Selbst Frohnaturen sind irgendwann genervt. Das Gewicht steigt, selbst Treppensteigen wird mühsam und die Trainingsfortschritte bleiben aus – all das sind Gründe, sich nach einem Personal Trainer umzusehen, der einen mit dem richtigen Trainingsprogramm und der extra Portion Motivation wieder in Form bringt. Für einen Laien ist es aber keine leichte Aufgabe, wenn er den für ihn passenden Coach für das Personal Training will. Denn der Markt ist ziemlich unübersichtlich. Immerhin gibt es in Deutschland mehr als 3.000 Personal Trainer. Deshalb verraten wir heute ein paar Tipps, die Dir bei der Auswahl helfen können.
1. Ausbildung und Qualifizierung
Zunächst ist zu bedenken, dass der Begriff „Personal Trainer“ als Berufsbezeichnung nicht gesetzlich geschützt ist. Mindestanforderungen existieren nicht, im Grunde kann sich also jeder Fitnesstrainer nennen. Zwar wird er auf Dauer keinen Erfolg haben, wenn das Training ohne jede fachliche Grundlage stattfindet, aber bis dahin kannst Du schon auf einen „Learning by Doing“ Personal Trainer reingefallen sein und viel für nichts ausgegeben haben. Im Schlimmsten Fall, kann man sich durch falsches Training sogar verletzen.
Dein zukünftiger Coach sollte also am beten ein entsprechendes Studium absolviert haben, etwa Sportwissenschaften, noch besser er ist ausgebildeter Sportlehrer oder Physiotherapeut. Andere konnten an einem Fernstudium über sechs bis zwölf Monate teilnehmen, aber manche Institute vergeben die Trainer-Lizenz bereits nach drei Tagen. In einer derartig kurzen Zeit kann aber selbstredend keine fundierte Ausbildung zusammenkommen.
2. TÜV-Siegel und B-Lizenz für Personal Trainer
Seit 2013 bewertet jedoch der TÜV jeden Trainer, der sich bei ihm vorstellt. Nach einem Test erhält der Coach das TÜV-Siegel, dass ihm seine Qualität schriftlich bescheinigt. Kommen Dir Zweifel an den fachlichen Voraussetzungen, kannst Du den Kandidaten durchaus nach seinen Bescheinigungen und Ausbildungsnachweisen fragen. Zusatzausbildungen sind auch ein Thema, wenn etwa das Krafttraining oder ein Kardiotraining im Mittelpunkt stehen. Mindestens sollte die Trainingsausbildung mit der B-Lizenz vorliegen.
Außerdem ist die Personal Fitness nicht unbedingt Teil des jedes Sportstudiums. Ein Master in Trainingswissenschaften bedeutet noch nicht, dass jemand ausreichend für Dein Fitnesstraining ausgebildet wurde. Deshalb sagen die Fortbildungen meist einiges mehr über die Qualifizierung aus. Ein wirklich engagierter Trainer besucht solche Veranstaltungen mehrmals im Jahr. Denn die Sportbranche ist äußerst schnelllebig, immer wieder entwickeln sich neue Trainings-Methoden, Trends und physiologische Erkenntnisse. Ein engagierter Sport-Pädagoge hält sich stets auf dem Laufenden, nur so wird er seinen Kunden dauerhaft eine gute Qualität anbieten.
Probieren geht über studieren
Die meisten Personal Trainer konnten als Angestellte in einem Fitness-Center über mehrere Jahre Praxiserfahrung sammeln. Generell ist es eine gute Idee, mit dem Personal Training in einem Fitnesstudio zu starten, da man dort auf die Schulungen, Weiterbildungen und Qualifikationsprüfungen durch das Fitnessstudio vertrauen kann. Außerdem ist dort ein Wechsel aus individuellem Training und begleitetem Personal Training leicht möglich, sodass man auch etwas budgetschonender vorankommt, wenn nicht bei jeder Trainingseinheit der Personal Trainer dabei ist. Außerdem kannst Du auch leichter den Trainer wechseln, wenn sich herausstellt, daß die „Chemie“ – also die persönliche Ebene einfach nicht so richtig stimmt.
Für die meisten Personal Trainer folgte der Schritt in die Selbständigkeit erst, nachdem sie sich umfassend umgesehen hatten und Erfahrungen in Gyms gesammelt haben. Im Studio geht es vor allem um die Individualbetreuung, wie auch beim privaten Training. Erst wenn eine fundierte Ausbildung und umfassende Trainingserfahrungen vorhanden sind, kann man von einem richtigen Personal Trainer sprechen, der im Trainingsplan flexibel reagiert und sich auf die persönlichen Voraussetzungen seines Kunden einstellt.
Dann ergeben sich auch sehr bald die Trainingserfolge wie von allein, die mancher Übungsleiter sogar auf seiner Webseite ins Netz stellt. Diese Vorher-Nachher-Fotos demonstrieren anschaulich die Fortschritte der Kundschaft. Allerdings eignen sich derartige Arbeitsnachweise nicht in jedem Fall. Behobene Beschwerden wie Rückenschmerzen oder mangelnder Energiefluss lassen sich eben schlecht im Bild festhalten.
Nachvollziehbar sind diese Erfolge aber anhand der persönlichen Referenzen des Trainers. Außerdem finden sich auf Bewertungsplattformen oder auf Google Places Erfahrungsberichte, die einen guten Eindruck über die Leistungen und Fähigkeiten des Trainers vermitteln.
Lange Rede, kurzer Sinn?
Aber was nutzen alle Zertifikate, Referenzen und Zeugnisse, wenn der Mensch sein angehäuftes Wissen nicht rüberbringen kann? Ein Trainer muss seine Vorstellungen nachvollziehbar artikulieren, immer den passenden Ton finden, damit sein Gegenüber ihn auch versteht und seine Vorstellungen umsetzt. Die richtige „Ansprache“ ist eine natürliche Begabung, die in Kursen und Seminaren schwer vermittelbar ist, die man sich vielmehr in der Praxis aneignet. Auch durch das Vorbild kommunikativer Kollegen, die spontan „den Nerv treffen“ und verständlich erklären. Meist sind diese Trainer erst zufrieden, wenn Du das Thema – auch nach mehreren Anläufen und ausführlichen Monologen – wirklich begriffen hast.
3. Die Verantwortung eines Personal Trainers
Zur Trainingslehre gehört zwar auch der Umgang mit Verletzungen, aber ein abgeschlossenes Medizinstudium ist von einem Coach nicht zu erwarten. Treten Beschwerden auf, die man nicht eindeutig zuordnen kann, hilft nur der Besuch bei einem Facharzt. Mit dem entsprechenden Hinweis beweist der Trainer nur seine Kompetenz und handelt verantwortungsbewusst, denn ein Mediziner kann die Symptome besser bewerten und für Abhilfe sorgen.
Auch das Thema Ernährung ist beim Sport wesentlich für die Erfolge beim Training. Viele Fitness-Studios stellen einen Ernährungsberater ein, der seine Mitglieder berät. Vor allem dann, wenn Probleme auftreten, die im Zusammenhang stehen mit der Nahrungsaufnahme.
Ein kompetenter Trainer drückt einem nichts auf
Mancher „Trainer“ kann aber schon in der Probestunde nicht an sich halten und empfiehlt merkwürdige Nahrungsergänzungsmittel. Häufig haben diese Trainer einen Vertrag mit den empfohlenen Unternehmen. Für den Kunden bedeutet das: Die erste Stunde war auch die letzte, denn bei einer derartigen “Trainings-Philosophie“ führt das Workout wahrscheinlich nicht zu Erfolgen.
Ein guter Coach ist vielseitig und kennt nicht ausschließlich die Trainingsmethoden, die er im Studium gelernt hat. Jeder Kunde hat andere Voraussetzungen. Und ein sinnvolles Training beginnt damit, dass der Coach diese erkennt und sich darauf einstellt. Neben den Schwerpunkten der Arbeit sollten auch andere Übungen im Angebot sein. Das Krafttraining etwa ergänzt sich gut mit dem Mental-Coaching oder Übungen aus dem Reha-Training, wenn Bedarf besteht.
4. Probetraining oder Beratungsgespräch?
Viele Trainer bieten unverbindlich und kostenlos ein erstes Gespräch zum Kennenlernen an. Vielleicht solltest Du zwei oder drei Personal Trainer ansprechen, um Dir einen Eindruck zu verschaffen und um zu vergleichen. Manche bieten auch eine Probestunde an, allerdings wird diese meist als Trainingseinheit angesehen und in Rechnung gestellt. Üblich ist das Probetraining jedoch nicht, denn die Bedenken überwiegen. Der Kunde kennt sich mit Trainingsabläufen nicht aus, kann deshalb sein Engagement nicht steuern. Und der Coach kennt den Kunden nicht, deshalb ist die Auswahl von passenden Trainingseinheiten schwierig bis unmöglich. Trotzdem kann man in einem Probetraining am besten erkennen, ob man als Team zusammenpasst. Denn gerade die persönliche Ebene hat einen großen Einfluss darauf, ob man motiviert zusammen ans Trainingsziel kommt.
Erst bei einer dauerhaften Zusammenarbeit kann der Coach die Belastung des Sportlers optimal erkennen und ausbalancieren. Denn erst eine umfassende Bewegungsanalyse, die auch mal 90 Minuten dauern kann, ist die Voraussetzung für eine wirklich abgestimmte individuelle Betreuung.
Besser ist es beim ersten Zusammentreffen, wenn der Lehrer sein Trainingskonzept demonstriert. So hat der interessierte Kunde eine gute Orientierung, was auf ihn zukommt. Für die Praxis steht bei einem guten Trainer die besondere persönliche Einrichtung der Übungseinheiten im Vordergrund. Nur so ist ein langfristig sicheres Training gewährleistet, Überlastungen oder gar Verletzungen werden unwahrscheinlich, und regelmäßige Fortschritte sind zu verzeichnen.
5. Equipment und Ausstattung
Der Coach präsentiert sich auf einer professionellen Webseite, Visitenkarten und das Briefpapier mit Branding bewirken eine überzeugende Außendarstellung. Aber der clevere Interessent gibt sich mit dem schönen Schein nicht zufrieden. Denn die entscheidenden Voraussetzungen für nachhaltige Trainingserfolge sind nicht die Äußerlichkeiten, sondern die Ausstattung und die Ausrüstung, das Equipment des Trainers.
Gute Trainingsgeräte sind ergonomisch konzipiert und bieten dem Ausführenden die nötige Sicherheit. Billigware kann mit diesen Ansprüchen nicht mithalten, und Du solltest Dir das Material genau ansehen. So bekommst Du einen guten und verlässlichen Eindruck, ob Dein zukünftiger Coach Ansprüche an die Qualität seiner Sportgeräte stellt.
6. Planvolles Trainieren
Als Laie hat man meist seine Standardübungen und arbeitet sie regelmäßig ab. Irgendwann wundert man sich, dass die Fortschritte ausbleiben. Ein planvolles Training aber steigert die Anforderungen. Dann die jedoch eine umfassende Dokumentation wichtig, denn nur so wird nachvollziehbar, welche Übungen in der Vergangenheit durchgeführt wurden.
Mittlerweile bieten Software-Unternehmen professionelle Programme an, die unter Mitarbeit von Experten umfassende Trainings-Pläne erstellen. Dein zukünftiger Trainer sollte derartige systematische Pläne nutzen, denn nur so lässt sich eine Übungseinheit sinnvoll vorbereiten und in einen Gesamtzusammenhang stellen. Ganz anders der spontane Übungsleiter, der sich kreativ von einer Stunde zur nächsten hangelt und immer wieder andere Übungen entwickelt. Das ist zwar kurzweilig und unterhaltsam, ein systematisches Training kommt mit dieser Methode aber nicht zustande. Wesentlich effektiver ist ein anschaulicher und nachvollziehbarer Trainingsplan, ergänzt mit Videos und Abbildungen der Übungen. So kann der Kunde auch zuhause oder im Gym selber trainieren und das Gelernte ohne den Trainer umsetzen und verbessern.
Andere Sportler wollen aber nur mit einem Coach arbeiten, der ihnen die Übungen auch demonstriert. Der Plan dient dann aber dem Übungsleiter, denn so weiß er, welche Aufgaben heute sinnvoll sind. Oder wie das Training vor einer Woche war oder vor drei Monaten. Eine professionelle Steuerung des Trainings setzt eben eine entsprechende Planung und umfassende Dokumentationen voraus. Wenn der Trainer die verwendeten Gewichte und Wiederholungszahlen nachsehen kann, wird das Training erst professionell und nachhaltig. Bleiben die erwarteten Fortschritte aus, analysiert er die Aufzeichnungen und veranlasst eine entsprechende Korrektur.
Fazit zur Wahl des richtigen Personal Trainers
Den perfekten Trainer gibt es nicht, auch im Profi-Bereich hört man immer wieder von Schwierigkeiten zwischen Coach und Sportler. Nicht selten folgt der Karriere-Knick, schließlich kommt es zum Trainer- oder Vereinswechsel. Im Breitensport trifft der Übungsleiter auf eine vielfältige Kundschaft, vom austrainierten Ex-Sportstudenten bis zum ungelenken Büroangestellten. Jeder dieser potentiellen Kunden hat andere Voraussetzungen, Belastungsgrenzen und Vorstellungen, was er im Training erreichen will.
Du solltest Dir also klar werden, was Du mit dem Training erreichen willst. Und Dir einen Coach suchen, der auf Deine Ansprüche eingehen will und kann. Nur so wird das Training am Ende erfolgreich, die Belastungsfähigkeit gesteigert, und das Übergewicht gehört tatsächlich der Vergangenheit an. Als Zusammenfassung hier noch einmal in Kurzform die wichtigsten Punkte bei der Trainerwahl:
– Umfassende Ausbildung, Zusatzqualifikationen, TÜV-Siegel
– Referenzen, Kundenbewertungen
– Kommunikation, pädagogische Erfahrung
– Kompetenzen abgeben, andere hinzuziehen
– Flexibles Angebot je nach der Persönlichkeit des Kunden
– Systemische Arbeit, Trainingspläne
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