Für Freizeitläufer wie mich war es die absolute Sensationsmeldung als bekanntgegeben wurde, daß die offizielle Marathonstrecke der Olympischen Spiele auch für ein Rennen für Freizeitläufer geöffnet wird. Wo also gerade noch die Weltelite um die Medaillen gelaufen ist, würde man selbst, quasi im Windschatten der Elite laufen können. „Marathon pour Tous“ tauften die Franzosen diesen Lauf, also den „Marathon für alle“.
Ganz neu ist das Konzept allerdings nicht. Schon 2022 durften bei den European Championships, also bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in München, die Hobbyläufer auf den offiziellen EM-Marathonkurs. Beim „RUN of 22“ durfte man allerdings nur eine 10km-Runde auf der Strecke drehen, die von den Profis vier mal umkurvt wurde. Vielleicht erinnern sich noch Einige an den spektakulären Sieg von Richard Ringer.
Aber natürlich sind die Olympischen Spiele nochmal eine ganz andere Größenordnung, da man in gewisser Weise ja auch selbst ein Teil von Olympia wird. Jedenfalls war die Begeisterung in der Läuferszene sofort entfacht und viele träumten von einem Startplatz für den Marathon oder die 10km-Distanz.
Allerdings konnte man sich nicht einfach für einen Startplatz beim Marathon pour Tous anmelden oder an einer Lotterie teilnehmen, wie es bei anderen Marathons mit hoher Nachfrage möglich ist. Stattdessen gab es über die eigens eingerichtete MPT Paris 2024 App immer wieder Laufchallenges, durch deren erreichen man sich für die Verlosung einer handvoll Startplätze qualifizieren konnte. Auch über verschiedene Gewinnspiele und Sponsoren wurden Startplätze vergeben, sodass es dauerhaft spannend blieb, ob man wohl in Paris starten würde oder eben nicht.
Obwohl ich wirklich jede Challenge mitgemacht habe und mir auch bei diversen Istagram-Gewinnspielen die Finger wund getippt habe, wollte es einfach nicht klappen. Und als dann im Mai diesen Jahres die E-Mail kam, daß es nun bei der finalen Strava Herausforderung um die letzten 100 Starttickets ging und ich auch dort wieder nicht erfolgreich war, hatte ich meinen Lauf in Paris schon abgeschrieben.
Doch wie es dann manchmal so ist, bot sich dann plötzlich doch ein letzter Strohhalm, den ich natürlich sofort für mich reseervierte. Auch wenn ich bei Veranstaltungen meine Startplätze immer regulär über die Lotterie oder das sonst gültige Verfahren buche und selbst bezahle, da ich meine Position als Laufblogger nicht ausnutzen möchte, machte es mein Netzwerk für Paris nun doch möglich. Asics hat mir damit einen gigantischen Traum möglich gemacht und natürlich buchte ich mir sofort einen Flug und ein Hotel – Paris 2024, ich komme!
Meine Reise zum Marathon pour tous Paris 2024
Überraschender Weise fand ich sogar noch bezahlbare Flüge und mit dem Hôtel Emile Le Marais auch ein kleines, gemütliches Hotel in guter Lage. Natürlich muss man gerade in Bezug auf Hotels seine Ansprüche in Paris ein wenig zügeln, aber ich hatte damit gerechnet, daß ich meine Seele oder zumindest eine Niere für den Flug und das Hotel verkaufen müsste. Der innoffizielle Plan war sogar, ganz ohne Hotelzimmer auszukommen und im Zug zu schlafen. Aber das war ja glücklicher Weise nicht nötig.
Kaum hatte ich in Paris eingecheckt, machte ich mich auf den Weg zur Abholung der Startunterlagen, denn das Rennen sollte ja schon am darauf folgenden Abend stattfinden. Wenn man erstmal alles Organisatorische erledigt hat, kann man sich einfach besser entspannen vor einem Wettkampf. Danach deckte ich mich mit Baguette, Butter, Käse und anderen französischen Köstlichkeiten ein und beendete den Abend recht früh in meinem Hotelzimmer. Ich war ja erst drei Tage vorher aus New York zurückgekommen und war mit meinem Jetlag wieder voll in den Job eingestiegen. Das hat natürlich ordentlich geschlaucht.
Um so frischer war ich am nächsten Morgen und machte mich auf den Weg, um das olympische Paris zu entdecken. Kipchoge und die anderen Eliteläufer waren bereits auf der Strecke, während ich an der Seine entlang schlenderte und mir eine Sportstätte nach der anderen ansah. Natürlich war das große Ziel der Eiffelturm mit den Olympischen Ringen.
Paris hatte sich ziemlich verändert. Nicht nur visuell durch die meisterhaft in die historische Kulisse eingefügten Sportstätten, sondern auch der Flair war anders. Man merkte, daß viele der üblichen Paris-Touristen, die zum Shoppen einfliegen, nicht dort waren und stattdessen die Sportfans übernommen hatten. Dadurch das kaum Autos im zentralen Bereich unterwegs waren und hunderte Leihfarräder aufgestellt waren, war auch der Stress- und Lärmfaktor Auto deutlich reduziert. Es tut mir natürlich leid für die Anwohner, aber für die Gäste war es einfach wunderbar, mit dem Fahrrad durch den Sommerwind an der Seine entlangzuradeln und den olympischen Jubel aus den Sportstätten zu lauschen.
Diese elektrisierende Stimmung war aber auch ziemlich gefährlich. Ich sollte doch um 21:00 Uhr noch an die Startlinie für einen Marathon gehen. Es galt also immer abzuwägen, wieviele Schritte oder wieviele Orte man sich noch ansehen würde, bevor man den Beinen noch eine kleine Pause vor dem Lauf gönnen würde.
Ein Besuch im Asics House war natürlich Pflicht und in den Insta-Stories seht ihr noch ein paar Eindrücke von dem, was Asics dort gezaubert hat. Natürlich gab es die neuesten Schuhe zu sehen, wie den Metaspeed Edge, den ich beim Marathon gelaufen bin und den Superblast 2, der mich im Training begleitet hat. Auch ein kleines Schuhmuseum war eingerichtet worden, um die Evolution der Schuhtechnologien zu sehen und einen kleinen Ausblick auf die neuesten Zukunftsinnovationen gab es auch.
Für die Athleten gibt es im Asics House dann noch spezielle Bereiche, wo man sich ausruhen oder beim Tischtennis oder anderen Spielen einfach mal abschalten kann. Im Asics House traf ich auch auf Richard Ringer, der kurz zuvor als bester Deutscher nach 2:09,18h auf Platz 12 eingelaufen war und sich netter Weise trotzdem Zeit für ein Selfie genommen hat. Nach einem kleinen Snack im Restaurant des Asics House war es dann aber höchste Zeit, um die Beine hochzulegen und nochmal ganz kurz durchzuatmen vor der großen Tour durch Paris beim Marathon pour tous.
Meine Erlebnisse von der Strecke des Marathon pour tous und beim Marathon für alle
Die Strecke des Marathon pour tous wurde übrigens eigens für die Olympischen Spiele entwickelt und soll möglichst viele der historischen Highlights der Stadt miteinander verbinden. Sie führt vom Hôtel de Ville bis nach Versaille und ist eben nicht nur als Sightseeing-Strecke entwickelt, sondern hat auch eine historische Anspielung. Mit der Steckenführung soll an den Marsch der Frauen nach Versailles während der Französischen Revolution im Oktober 1789 erinnert werden, die damit letztlich Ludwig XVI. zwangen, die Dekrete zur Abschaffung der Vorrechte des Adels in Frankreich zu unterzeichnen.
Es handelt sich beim Marathon pour tous also weder um die Strecke des Paris Marathon oder des Halbmarathon von Paris, dem Semi de Paris, sondern einer einzigartigen, einmaligen Streckenführung. Und die historische Anlehnung an den Marsch der Poissarden erklärt auch, warum die Strecke solch ungewöhnliche Anstiege auf dem Kurs hat, die jeweils auch mit brutalen Downhills wieder hinunter gehen.
Also stand ich da nun mit meinem Energy Drink in der Hand im Startblock am Seine-Ufer beim Hôtel de Ville und blinzelte in den Sonnenuntergang. Es sollte mein erster Abendmarathon werden und als Morgenmensch hatte ich ziemlichen Respekt davor und war mir nicht sicher, ob mein Körper auch im letzten Drittel, daß nach Mitternacht liegen würde, noch bereit ist einen Marathon zu finishen.
Aber als Mission war für diesen Lauf ohnehin nur „Genießen & Ankommen“ gesetzt, denn sowohl das Streckenprofil als auch die Form und Regeneration so kurz nach dem San Francisco Marathon liessen sowieso keine Bestzeiten zu. Also auf zum Countdown und dann ab dafür!
Gleich nach dem Start gab der Marathon pour tous einen guten Vorgeschmack auf das, was einen nun erwarten würde – die absolute Laufparty! Die Straßen waren bis auf den letzten Platz vollgestopft mit Zuschauern, die sich die Seele aus dem Leib schrien, anfeuerten und eine absolute Gänsehautstimmung erzeugten, wie ich sie selten vorher erlebt habe. Wahrscheinlich hat das auch mit der Tageszeit zu tun, weil man an einem Samstag Abend im Sommer auch als Zuschauer mehr in Feierlaune ist als an einem Sonntag morgen im Herbst, wenn die meisten großen Citymarathons stattfinden.
Leider war es etwas voll auf der Strecke, sodass man die Stimmung nicht komplett genießen konnte, da man auf die anderen Läufer achten musste. Die Startblöcke waren wohl eher zufällig zusammengestellt worden als nach Leistungsvermögen – aber egal, ich wollte ohnehin nur Spaß haben und mir die Medaille abholen. Viel mehr stresste mich, daß meine Garmin sich weigerte, mir die Herzfrequenz anzuzeigen und auch nach mehrmaligen Versuch dabei blieb. Wie ich später lernte, hilft in solchen Fällen ein Neustart des Gerätes. Aber so blieb mir nichts anderes übrig, als nach Gefühl zu laufen und nicht nach Herzfrequenz.
Und dann ging es richtig los mit der emotionalen Achterbahnfahrt, die dieser besondere Marathon werden würde. Nach dem grandiosen Start ging es direkt unter der tosenden Soundkulisse des Publikums vorbei am nächtlich beleuchteten Louvre und über den Place Vendôme und weiter zu den Tuilerien, wo sich auf der einen Straßenseite der aus der Ferne glitzernde Eiffelturm mit dem auf der anderen Straßenseite an einem Ballon am Himmel schwebenden olympischen Feuer um die Aufmerksamkeit der Läufer duellierten.
Weiter ging es immer am Ufer der Seine entlang mit dem Blick auf das stilvoll beleuchtete Sommernachtsszenario der französischen Hauptstadt – immer näher in Richtung Eiffelturm. Ein absoluter Photo-Hotspot, wo so mancher Läufer ein schnelles Päuschen für ein Erinnerungsfoto einlegte.
Auf der langgezogenen Gerade löste sich dann das dicht gepackte Zuschauerfeld ein wenig auf und wechselte zu kleineren Grüppchen, die aber noch immer für ordentliche Gänsehautmomente sorgten. Was mir besonders gut gefallen hat ist, daß wirklich jeder angefeuert wurde. Beim Berlin-Marathon und anderswo hat sich leider die unsportliche Attitüde breitgemacht, daß nur noch die Läufer der eigenen Crew angefeuert werden und nicht mehr alle Läufer. Adidas feuert die Adidas Runners an, KRAFT die Krafties, Midnight Runners nur Midnight Runners. Natürlich verstehe ich, wenn man für die eigenen Leute eine Schippe drauflegt und das extra Konfetti rausholt – aber in Stille zu verfallen, sobald die eigenen Leute vorbeigelaufen sind und alle anderen genauso hart kämpfenden Läufer zu ignorieren hat mit Sportsgeist und Inklusion nichts zu tun. In Paris wieder zu sehen, daß es auch anders geht, war wirklich erfrischend.
Nach Kilometer zehn lösten wir uns dann vom Seine-Ufer und bogen langsam in die Vororte von Paris ab, weiter in Richtung Versailles. Ich habe wohl noch nie zuvor einen richtigen Vorort von Paris gesehen und es war spannend auch mal diese Perspektive auf Paris zu erleben, wo die Häuser dann kleiner werden und alles ein weniger pompös als direkt in der Innenstadt. Dafür wurden wir weiter sehr herzlich angefeuert und dank der Namen, die unter der Startnummer aufgedruckt wurden, häufig auch mit Namen. Als bei Sèvres dann der erste lange Anstieg über 5km hoch zum Pershing-Lafayette-Denkmal begann, war das anfeuern auch wirklich notwendig. Ich hatte mich mit weisem Blick auf die noch kommenden Anstrengungen dazu entschieden die steilsten Stücke des Anstieges zu gehen und provozierte dadurch natürlich besonders viele „Courage!“ Rufe. Die Freude war dann um so größer als dieser erste von zwei fiesen Anstiegen endlich bezwungen war. Vom Denkmal, dass 1937 auf dem Hügel von Versailles errichtet wurde und eine Hommage an die amerikanische Armee während des zweiten Weltkriegs symbolisierte, war in der Dunkelheit aber nicht viel zu sehen. Das glichen die Organisatoren aber durch riesige LED-Leinwände aus, die einen motivierten, weiter durchzuziehen.
Kein Problem für mich, denn ich hatte ja ein wenig Energie gespart beim Uphill und liess jetzt einfach mal die Schwerkraft wirken und rollte mit Pacespitzen zwischen 4:00 und 4:30 den Berg hinunter. Das hatte ja in San Francisco schon ganz gut geklappt und ich bilde mir ein, über eine ganz solide Downhill-Technik zu verfügen, die mir bei solchen Aktionen nicht komplett die Oberschenkel wegzwirbelt. Die Leute halten einen natürlich für bekloppt, wenn man erst hochgeht und dann runterballert wie als wenn es kein Morgen gibt – aber die Zeitrechnung wird halt im Ziel gemacht.
Auf den langen Ausläufern des Downhill passierten wir dann auch das Schloss Versaille, daß natürlich eine erstklassige Figur im nächtlichen Ambiente machte, aber auch die großen, prachtvollen Alleen waren toll zu laufen. Hier draußen war die Stimmung dann aber auch schon verhaltener und zu fortgeschrittener Stunde waren es wohl nur eingefleischte Fans, die hier Draußen 20km vor den Toren der Stadt den Läufern applaudierten. Und so begann ich langsam zu zweifeln, ob der Marathon pour tous nun wirklich besser ist als der New York Marathon, wovon ich auf den ersten 10km noch zweifellos überzeugt war, weil die Stimmung so bombastisch war.
Immerhin hatten wir aber die erste Hälfte geschafft und arbeiteten uns Schritt für Schritt durch die kleinen Vororte voran, um uns in Chaville, bei Kilometer 27,5 der finalen Bergchallenge zu stellen. Der Anstieg zum Monte ist zwar nur 1,5km lang, hat es dabei aber in sich und hat sogar den Eliteläufern das Fürchten gelehrt. Mit einer Steigung von 13.5% ist es eher eine Wand als ein Anstieh und dagegen wirkt der berühmte Heartbreak Hill beim Boston-Marathon mit seinen knapp 5% Steigung fast schon entspannt.
Diese Challenge bekam aber auch visuell ihre ganz eigene Würdigung und so war ein Arkadengang aus beleuchteten Bögen den Anhang hinauf aufgebaut worden, der einen mit speziellen Lichteffekten zumindest geistig den Berg hinaufzog. Lustig war das natürlich trotzdem nicht und nur die wenigsten waren nicht wie Bergsteiger am Hinaufschnaufen bei einer Himalajaexkursion. In meinen Stories habe ich auch ein paar Eindrücke davon, wenn ihr verzweifelte Läufer sehen wollt.
Aber auch diese Herausforderung war irgendwann überwunden und nun musste man „nur noch ins Ziel“ kommen. Auch der Downhill glich hier eher einem Sturz ins Tal und zog sich für mehr als zwei Kilometer. Entsprechend schnell ging es dann auch hinab und ich nahm Kilometer 31 in 4:32er Pace und Kilometer 32 in 3:58min. Wenn ich nur den ganzen Marathon so laufen könnte….
Mein Höllengeballer hatte dann aber doch seinen Preis gekostet und die Durchblutung in den Oberschenkeln übermäßig angeregt, um es mal nett zu sagen. Es wurde also erstmal langsamer, machte aber dank der besonderen Installationen, Musik und dem erstarkenden Support von der Strecke trotzdem noch richtig Spaß.
Bei Kilometer 34 hatte sich der Hauptsponsor ORANGE direkt vor seinem Headquarter nochmal richtig ins Zeug gelegt und einen Tunnel in ein orangefarbenes Spektakel verwandelt. Eine LED-Installation saugte einen förmlich durch den Tunnel und die euphorischen Elektrobeats sorgten dafür, daß man plötzlich ganz von selbst noch einmal schneller wurde. Das Ganze wandelte sich dann am Tunnelausgang in eine Lasershow unter der man mit Sounds eines pulsierenden Herzens entlang lief – ein absoluter Gänsehautmoment.
Hier war dann auch der „Écran encouragement“ aufgebaut, ein gigantischer Bildschirm, über den Motivations-Videobotschaften von Freunden und der Familie der Teilnehmenden abgespielt wurden. Diese Botschaften konnte man auf der Marathonmesse aufnehmen. Auch wenn ich nicht persönlich angesprochen wurde, helfen die strahlenden Gesichter auch mir, wenn die Beine langsam schwerer werden.
Eine spannende, neue Idee fand ich auch die „Zone d’encouragement DNF“, die bei Kilometer 38 eingerichtet wurde. Noch einmal schickten einen DJs und eine Cheering Zone mit frischer Energie ins Ziel. Für alle, die den Marathon nicht beenden konnten gab es hier in der „DNF Zone“ dann ein Zertifikat über die nicht-erfolgreiche Teilnahme am Marathon pour Tous. Das finde ich eine absolut motivierende und sportliche Idee, wie man mit einem DNF umgehen kann. Es gibt halt diese Tage, wo man aussteigen muss, weil es einfach nicht funktioniert und es sollte normalisiert werden, daß es eben diese Momente im Sport gibt und das man trotzdem stolz auf sich sein kann. Außerdem ist es wichtig, selbst zu stoppen, bevor einen der eigene Körper stoppt. Leider gibt es immer noch viel zu häufig Notarzteinsätze bei Marathons. Daher meinen Applaus für die DNF-Zertifikate.
Auch die Wetterbedingungen beim Marathon pour tous waren eine Besonderheit, was wahrscheinlich aber auch nur für mich überraschend war, weil es mein erster Nachtmarathon war. Jedenfalls ist es ja meistens so, daß mit zunehmender Distanz und Erschöpfung auch die Temperaturen und die Sonneneinwirkung steigen – was die Gesamtsituation nicht angenehmer macht. Beim Marathon pour tous hingegen starteten wir bei sommerlichen 26 Grad in das Rennen und kamen bei 20 Grad oder vielleicht sogar etwas unterhalb dessen ins Ziel. Es sind dann eben die kleinen Dinge, über die man sich in der Endphase eines Marathons freut.
Der letzte Abschnitt des Marathon pour tous stand dann nochmal ganz im Zeichen des Eiffelturms. Zunächst gab es eine lange gerade direkt auf den glitzernden Turm hinzu, der aber an den zunehmend matten Beinen nicht mehr viel ausrichten konnte. Ich war einfach bereit für das Ziel.
Also zusammenreissen und ein letztes Mal die nächtliche Olympiastimmung unter dem Eiffelturm aufsaugen und um die letzten Kurven in Richtung Finish. Wir mischten uns auf den letzten Kilometern dann mit den Läufern der anderen Distanzen, was nochmal eine neue Dynamik auf die Strecke brachte. Also versuchte ich noch ein bisschen was aus den Beinen herauszuquetschen für die letzten beiden Kilometer und genoss noch einmal die Stimmung am Straßenrand. Und dann war sie da – die letzte Kurve mit dem Endspurt über die Ziellinie der Olympischen Spiele 2024. Was für ein unglaubliches Privileg und Erlebnis dieser Marathon war!
Überflutet von Endorphinen schnappte ich mir meine Medaille und feuerte noch ein wenig die anderen Finalisten an. Nicht nur bei mir hatte dieser Marathon ganz besonders starke Emotionen entfacht – das Grinsen und die Glücksgefühle an dieser Ziellinie waren einfach ein anderes Level und nicht selten gab es auch ein paar Freudentränen zu sehen.
Also Danke Paris! Danke Asics!
Medaille, Urkunde, Ergebnisse und Fotos beim Marathon pour tous
Neben der schönen Medaille habe ich mich beim Marathon pour tous vor allem über die kostenlosen Fotos gefreut, die man sich online hier von der Marathonmesse und hier von der Marathonstrecke herunterladen konnte. Vom virtuellen Marathon pour tous, dem „Virtual connected run“ gab es zudem eine Online-Urkunde zum herunterladen.
Olympischer Marathon aus der ersten Reihe
Am nächsten Tag machte ich mich dann gleich früh auf den Weg zur Zielline des Marathons, um den offiziellen olympischen Marathon mitzuverfolgen. Zu sehen, wie die Eliteläuferinnen dann die gleichen Streckenabschnitte passierten, an denen ich nur wenige Stunden zuvor noch selbst mit meiner Startnummer unterwegs war, war ein tolles Gefühl und beeindruckend zugleich. Mit welch brutaler Geschwindigkeit die Anstiege genommen wurden und die Downhills heruntergeflogen wurde, war fast schon übermenschlich. Kein Wunder, daß es die ein oder andere Athletin dann auch schon auf der Strecke zerlegte und der Anschluss an die Spitzengruppe nicht mehr zu halten war.
Gerade den Endspurt von Sifan Hassan live zu erleben, war wirklich krass. Und genau diese Kombination aus den Elite-Rennen und dem Marathon pour tous, die nacheinander im gleichen Ziel enden, hat diesen Marathon so besonders gemacht. Natürlich laufen Hassan und Kipchoge auch mal bei den Majors in der Führungsgruppe mit und man folgt dann als Freizeitläufer mit Abstand auf der gleichen Strecke. Aber dadurch, daß es zeitgleich stattfindet, bekommt man vom Eliterennen eigentlich kaum etwas mit, weil man ja selbst noch seinen Marathon läuft. Die zeitversetzte Variante in Paris erlaubt da einen ganz ungestörten Blick und Vergleich auf den Elite-Marathon. Ich hoffe, daß sich auch andere große Sportevents vom Marathon pour tous inspirieren lassen und die Freizeitsportler stärker in die Wettkämpfe einbinden – allen voran natürlich die nächsten Olympischen Spiele in LA.
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