Gerade wenn man mit dem richtig Laufen und Joggen lernen und ernsthaft mit dem Lauftraining beginnen will, sind die Laufschuhe die absolut wichtigste Grundlage, um erfolgreich mit dem Laufen anzufangen.
Denn falsche Laufschuhe führen schnell zu Schmerzen oder im schlimmsten Fall sogar zu Verletzungen. In beiden Fällen muss man das Lauftraining unterbrechen und es wird schwerer fallen, sich wieder neu die Motivation zum Laufen zu finden.
Daher höre ich als erfahrener Läufer häufig die Fragen…
Welche Marke sind die besten Joggingschuhe und was sind die besten Laufschuhe?
Die Antwort auf diese Frage ist eigentlich recht einfach zu beantworten. Denn die besten Laufschuhe für Dich sind die Laufschuhe, die am besten zu Deinen körperlichen Gegebenheiten, Deinem Laufstil und Deinen Plänen, wo Du damit laufen willst, passen.
Vergleichen wir die Frage mal mit ähnlichen Beispielen aus anderen Bereichen, um es zu verdeutlichen. Manch einer mag fragen, was das beste Essen ist und als Antwort von Schnitzel bis Nutellabrot, Nudeln, Hummer, Pizza oder Schokoladeneis alles bekommen.
Warum? Weil man nicht genügend Informationen hat, um die Frage sinnvoll zu beantworten. Meintest Du zum Frühstück, als Mittagessen im Büro, als romantisches Gericht mit Deiner Freundin?
Oder fragen wir mal was das beste Auto ist? Ein sparsamer Skoda-Kleinwagen, der fette SUV mit 400 PS, ein Ferrari, der alte Volvo-Kombi? Ich glaube es ist klar, was ich meine.
Daher ist mein wichtigster Rat an dieser Stelle, nicht auf den Rat aus dem Internet zu hören. Denn die Antworten sind zu 100% falsch, weil niemand Dich gesehen hat, Deine körperlichen Besonderheiten oder Pläne kennt. Selbst wenn ich also in meinen Laufschuh-Testlisten einen Schuh besonders lobe, heisst das noch lange nicht, daß das auch der beste Laufschuh für Dich ist.
Genau so falsch ist die Frage nach der besten Marke. Wer sagt, daß er nur Laufschuhe einer Marke läuft und die alle perfekt für ihn sind, hat sehr wahrscheinlich eine etwas vom Marketing eingetrübte, subjektive Wahrnehmung.
Kommen wir zurück zu meinen vorherigen anderen Beispielen. Gibt es wirklich jemanden, der alle Mercedes toll findet, nur weil es Mercedes ist? Also von der A-Klasse bis zum Bauarbeiter-Van? Und würde man denken, daß das ein Experte für Autos ist?
Gibt es jemandem, dem wirklich alle Sorten Nudeln schmecken, nur weil es eben Nudeln sind? Dann guten Appetit!
Fakt ist, daß so wie Autos für eine bestimmte Zielgruppe, ein bestimmtes Budget und einen bestimmten Einsatzzweck gebaut werden, werden auch Laufschuhe für unterschiedliche Marktanforderungen konzipiert. Die Kunst ist also nicht herauszufinden, welche Schuhe gut an den Fuß und auf den Bodenbelag der anderen passen, sondern was der perfekte Laufschuh für Dich ist.
Und richte Dich darauf ein, daß Du sehr wahrscheinlich nicht den megakrassen geilen Rennschuh empfohlen bekommst, den die schnellen Typen bei Instagram und in der Werbung tragen. Außer Du findest es eine super Idee, daß Fahranfänger den Führerschein auf einem Lamborghinia machen sollten. Wenn ja, dann sind Deine Leitplanken sind, die Bandagen, die Du bald tragen musst.
Also erstmal sorry, wenn ich die Illusion nehme, daß das Thema Laufschuhkauf, mal eben schnell mit drei Google-Suchen erledigt ist oder mit dem Gang ins Markenoutlet. Aber ich werde Dir gleich ein wenig Hilfestellung geben, wie Du trotzdem schnell zum richtigen Paar kommst, auch wenn Du kein üppiges Budget zur Verfügung hast.
Warum ich vielleicht so unterschwellig aggressiv rüberkomme ist, daß ich selbst den Fehler gemacht habe, irgendwelche Schuhe zu kaufen, als ich mit dem Laufen begonnen habe. Ein Besuch im Nike-Outlet, dort 10 Meter zur Probe gelaufen und 50€ später war ich stolzer Laufschuhbesitzer. Allerdings hatte ich dann immer stärkere Knieschmerzen, um so weiter ich laufen konnte – und wir reden hier von 3km oder 5km, in meinen ersten Monaten als Läufer. Danach habe ich dann das getan, was Du auch tun solltest….
Welche ist die beste Marke und der beste Laufschuh für Dich?
Am besten vergisst Du erstmal die Marke und beginnst mit einer Laufanalyse. Dazu kannst Du in ein vernünftiges Laufschuhgeschäft oder einen größeren Sportladen Deiner Gegend gehen. Dort sollte mindestens ein Laufband vorhanden sein, wo die Mitarbeiter entweder mit bloßem Auge oder mittels Videoaufzeichnung Deinen Laufstil analysieren.
Denn besonders häufig sind die sogenannte Pronation oder Supination, bei der der Fuß beim Abrollen seitlich entweder zur Mitte oder nach außen wegknickt. Dafür haben manche Laufschuhe beispielsweise eine Pronationsstütze, um das zu stabilisieren. Trägst Du also einen Schuh mit solch einer Stütze, obwohl Du einen neutralen Laufstil hast, behinderst Du Deinen gesunden Laufstil und die Gelenke werden sich melden.
Genau so sind die Dämpfung, Obermaterial und Schnitt des Schuhs abhängig von Deinem Fuß und Deinem Gewicht. Besonders wenn Du etwas schwerer bist, egal wegen Deiner Größe, Muskeln oder Körpermasse, solltest Du mit stärker gedämpften Schuhen starten. Denn Deine Muskeln und Bänder sind noch nicht an das Laufen gewöhnt und so hilft die Dämpfung bei der Entlastung Deines Bewegungsapparates. Du schonst Dich und kannst länger trainieren, ohne Schmerzen zu bekommen.
Sobald Du besser trainiert bist, kann Dein Körper mehr dieser Dämpfungsaufgaben selbst übernehmen und Du brauchst weniger Unterstützung von Deinem Laufschuh.
Beim Obermaterial ist es etwas anders. Denn wenn Du schwer bist und bleibst, wie gesagt hat das nicht unbedingt mit Übergewicht zu tun, dann gelangen bestimmte Materialien an ihre Performance-Grenze. Gerade moderne Textilstretchgewebe bieten nur einen begrenzten Seitenhalt, wenn sie nicht durch einen zusätzlichen Käfig oder ein cleveres Schnürsystem verstärkt werden. Ist dazu der Körper noch nicht ausreichend trainiert, kannst Du in solchen Schuhen leicht umknicken.
Zu guter letzt muss der Laufschuh gut passen, aber Deinem Fuß auch ein wenig Raum geben, damit er die natürliche Laufbewegung ausführen kann und auch um Reibestellen zu vermeiden. Dabei gibt es in der Tat Unterschiede bei den Herstellern, denn Marken wie Altra richten sich besonders an Läufer mit breiten Füßen, und haben eine besonders große Zehenbox. Bei adidas hingegen sind die schnellen Rennmodelle meist sehr schmal geschnitten. Aber genau dafür ist die Beratung im Geschäft vorgesehen.
Die Außensohle sollte an Deine Laufpläne angepasst sein. Wenn Du viel auf Asphalt läufst, reicht eine relativ glatte Sohle mit wenig Profil – bei Geländelaufen und Trailrunning sollte zusätzlich zum griffigeren Profil auch eine schützende Gummi-Kappe im Zehenbereich vorhanden sein, damit Du Dir nicht die Zehen brichst, wenn Du mal gegen eine Wurzel oder einen Stein donnerst.
Was kosten gute Laufschuhe?
Gute Laufschuhe der großen Marken beginnen bei den Einsteigermodellen um die 80€, während die am häufigsten verkauften Laufschuhe im Preissegment um 120€ liegen. Nach oben ist wie immer alles offen und Laufschuhe für 160€, 200€ und sogar 250€ sind zu bekommen.
Wie kannst Du die besten Laufschuhe günstig kaufen?
Bei den Erfolgsmodellen der großen Marken sind die Modellzyklen inzwischen so durchgeknallt, daß Du als Laufeinsteiger richtig sparen kannst. Meist kommt jedes Jahr ein neues Modell des Laufschuhes heraus, häufig dann im Jahresverlauf zusätzlich noch in neuen Farbvarianten. Häufig erkennst Du solche Schuhe an den großen Zahlen. Nike Pegasus 35, Mizuno Waverider 20, ASICS Gel Nimbus 20 und so weiter.
Ähnlich wie es bei Autos den Facelift gibt, läuft das oft auch bei den Laufschuhen. Oft gibt es also von Modellgeneration zu Generation nur kleine oberflächliche Änderungen und auch nicht jede Farbvariante eines Laufschuhs kommt gleich gut an.
Gleichzeitig ist der Preisverfall bei Laufschuhen absolut wahnsinnig und mir tun die Händler ehrlich gesagt auch leid. Kaum kommt das neue Modell für 120€ auf den Markt, dreht sich der Preis für das Vorgängermodell mit Höchstgeschwindigkeit in den Keller. Wenn Du also mit dem Modell Nummer 35 beim testen gut zurecht kommst, Du aber nicht so viel Geld investieren willst, dann frage einfach ob das Vorgängermodell, also der 34er, noch auf Lager ist. Denn es ist keine Seltenheit, daß Du diesen Schuh dann für die Hälfte oder weniger des aktuellen Modells bekommst. Dabei sind die Vorjahressschuhe meistens genauso gut. Gerade im Internet tobt die Preisschlacht bei Laufschuhen unerbittlich. Schlecht für die Händler, gut für die Kunden.
Im Idealfall sollte man mehrere Paare Laufschuhe abwechselnd laufen. Das schont einerseits die Schuhe und schult andererseits den Laufapparat, da er sich an unterschiedliche Gegebenheiten anpassen muss. Hier könnte man also ein aktuelles Paar und ein Vorjahrespaar laufen oder sich ein gleich Paar Asphalt-Laufschuhe und ein Paar Trailrunning-Schuhe zulegen.
Laufschuhe gebraucht kaufen?
Gerade im Internet finden sich auf viele Megaschnäppchen bei Laufschuhen. Denn bei eBay werden häufig Fehlkäufe angeboten oder auch Retouren. Alle, die also nicht so clever waren wie Du, sich beraten zu lassen und sich einfach irgendwelche teuren, angesagten Schuhe gekauft haben und nun merken, daß der Schuh doch nicht passt, stoßen diese supergünstig bei eBay ab.
Meist sind diese nur wenige Kilometer getragen und kosten meist nur 20-30% vom Neupreis. Genauso ist es bei Retouren, also Schuhen die von Kunden an die Händler zurückgeschickt wurden, die aber auch nicht mehr zum Normalpreis verkauft werden können.
Ob man über seinen eigenen Schatten springen kann und sich nach einer gründlichen Laufschuhreinigung auch in solche getragenen, aber fast neuen Laufschuhe traut, muss jeder selbst mit sich ausmachen.
Auf jeden Fall ist das die günstigste Methode an topaktuelle Laufschuhe zu kommen. Aber auch hier bitte zunächst an die Beratung und Laufanalyse denken!
Wo sollte man am besten Laufschuhe kaufen?
Bei der Beratung würde ich unbedingt einen markenübergreifenden Händler wählen, am besten ein auf Laufen spezialisiertes Geschäft.
Wenn man sich direkt im adidas-Store, bei ASICS, New Balance oder Nike beraten lässt, bekommt man logischer Weise auch nur Schuhe dieser Marke angeboten. Gerade als Laufanfänger, der gerade mit dem Lauftraining beginnt, würde ich so offen wie möglich bleiben, für verschiedene Marken und Modelle.
Mit der Zeit bekommst Du dann auch selbst ein Gefühl, welche Art von Laufschuhen gut zu Dir passen. Durch das Training der Laufmuskulatur kann sich der Laufstil übrigens auch verändern und Fehlstellungen zurückgebildet werden. Sei also nicht überrascht, falls Du nachdem Du Dein erstes Paar Laufschuhe durchgelaufen hast, einen anderen Schuh empfohlen bekommst.
Hast Du Empfehlungen für tolle Laufshops mit kompetenter Beratung? Dann schreibe mir, damit ich die Adresse veröffentlichen kann.
3 Kommentare
Ich hatte mein erstes Paar Laufschuhe bei Decathlon gekauft. Der dortige Berater half mir zwar, aber ich wurde mit dem stark gedämpften Asics-Modell schon damals nicht richtig glücklich, obwohl ich es erst merkte, als ich auf eigene Faust einen Mizuno WaveRider probierte. Später experimentierte ich – schon ein wenig nach Anlesen von Anatomie und basierend auf meinen Erfahrungen mit Fivefingers herum.
Dann empfahl mir meine Schwägerin einen Laufladen in der Stadt, bei dem sie sich Schuhe für’s Walking geholt hatte. Dort stellte ich meine kaputtgeliebten WaveRider und meine kaputtgeliebten Fivefingers auf den Tisch, bekam Laufanalyse … und wurde gut beraten. Der WaveRider blieb, auch neue Fivefingers gab es – aber dort lernte ich dann auch den Altra Escalante kennen. Das wurde mein Lieblingsschuh – zumal ich mich zunehmend von einem Mittelfuß- auf einen Vorfußstil entwickelt hatte. Diese Entwicklung wird von meinem Laufladen weiter betreut, teils helfe ich auch, an Schuhen rumzuprobieren, weil ich a) recht breite Füße habe und b) im Gegensatz zu den beiden Jungs im Laufladen Vorfuß laufe, während die eher Ferse oder Mittelfuß laufen.
Für mich war der Gang in den Laufladen eine Erfolgsgeschichte und ich wünschte, ich hätte es von Anfang an getan.
Danke für die Bestätigung, Talianna! Wer an der Beratung und am Budget spart, zahlt meist später doppelt. Entweder durch Schmerzen oder weil man ein neues, besseres Paar kaufen muss. Liebe Grüße, Daniel
… ach genau, der Laufshop mit kompetenter Beratung :) Also der meines Vertrauens:
Es ist das rennwerk in Karlsruhe. Die haben ihre Zentrale in Pforzheim und eine Filiale in Karlsruhe. Sie haben eine Bahn, aber kein Laufband im Laden, machen aber auf der Laufbahn über die längste Richtung des Ladens Analyse mit Video-Aufnahme. Alle Verkäufer dort sind selbst intensive Läufer, die auch schon die eine oder andere Verletzung durch haben.
Ich bin dort auf meinen aktuellen Lieblingsschuh, den Altra Escalante gekommen. Ich wäre nie im Leben auf ein Altra-Modell gekommen, irgendwo sonst. Der Escalante war auch ein Vorschlag quasi „quer“ zu meinen Fragen, was sonst noch so für mich passen würde.
Inzwischen könnte es sein, dass nach zwei erfolgreichen Spielen mit Saucony-Modellen ich mit der Beratung des rennwerks wieder zurück zu Mizuno komme – aber nun zum WaveShadow. Stil, Bedürfnisse und auch Laufgewohnheiten verändern sich – und der Laufladen hilft, dass das Schuhwerk sich mit entwickelt. Bei einer Steigerung der Laufleistung von 400 Kilometer in 2014 auf über 1350 Kilometer 2017, nochmal hoch auf 2300 Kilometer 2018 und einer Prognose von 3800 Kilometern dieses Jahr ist es unabdingbar, sich beraten und helfen zu lassen, weil schon allein die Änderung der Umfänge einen anderen Schuh erfordern kann.