Schon mal sorry für den schlechten Witz, aber ich komme nicht umher mir selbst auf die Frage: „Hast Du eine Scheibe?!!!“ mit „Ja!“ zu antworten. Denn seit gestern bin ich stolzer Besitzer einer kleinen Himmelsscheibe. Was man dafür machen muss? Laufen! Also herzlich Willkommen zum Rennbericht zum Himmelswegelauf.
Aber fangen wir mal bei der Historie an. Denn die Himmelsscheibe von Nebra gilt als echte archäoligische Sensation. Denn was Raubgräber dort in der Nähe von Nebra aus dem Boden buddelten, ist eine der ältesten Darstellungen von Himmelsobjekten und wird auf ein alter von etwa 4.000 Jahren geschätzt. Kein Wunder also, daß für viele Läufer – inklusive meiner Wenigkeit – besonders die Medaille ein großer Anreiz ist, beim Himmelswegelauf dabei zu sein.
Himmelswegelauf, Himmelsscheibenlauf… Ja was denn nun?
Rund um den Himmelswegelauf findet ein regelrechtes Sportfestival statt, bei dem eigentlich Jeder, der aktiv werden möchte, das Passende findet. Mit der Wanderung zum Fundort der Himmelsscheibe über Nordic Walking und einer Radtour von rund 40km Distanz werden auch die Nichtläufer toll in die Veranstaltung eingebunden. Für Läufer gibt es dann die drei Klassiker zur Auswahl. 10km als den echten Himmelsscheibenlauf, einen Halbmarathon, bei dem ich mitgelaufen bin und natürlich auch die volle Marathondistanz.
Während der 10km-Lauf in einem klassischen Rundkurs von der Arche Nebra in Wangen auch wieder dorthin zurück führt, verlaufen die beiden anderen Distanzen von unterschiedlichen Startpunkten aus zum Ziel an der Arche Nebra. Der Marathon startet in Goseck am Sonnenobservatorium und in Laucha steigen dann die Halbmarathonläufer mit in die Strecke ein, bis es dann ebenfalls bis zur Arche Nebra geht.
Anmeldung Himmelswegelauf auf der Halbmarathondistanz
Bei den gesamten Veranstaltungen rund um die Himmelsscheibe handelt es sich um kleine, sehr familiäre Laufveranstaltungen, die aber trotzdem hochprofessionell organisiert sind. Zunächst ein riesiges Lob an die Webseite, die mit zu den besten Seiten gehört, die ich je gesehen habe. Man findet wirklich alle Infos dort, es gibt nicht nur Angaben zum Höhenprofil, eine Karte und Infos zur Streckenbeschaffenheit, sondern man kann sich die Streckendaten auch ganz einfach herunterladen, falls man die Strecke zum Training mit seiner GPS-Uhr oder dem Smartphone ablaufen will.
Jedenfalls war die Anmeldung und alles Weitere sehr einfach zu erledigen und auch an der Strecke merkte man, daß hier Profis am Werk sind – aber dazu noch später mehr.
Anreise zum Himmelswegelauf
Von Potsdam braucht man knapp 2 Stunden bis nach Laucha, ein wenig abhängig davon wie die Baustellensituation gerade ist. Denn scheinbar wird gerade die gesamte A9 in der Region gebaut, also zumindest sind die Spuren verengt und das Tempo auf 80 bzw. 60km/h reduziert. Bauarbeiter oder Baufahrzeuge waren wie so häufig auf Autobahnbaustellen nicht zu sehen, also lieber etwas Bonuszeit einplanen. In Laucha ist der Start direkt neben dem Marktplatz, auf dem dann auch die Gepäckabgabe, Startnummernabgabe und alles Weitere zu finden sind. Ich war so gegen 9.00 Uhr extra pünktlich dort, aber da das Teilnehmerfeld mit geschätzten 300 Läufern recht überschaubar und die Wege kurz sind, kann man auch noch kurzfristiger ankommen. Denn auch Parkplätze sind relativ nahe zum Startbereich noch zu bekommen. Einzig die Toiletten sind mit nur eine Kabine für die Männer etwas spärlich geplant und daher dauert das Anstehen dort ziemlich lange.
Insgesamt hatte ich also genug Zeit, alles zu erledigen und entschloss mich dann, meine Sachen auch im Auto zu lagern und keine Gepäcktransportoption zu nutzen – denn eigentlich brauchte ich im Ziel nichts.
Himmelswegelauf auf der Halbmarathondistanz
Um 10.00 Uhr war es dann soweit und wir starteten in Laucha auf die Halbmarathonstrecke. Vorne preschten wie immer ein paar schnelle Läufer vor und welche, die sich dafür hielten und das erste Feld lief dann mit einer 4er Pace los. Ich hatte geplant etwa 4:30 Pace zu laufen und musste mich ganz schon einbremsen, um nicht an der wilden Meute dranzubleiben. Dabei ist die Strecke sowohl zum Schauen und Genießen, aber auch zum Ballern sehr gut geeignet. Weite Teile der Strecke führen über asphaltierte Radwege und bis auf einige, wenige steile Passagen, sind die Anstiege eher langgezogen, sodass man sie gut und flüssig laufen kann. Besonders der Streckenabschnitt, bei dem man zwischen Fluss Unstrut und den Weinbergen durchs Grüne läuft, hat mir gut gefallen und es wurden gleich Erinnerungen an das Laufbloggercamp wach. Und was hätte ich für eine kleine Pause mit einem kühlen Rosé bei Boy´s Weinausschank gegeben – aber das kommt dann ein anderes Mal. Weiter ging es über Landstraßen an den üppig bewachsenen Feldern vorbei und durch kleine Ortschaften hindurch. Alles erinnerte ein wenig an die kleine, abgespeckte Variante des Rennsteiglaufes – allerdings waren nicht nur die Streckenverhältnisse durch den meist exzellenten Radwegasphalt und das flachere Profil abgespeckt, sondern auch die Stimmung. Es gab nur vereinzelt kleinere Grüppchen an Zuschauern, die applaudierten, aber das hat mich auch nicht weiter gestört. Wer das aber für die eigene Motivation braucht, wird hier vom Applausometer-Level nur im unteren Bereich bleiben.
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Für mich persönlich war es ein Rennen mit höhen und Tiefen. Eigentlich wollte ich meinen guten Trainingszustand nutzen, um endlich mal wieder etwas Schnelles zu laufen, aber schon nach 5 Kilometern merkte ich, daß ich nicht so recht ins Rennen komme und die 4:30 Pace nicht bis in Ziel halten kann. Also habe ich das Tempo reduziert und glücklicher Weise lief es dann mit der neuen Geschwindigkeit von rund 5er Pace später auch wieder einigermaßen rund. Wirklich toll organisiert waren übrigens die Ausschilderungen und die Verpflegungspunkte, die gut auf die schwüle Hitze angepasst waren. Es gab Schwämme und Wasserwannen an jeder Station und natürlich eine große Auswahl an Getränken und wer Hunger hatte, bekam Bananen oder Äpfel. Selbst zwischen den Stationen standen Wassereimer für die, die sich auf dort noch einmal erfrischen wollten. Nur das offizielle Finisher-Bier fehlte.
Dafür gab es im Ziel Pfannkuchen, die man sich mit einem fiesen, steilen Streckenabschnitt, hoch zum Ziel erkämpfen musste. Mein Maximalpuls von 192 machte aber erstmal mehr Durst als Hunger und so schnappte ich mir lieber meine persönliche Himmelsscheibe und ging erstmal Duschen. Es gab sogar richtig warmes Wasser und so erfrischte ich mich, wusch schnell meine Laufklamotten durch um dann, wie eine duftende Blume im Morgentau, meine Sachen am Körper trockentragend durch den Zielbereich spazierte und meine Speicher wieder auffüllte.
Nachdem ich noch ein paar Läufer von MileHigh Berlin angefeuert hatte, schlenderte ich den gemeinen Finalberg gemütlich hinunter und traf dabei auf Doreen, mit der gemütlich quatschend der Weg gleich noch schneller erledigt war. Leider hatte ich den Zug zurück nach Laucha gerade verpasst und hatte nun mit einigen Leidensgenossen eine Stunde Zeit, die Läufer zu motivieren die am Bahnhof vorbei auf den fiesen Finalberg zusteuerten, der hinter der nächsten Kurve lag. Ganz überraschend kämpfte auch Micha Klotzbier sich gerade dem Ziel entgegen und so hatten wir auf der Rückfahrt noch viel Spaß, bis es dann in Laucha in die Autos und ab in die Heimat ging.
Fazit zum Himmelswegelauf auf der Halbmarathondistanz
Der Himmelswegelauf ist sehr professionell organisiert und erlaubt wegen der vielen Disziplinen auch größeren Teams oder der ganzen Familie am Sportspektakel teilzunehmen – denn alle Wege führen zur Arche Nebra, von der man dann zusammen zurückfahren kann. Gerade der schnelle Asphalt und das recht harmlose Höhenprofil – den Schlussberg mal ausgeklammert, lassen gute Zeiten zu und die üppige Natur belohnt auch die Läufer, die sich mehr Zeit zum Genießen nehmen wollen. Besonders die schöne Medaille und die Gelegenheit, sich neben des Laufens etwas intensiver mit der regionalen Geschichte beschäftigen zu können, machen den Reiz dieses Laufes aus.
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