon am Tag vor dem Marathon die letzten 5km der Marathonstrecke ganz gemütlich genießen und sich die beginnende Nervosität aus den Beinen spülen. Wahrscheinlich war das auch die Inspiration für den neu eingeführten Generali 5k Berlin vor dem Berlin-Marathon. Jedenfalls hatte ich in Boston und anderswo meine Lektionen schon gelernt und mich den Verlockungen einer schnellen Ballerei entzogen, zu der so ein knackiger Morgenlauf einlädt. „Today we run, tomorrow we race!“ wird wohl mein neues Motto für Shake Out Runs. Leider gibt es in New York nur eine Erinnerungsbommelmütze beim Shake Out Run, die zwar legendär ist, aber trotzdem wäre mir eine Medaille lieber. Aber die holt man sich dann halt am Rennsonntag.
Also noch ein letztes Mal New York genießen, Kalorien auffüllen und dann das bekannte Marathon-Ritual abspulen: Sachen rauslegen, Verpflegung bereitlegen, Startnummer befestigen – eben alles, damit man am Morgen idiotensicher im Halbschlafmodus in die Gänge kommt….
Ding, dong! Aufstehen und Abfahrt. Ich habe mich wieder für die Anfahrtsvariante mit der Fähre entschieden, weil ich es einfach viel toller finde, im Sonnenaufgang noch einmal an der Freiheitsstatue vorbeizuschippern, während sich die Morgensonne in den Glasfassaden der Hochhäuser Manhattens spiegelt. Es ist einfach toll, diese Energie und Vorfreue auf der Fähre zu erleben und dabei diesen einmaligen Blick zu genießen. Noch einmal schnell in den Bus gehüpft und dann bin ich auch im Starter Village angekommen. Mein Timing ist optimal und reicht für alles, was noch zu erledigen ist, ohne Hektik und ohne noch ewige Zeit im Startbereich überbrücken zu müssen. Und dann wird es ernst.
Wir laufen aus dem Start-Corall langsam in Richtung Brücke. Ich starte zum ersten Mal in der pinken Startwelle und starte daher im Unterdeck und nicht oben auf der Brücke. Auch wenn mir jemand gesagt hat, daß ich dadurch etwas weniger Höhenmeter zu laufen habe, ist das Erlebnis unten einfach nicht optimal. Vieles an Musik, Gesang und Entertainment kommt von oberhalb der Brücke und es kommen einfach nicht die gleichen Emotionen auf. Aber dann Start und ab durch die 5 Stadtbezirke. Es weht ein frischer Wind auf der Brücke, der mich kurz an meiner luftigen Outfitwahl zweifeln lässt. Aber dann bin ich warmgelaufen, die Strecke ist etwas windgeschützer und ich komme langsam in den Groove. Ruhig angehen ist das Ziel, damit ich noch möglichst solide im Central Park ankomme. Schon bei den letzten Marathons in New York konnte ich die letzten Kilometer nicht mehr wirklich genießen, weil ich zuvor zu viel gegeben hatte. Das sollte also möglichst nicht passieren.
Und dann entfaltet der New York Marathon so langsam sein kaleidoskopartiges Spektakel und wieder einmal kann ich nur bestätigen. Es ist einfach der beste Marathon der Welt. Viellicht nicht unbedingt von der Strecke, aber die Menschen sind einfach unglaublich. Es ist die komplette Zeit ein absolutes Getöse an der Strecke zu hören, es braust auf, wird wieder leiser – aber es ist nie ruhig und JEDER wird angefeuert!
Auch wenn ich merke, daß das Sightseeing der letzten Tage und die Laufbelastung und berufliche Belastung der letzten Monate an meinen Energiereserven genagt haben, und ich mich vom Gedanken einer neuen NYC-Bestzeit verabschieden muss, ist es doch ein würdiges finale für ein bombastisches Laufjahr.
Immer wenn ich ein kurzes Gehpäuschen machen will, kommt wieder jemand und ruft meinen Namen und auch Marie-Louise, mit der ich in Berlin gearbeitet habe und die nun in New York lebt, hat mich entdeckt und motiviert zum weiter Durchbeissen. Ich sauge die unglaubliche Energie auf und nähere mich dann schließlich dem Central Park. Der Blick auf die Uhr verrät, daß genau dieser Wunsch nach einer letzten kurzen Gehpause darüber entscheidet, ob ich unter 4 Stunden bleibe oder knapp darüber ins Ziel komme. Aber die Zeit ist mir jetzt nicht mehr wichtig. Kurz atmen, fokussieren und dann geht es hellwach und begeistert in Richtung Zielline, die ich dann nach genau 4:00:17h überquere. New York, Du warst großartig!
Es ist knapp 14:30 Uhr und um 17:30 Uhr beginnt das Boarding für meinen Rückflug nach Berlin. Also Medaille schnappen, kurz genießen und dann ab ins Hotel zum Frischmachen und zurück ins Büro in Berlin! Nicht nur mein Urlaubskonto habe ich in diesem Jahr mit meinen vielen Läufen und Reisen ausgeschöpft, also bleibt keine Zeit zum herumtrödeln. Und mit frischen Marathonbeinen kann man im Flugzeug auch richtig gut schlafen. Trotzdem habe ich mich gefragt, ob ich das wirklich mit Absicht so knapp geplant habe. Kann man so machen, muss man aber auch nicht.
Zurück in Berlin stürze ich mich dann erstmal in die Arbeit. Es gibt viel zu tun, weil auch privat Vieles liegengeblieben ist, was man halt irgendwann mal erledigen muss. Mit fast 3.000 Laufkilometern aus 2024 in den Beinen, hat sich meine Begeisterung für den Laufsport aber auch erstmal deutlich abgeschwächt. Obwohl mich der Lauf sehr interessiert hätte, fehlt einfach der Wille, sich beim SCC Cross Country noch einmal zu schinden. Die Off-Season hat begonnen und damit die Zeit, wo ich den Körper auch einfach mal ein bisschen in Ruhe lasse – zumindest was intensivere Belastungen angeht.
Dafür kann ich auch sportlich meine Horizonte wieder erweitern, weil ich ausnahmsweise mal nicht für einen Marathon trainiere. Meinen neuen Wilson Blade Paddle-Schläger habe ich endlich mal ausprobiert und auch der neue Roger Federer RF01 Future von Wilson wurde in Betrieb genommen. Außerdem habe ich von einer Kollegin den Tipp bekommen, mich mit dem Thema Dry Needling zu beschäftigen, einer spannenden Methode, Verspannungen und Triggerpunkte zu lösen. Wie das funktioniert, werde ich dann auch bald berichten. Aber erstmal recherchiere ich nach den besten Fitness Angeboten beim Black Friday, wo ich mich vielleicht schon ein bisschen für die kommende Laufsaison eindecken kann. Gels, Isogetränke oder Proteinpulver kann man ja immer gebrauchen oder etwas Zubehör für die Garmin.
Ein bisschen gelaufen wurde natürlich trotzdem. So war ich beim Eröffnungslauf zum neuen Decathlon in Potsdam mit dabei, wo es nun auch häufiger Veranstaltungen geben wird. Und beim legendären HEAT24 Spendenlauf war ich natürlich auch in diesem Jahr wieder am Start.
Im Dezember wird es dann ruhig weitergehen und neben dem Nikolauslauf und dem Silvesterlauf in Potsdam werde ich keine Wettkämpfe mehr laufen. Denn der Laufkalender 2025 füllt sich schon langsam und im Januar beginnen die Vorbereitungen, um zehn Jahre nach meinem Erstling auch neue Erfahrungen beim London Marathon zu sammeln.
Nach Ewigkeiten werde ich im Dezember auch wieder einmal die ISPO besuchen und bin gespannt, wie sich die Messe entwickelt hat und was die Branche so an Neuem zu bieten hat. Schließlich habe ich vor zehn Jahren dort auch zum ersten mal Hoka entdeckt, als die Marke quasi noch in den Windeln steckte.
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Zuletzt habe ich auf Juli, August, September und den Oktober zurückgeblickt. Und hier findest Du auch den Jahresrückblick 2023.
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