Schon kurz nach den Olympischen Spielen beginnt 1986 auch die Geschichte des Los Angeles Marathon. Mit mehr als 27.000 Startenden in 2020 hat sich der LA Marathon als einer der 5 größten Marathons in den USA etabliert und konnte nach einem coronabedingten Teilnehmereinbruch in diesem Jahr auch wieder 22.000 Teilnehmer begrüßen.
Das Besondere am Los Angeles Marathon ist nicht nur die Strecke, die in einer Art Halbkreis vom Dodgers Stadium in Downtown über Hollywood und Beverly Hills nach Santa Monica führt. Viele Stars sind auch beim Rennen mit am Start und in diesem Jahr konnte man unter andrem Ashton Kutcher mit seinen Kids beim LA5K entdecken und Diplo absolvierte seinen ersten Marathon in LA.
Startplatz, Qualifikation und Anmeldung für den Los Angeles Marathon
Obwohl es ein relativ großer Marathon ist, muss man sich keine großen Gedanken um den Startplatz oder eine Qualifikation für den Los Angeles Marathon machen. Meist ist es auch im Eventmonat März noch möglich, sich anzumelden und in diesem Jahr war auch eine spontane Anmeldung auf der Expo noch möglich.
Die Registrierung kostet 199$ und mit Steuern und Gebühren landet man dann bei knapp unter 220$. Dafür bekommt man neben dem Startplatz auch ein kostenloses T-Shirt und einen kostenlosen Shuttle-Service zum Start.
Zeitgleich zum Marathon findet auch der Charity Half Marathon statt, wobei man sich für eine Charity registrieren kann, die man durch den Lauf unterstützen möchte. Beim Halbmarathon wird dann nur die verkürzte erste Hälfte der Marathonstrecke gelaufen, also auf relativ direktem Weg vom Dodgers Stadium bis nach Beverly Hills.
LA Marathon Reise: Flug, Hotel & Anreise
Die Reise nach Los Angeles ist relativ unkompliziert, da es ausreichend Flüge und Hotelkontingente gibt und im März die große Kalifornien-Reisezeit noch nicht begonnen hat. Man kann sich also aus fast allen großen Airlines etwas aussuchen und Norse Atlantic Airways versucht sich aktuell auch mit Kampfpreisen auf der Strecke zu etablieren. Allerdings hat die Weltstadt Berlin ja bekannter Weise kaum Direktflüge, weshalb man auch bei der Reise nach Los Angeles einmal umsteigen muss.
Auch bei den Hotels gibt es eine gigantische Auswahl und man muss ein wenig entscheiden, ob man sich direkt in Downtown oder an einem der Touristenstrände in Santa Monica und Co. einquartiert oder lieber etwas ausweicht. Ich persönlich mag es südlich lieber, da es in Manhattan Beach in der South Bay einfach etwas entspannter zugeht. Dafür ist es dann natürlich weiter zu den klassischen Sehenswürdigkeiten.
Es ist in LA auch empfehlenswert einen Mietwagen zu haben. Der ÖPNV ist quasi nicht existent und Fahrten mit Uber summieren sich meist mehr, als die Kosten eines Mietwagens. Beim Mietwagen sollte man aber die Parkkosten mit berücksichtigen, die gerade in Downtown und den Touristenhochburgen auch recht üppig sein können.
Die Zeitverschiebung nach Los Angeles beträgt minus neun Stunden gegenüber der Zeit in Deutschland. Man sollte sich also schon frühzeitig mit einer Reise-App wie Timeshifter auf den Jetlag vorbereiten, da man sonst tendenziell sehr früh am Morgen hellwach ist in LA. Da der Los Angeles Marathon aber schon um 7:00 Uhr morgens startet, kommt einem der Jetlag hier auch etwas entgegen.
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Sightseeing: Sehenswürdigkeiten in Los Angeles
Wahrscheinlich braucht man keinen Reiseführer, um die beliebtesten Sehenswürdigkeiten von Los Angeles aufzählen zu können. Santa Monica Beach, den Walk of Stars, das Hollywood Zeichen und die Luxusshopping-Meile Rodeo Drive kennt wahrscheinlich Jeder. Daher überlasse ich es mal Eurer Recherche, da in anderen Blogs schon alles dazu gesagt wurde.
Eine neue, interessante Location ist das Sixth Street Viaduct, also eine neue, architektonisch spannende Brücke mit schönem Blick auf Downtown, zu deren Seiten auch noch Parkanlagen errichtet werden. Die Parks waren bei meinem Besuch allerdings noch nicht fertig und bei regnerischem Wetter war dann auch der Blick auf die Skyline in Downtown etwas eingetrübt.
Ich würde mir aber etwas Zeit für sportliche Aktivitäten oder Outdoor-Aktivitäten einplanen. Denn in LA kann man wunderbar einen Surfkurs machen oder auch mit dem Fahrrad an den Strandpromenaden fahren. Auch Whalewatching kann spannend sein, da man mindestens Delfine hautnah zu Gesicht bekommt. Und auch die nahgelegenen Naturparks, wie der Topanga State Park sind einen Besuch wert. Hier findet Ihr eine gute Liste mit den beliebtesten Aktivitäten in LA.
Los Angeles Marathonmesse und Abholung der Startunterlagen auf der Expo
Die Marathonmesse des LA Marathon liegt praktischer Weise gleich am Startpunkt der Rennen, am Dodgers Stadium. So lernt man schon bei der Abholung die grundlegende Struktur der Veranstaltung kennen und kann sich auch den Startbereich schon mal vorab ansehen.
Richtig gut hat mir gefallen, daß die Marathonmesse in Los Angeles im Freien stattfindet. Das macht die ganze Angelegenheit einfach viel entspannter, weil man mehr Platz hat und es einfach angenehmer ist, als in einer Messehalle.
Eine Besonderheit in Los Angeles ist, daß man seine Startnummer erst bei der Abholung bekommt. Bei den meisten Rennen kennt man ja schon vorher seine Nummer, aber hier bekommt man einfach zufällig eine Nummer von einem Startnummernstapel, die dann erst hier der Person zugeordnet wird.
Schon vorab bekommt man allerdings eine E-Mail mit einem QR-Code und in meinem Fall bekam ich auch eine E-Mail, daß ich dem Startblock B zugeordnet wurde. Wichtig ist das deswegen, weil es verschiedene Schlangen gibt, an die man sich bei der Abholung anstellen kann. Die schnellsten 7.000 Läufer werden Corrals zugeordnet und haben dann auch schon bei der Abholung einen eigenen Abholschalter mit dem entsprechenden Buchstaben.
Das ist deswegen wichtig, weil man es auch verteilen kann. Ich hatte das mit dem Corral B nämlich nicht mehr auf dem Schirm und habe mir mit meinem QR-Code und meinem Ausweis an einem der anderen Schalter eine Startnummer abgeholt. Wenn man das macht, bekommt man leider keine “B-Nummer” die einem am Renntag berechtigt in den entsprechenden Startblock zu kommen. Aber dazu mehr in meinem Rennbericht.
Da man bei der Abholung also einen Stapel von Startnummern vor sich hat, aus dem die Helfer einfach zufällig eine greifen, kann man auch etwas wählerisch sein. Ich hätte eigentlich die 13413 haben sollen und fragte dann einfach, ob ich vielleicht die 13444 bekommen kann. Das war die nächste, gute Zahl die mir auf die Schnelle eingefallen ist und die nicht komplett am anderen Ende des Stapels war. Kein Problem, und so sollte es die 13444 sein!
Ich bekam dann noch einen Aufkleber mit “Double Play” auf die Startnummer und damit war Teil eins erledigt. Am T-Shirt stand gab es dann auch den Kleiderbeutel und das Teilnehmer-Shirt und damit war ich offiziell für den Marathon bereit.
Etwas unkomplizierter, aber nach dem gleichen Prinzip funktionierte es dann auch beim LA5K, dem 5km-Rennen am Samstag.
Also weiter zur eigentlichen Marathonmesse. Hier hatte Asics einen schönen Outdoor-Stand nebst DJ aufgefahren und bei Sonne und guten Beats kam man gleich in Shopping-Laune. Auch die Designs gefielen mir richtig gut und nach dem Merch-Disaster beim Tokio-Marathon, deckte ich mich hier erstmal ein wenig ein.
Danach kamen dann unendlich viele Messestände von kleineren Marken und ich war ein wenig verwundert, daß es kaum Laufschuhe gab und auch andere Klassiker wie Maurten oder Garmin habe ich nicht gesehen. Dafür gab es einige kleinere Laufmarken, verschiedene Marken von Riegeln und Lauf-Accessoires. Und jede Menge zum ausprobieren und kosten. Bei strahlendem Sonnenschein und frischer Luft, macht das richtig Spaß. Also alle Daumen hoch für die Outdoor Expo in LA!
Laufen in Los Angeles: Shake-Out Runs und LA5K
In Los Angeles muss man auf jeden Fall nicht alleine Laufen. Es gibt eine relativ große Community der Adidas Runners, der man sich für die Trainingseinheiten anschließen kann. Aber auch von den unabhängigen Crews sind viele offen für Besucher und man kann mit den ambitionierten Läufern vom Track Club LA laufen oder den Leuten vom K / RC.
Am Samstag empfehle ich die Beine ein wenig auszuschütteln beim LA5K. Für 45$ kann man schon mal das Rennfeeling antesten. Wie auch beim Marathon gibt es ein kostenloses T-Shirt mit zur Startnummer dazu. Warum sich der LA5K aber besonders lohnt, sind die Challenges beim LA Marathon.
Wer bestimmte Rennen in Los Angeles als Serie absolviert, bekommt nämlich noch Bonusmedaillen. Die meisten dieser Challenges sind eher für Locals interessant, weil man länger vor Ort sein muss, um alle Rennen mitzunehmen. Aber wer am Samstag den LA5K läuft und am Sonntag den Marathon, schafft die Double Play Challenge und bekommt dann im Marathonziel noch eine weitere Medaille. Für Medaillensammler für mich also optimal, um ein Rennwochenende mit gleich drei Medaillen zu beendenden.
Der LA5K findet ebenfalls am Dodgers Stadium statt, sodass man wirklich schon mal das Gefühl des Marathon-Starts bekommt. Und da weitaus weniger Teilnehmer am Start sind, als beim Marathon, kann man auch direkt am Stadion kostenlos parken. Allerdings sollte man rechtzeitig losfahren, da gerade die letzten Meter bis zu den Parkplätzen trotz vieler Helfer sehr mühsam zu bezwingen sind. Meine Reservezeit von 30min wurde auf den letzten 2 Kilometern fast vollständig aufgebraucht und ich kam auf den letzten Drücker zum Start.
Also zack, rein in den Startblock, Nationalhymne und los! Das Feld ist gut durchmischt und so muss man sich zwischen Walkern und sehr langsamen Läufern erstmal einen Weg bahnen, um entspannt laufen zu können. Ich habe vom Boston 5K gelernt, wo ich so dermaßen motiviert entlang geschreddert bin, daß es mir wohl doch am nächsten Tag etwas an Performance gefehlt hat. Trotzdem möchte man ja halbwegs in den Flow kommen und nicht ständig anhalten müssen.
Nach ein paar Minuten wird die Strecke aber so breit, daß man sich entspannt freilaufen kann und auch die Tücken der Strecke erkennt. Denn das Stadion liegt auf einem Hügel, was zwangsläufig dazu führt, daß man ein paar recht Steile Anstiege und Gefälle auf den 5km hat. Also schön die Ruhe bewahren und keinen falschen Ehrgeiz an den Tag legen.
Nach 26:46min ist der Spaß dann auch schon wieder vorbei und ich kann mir meine erste LA Medaille abholen.
Praktischer Weise ist das Ziel gleich wieder bei der Marathon-Expo, wo ich schnell noch einmal abkläre, wie denn die ganze Logistik am Marathontag vonstatten geht. Der Plan ist also soweit klar. Also noch ein wenig Sightseeing in Long Beach und dann wird mit dem Zurechtlegen des Rennoutfits die Marathonvorbereitungsprozedur eingeleitet. Und dann geht es früh ins Bett, denn wer in Los Angeles laufen will, muss früh aufstehen!
Raceday: Erfahrungen von der Strecke des Los Angeles Marathon
Es ist kurz nach vier Uhr morgens und WTF, wer denkt sich sowas aus? Der erste Blick geht auf die App vom Whoop-Armband, die mir netter Weise bestätigt, daß ich gar nicht so tot bin, wie erwartet. 52% Erholungsstatus und damit im gelben Bereich – damit kann ich leben!
Also erstmal duschen und rein in die Klamotten, während das Porridge langsam einweicht. Auf Essen habe ich überhaupt keine Lust um diese Zeit, aber der Tokyo Marathon hat mir wieder gezeigt, daß man am besten spätestens 2-3 Stunden vor dem Start nichts mehr isst und am besten auch nicht mehr so viel trinkt, damit man mit dem Gesamtprozess noch vor dem Start fertig ist und keine unnötigen Stopps einlegen muss.
Es ist 4:30 Uhr und ich stolpere aus meinem Zimmer ins Auto. Ich hatte mir auf Anraten der Veranstalter schon einen Parkplatz in Zielnähe vorreserviert, was sich als äußert praktisch erweist und die 33$ allemal wert ist. Denn es gibt komplette Parkhauseinfahrten, die exklusiv für Vorreservierer sind und somit entfallen sowohl die Parkhaussuche als auch der Stau an der Einfahrt. Alles Sachen, womit man sich an einem Marathontag um kurz nach 5 nicht beschäftigen möchte.
Draußen zieht schon die Karavane von Läufern über die Gehwege und ich vertraue einfach mal darauf, daß die Leute wissen, wo es langgeht. Ich trotte um ein paar Häuserecken hinterher und erreiche eine Wand von parallel parkenden Bussen, in denen die Karavane verschwindet. Es interessiert Niemanden, ob und welche Zeit man für das Shuttle gebucht hat. Alles was zählt ist, wieviele Leute noch in den jeweiligen Bus passen und ihn so schnell wie möglich abfahrbereit zu machen. Also rein, auf die hinterste Bank, Kapuze über die Augen und noch ein wenig Nachchillen.
Neben dem Shuttle von der Zielline gibt es auch noch Shuttles von der Union Station zum Start, aber das macht logistisch eigentlich kaum Sinn.
Kurz nach 6:00 Uhr kommt der Bus zum Stehen und in der Dunkelheit des Morgens blenden die vielen Lichter im Starterbereich. Oberste Priorität hat das Dixie und locker 25 Minuten dauert das Anstehen. So langsam wird das mal wieder eine knappe Angelegenheit und als ich mich in Richtung Gepäckabgabe durch die Massen schlängele, sind die Startblöcke schon gut gefüllt.
Endlich erreiche ich die Trucks und wundere mich, daß die ersten Trucks verschlossen sind. Ich habe Nummer 13444 und der erste offene Truck, den ich finde beginnt mit 22000 und aufwärts. Kleine Panikattacke, aber dann erlaubt man mir, dort trotzdem meinen Beutel abzugeben. Also wusele ich mich schnell vom Hoodie-Look in den Athleten-Style, verstaue meine Gels und damit ist auch der Bag-Drop erledigt. Keine Sekunde zu früh, wie ich merke, denn kurz nach meinem Beutel klappt auch dieser Truck seine Luke zu und versetzt weitere Läufer in Panik. „Eigentlich hätten wir schon 6:30 Uhr schließen sollen“ ruft einer der Helfer. Da hab ich wohl nochmal Glück gehabt.
Höchste Zeit für den Startblock. Neben den Buchstaben gibt es auch Schilder mit der Pace, die allerdings in Meilen angegeben ist. Um diese Uhrzeit kann ich noch nicht rechnen und versuche in einen der vorderen Startblöcke zu kommen, die einen seitlichen Sondereingang zum Startkorridor haben. Hier rächt sich nun, daß ich mir keine Startnummer mit dem „B“ geholt habe – denn „No, Sir!“ das wird nix mit dem Schnellzugang. Zum Glück treffe ich auf einen anderen Läufer, bei dem ich mich nochmal bedanken will. Denn so elegant habe ich noch niemanden, höflich, aber bestimmt, Schneisen in Menschenmengen sägen gesehen. Ich flutsche hinterher, bevor sich seine Zaubergasse wieder schliesst und wir schaffen es tatsächlich in wenigen Minuten vom letzten Startblock bis vorn in die zweite Welle. Respekt, Bruder!
Gerade noch rechtzeitig für die Nationalhymne und den Start der Elite. Und dann sind wir auch schon dran. Auf geht’s Los Angeles!
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Den Start könnt ihr in der Videoübertragung ungefähr bei 1:00:00 sehen. Es ist doch alles ziemlich Freestyle, weil ich wohl nicht der Einzige bin, der sich von hinten im Startblock vorgearbeitet hat. Aber egal, es ist mein 30ter Marathon und ich weiß, was zu tun ist. Ruhig bleiben, bloss nichts Riskantes und langsam aus dem Schlamassel herauswurschteln. Es geht gleich zu Anfang einen Anstieg hoch, was schonmal die Läufer aussiebt. Danach ein steiles Stück bergab, daß man auch erstmal laufen können muss. Damit ist das Feld geordnet und es geht weiter leicht bergab – perfekt um sich einzugrooven.
Ich versuche mit einem Maximalpuls von 150 zu laufen, was dafür sorgen sollte, daß ich relativ schnell auf 3:30h-Kurs laufe, aber nicht komplett wegbreche in der zweiten Hälfte der Strecke. Die Stimmung ist toll, es ist bewölkt und nicht zu warm. Ein wenig zu windig, aber trotzdem toll zum Laufen.
Und so vergehen die ersten Meilen fast wie von selbst. Es sind noch recht wenig Zuschauer an der Strecke, aber dafür scheinen die Prediger eine Extra-Schicht einzulegen. Ich bekomme nicht genau mit, was die Botschaften sind, aber hinter jeder Kurve steht jemand anderes mit einem Schild mit „Jesus“, „Hell“ und anderen Begriffen – auch mal in Komination mit einem Megafon. Gott kann mich heute gern prüfen, denke ich mir und laufe weiter und freue mich über die Crews, die mit Lautsprechern oder kompletten DJ-Sets etwas motivierende Botschaften und Beats auf die Strecke schicken.
Mein erster Milestone ist knapp hinter Meile 7, wo Ravan mit einer riesigen Schüssel Salzbrezeln wartet und mich mit lauten Anfeuerungsrufen weiter in Richtung Ziel schickt. Es läuft gut und das könnte was werden heute, denke ich mir.
Kurz danach geht es auf den Hollywood Boulevard und damit beginnt auch das Sightseing auf dieser Laufstrecke. Walk of Fame, die großen Theater – yeesss, wie cool hier zu Laufen. Es ist nun auch richtig hell geworden und mehr Zuschauer sind an die Strecke gekommen. Bei Meile 15 kommt plötzlich ein unglaublich krasser Downhill – das zwirbelt richtig in den Beinen und zeigt, daß die Hügelchen ihren Preis einfordern.
Aber egal, ich bin gut drauf und möchte heute eine gute Zeit mitnehmen. Immerhin habe ich mich schon bis hierher geschunden, da wäre es ja auch Verschwendung jetzt den Ehrgeiz zu verlieren. In Beverly Hills frischt die Stimmung noch einmal merklich auf, aber auch wenn die Beine langsam zwicken, ist der Rodeo Drive noch einmal ein großes Highlight.
Auf nach Santa Monica! Einer der Zuschauer ruft uns zu „ab jetzt geht es nur noch bergab!“. Na das motiviert doch noch einmal. Allerdings redet der Mensch hier mit einem absoluten Flachland-Berliner und dieses „nur bergab“ sind dann doch langgezogene Wellen, die den Puls leicht aber dafür stetig weiter nach oben bringen. Bei Meile 20 wird es dann noch einmal gemein. Auf der anderen Straßenseite sieht man die Läufer in Richtung Ziel flitzen und denkt sich, daß es ja nun nicht mehr so weit ist. Es geht einen vermeintlich letzten Anstieg hinauf, dann die Kehre und es ist geschafft.
Soweit jedenfalls der Plan. Doch als ich den Anstieg geschafft habe, ist das keine Kehre, sondern eine Kurve. Na gut, also noch einmal ein bisschen in die andere Richtung. „Moment mal“ scheint die Strecke zu sagen und knickt noch ein weiteres Mal rechts ab. Dafür wird die Stimmung mit jedem Schritt besser. Die Oberschenkel schreien fast so laut, wie die Laufcrews am Rand. Ein bisschen in Beats und Konfetti baden und bei Meile 22 kommt dann endlich die Kehre.
Alles egal jetzt. Bloss nicht aufgeben und weiter beissen. Das es mit der 3:30h nichts wird, ist leider schon klar. Denn dafür haben die Hügel gesorgt. Möglichst nah dran bleiben ist nun das neue Ziel. Meile 25 ist erreicht. Können wir bitte anhalten? Und wo ist denn jetzt der Zielbogen?
Den haben die Streckenplaner hinter einen letzten Anstieg gelegt. Noch einmal die Oberschenkel wegbrennen, auch die Herzfrequenz ist jetzt egal. Und da ist die höchste Stelle erreicht, ich sehe das Ziel und der Läufer vor mir zieht das Tempo an. Kollabieren kann ich später, also Feuer frei. Die letzte Energie wegsprinten und während die Sprecherin „And this is Daniel from Germany“ über die Lautsprecher ruft, überquere ich die Ziellinie in LA!
Was für ein Geschnenk an mich selbst. Zwei Wochen nach dem Tokyo Marathon laufe ich noch einmal fast 15 Minuten schneller und lege auf die Six Majors Medaille eine Zeit obendrauf, die ich seit dem Berlin-Marathon 2021 nicht gelaufen bin. Dazwischen lagen also zehn Marathons und ich bin gespannt, wohin ich mich noch trainieren kann in den nächsten Monaten.
Und dann bekomme ich meine Medaille, gehe im Rausch der Glücksgefühle weiter und bekomme auch meine zweite Medaille für das erfolreiche Double Play. Ab diesem Moment begleitet mich bei jedem Schritt das Bling, Bling-Geräusch, von beiden klimpernden Medaillen.
Und dann höre ich einen Kindergesang „Ba-na-nas! Everyone needs Bananas!“ von kleinen Minions, ich meine Schulkindern, am Verpflegungsstand. Überhaupt gibt es beim LA Marathon die größte Fressmeile der Welt. Riesige Äpfel, Nashi-Birnen, Popcorn, Kekse, Müsliriegel, Kracker und Pocky, was man bei uns als Mikado kennt, werden mir gereicht und ich kann schon garnichts mehr tragen. Gut, daß irgendwann die Trucks mit den Kleiderbeuteln kommen und ich die ganzen Snacks in meinem Beutel verstauen kann.
Nach dem obligatorischen Finisher-Photo gelangt man in eine Art Garten, der zwischen den Hochhäusern aufgebaut ist und an dessen Rand auch Stände für Finisher-Merch aufgebaut sind. Auch einen Biergarten gibt es, wo man sich ein kostenloses Bier abholen kann. Mit richtigem Alkohol! In Amerika!
Aber ich will lieber ins Hotel und unter die Dusche und den schönen Tag noch mit Freunden genießen.
Fotos, Medaille, Urkunde und Ergebnisse beim Los Angeles Marathon
Die Fotografen beim LA Marathon sieht man leider meist erst, wenn man auch schon wieder vorbei ist. Im Vorfeld wurde ich auch schon gewarnt, daß ich mich nicht zu sehr auf diese Bilder verlassen soll. Das ein oder andere Mal, habe ich vielleicht doch Glück gehabt und sehe nicht total bescheuert aus. Warten wir mal ab, bis die Bilder online stehen und ob ich dann die 69.99$ dafür investiere.
Sehr schnell sind hingegen die Ergebnisse, die man noch am Rennabend per E-Mail bekommt. Es gibt dann online zwar gute Statistiken, aber eine offizielle Urkunde habe ich bis jetzt nicht.
Die Medaillen lohnen sich auf jeden Fall auch in LA. Wie schon erklärt, kann man über die Challenges, die Medaillenausbeute sogar noch maximieren und mit drei Medaillen für zwei Rennen nach Hause fahren. Wer länger in LA ist, schafft sogar noch mehr.
Update: Gut eine Woche nach dem Marathon sind nun die Bilder dabei und wenn man das große Paket für 89.99$ wählt, bekommt man auch ein Video und eine Art Urkunde dazu. Ich finde die Bilder jetzt gar nicht so schlecht und manchmal liegt es ja auch am Motiv. Man sieht halb bei einem Marathon auch nicht zu jederzeit gerade blendend aus.
Fazit zum LA Marathon
Der Los Angeles Marathon bietet eine wunderbare Kombination aus Reiseerlebnis und Marathon. Nicht nur LA lässt sich entdecken, sondern man kann den LA Marathon auch wunderbar in das berühmte deutsche Dreieck einbauen, also die Rundreise aus Los Angeles, San Francisco und Co.
Mal abgesehen von der leichten Unordnung in den Startblöcken, ist der LA Marathon hervorragend organisiert und bietet auch eine schöne Strecke – sofern man sich mit den Wellen, also den „rolling Hills“ anfreunden kann. Auch die Medaillen sind sehr schön und das Wetter ist im Frühling auch sehr angenehm. Ich hatte zwar eine recht ungewöhnliche Regenwoche erwischt, die aber genau für das Rennwochenende kurz eine Regenpause machte. Als Bonus kommt in LA noch der Celebrity-Faktor hinzu. Ich habe beispielsweise Diplo überholt, hatte aber zu diesem Zeitpunkt auf der Strecke noch keine Ahnung, wie er aussieht. Die Berufsbekleidung von DJs unterscheidet sich ja auch deutlich vom Marathonoutfit.
Ich würde den LA Marathon auf jeden Fall erneut laufen. Vielleicht werde ich ja doch eines Tages mal Asics Frontrunner und habe dann Glück mit dem Hauptsponsor des LA Marathons.
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