Ob zum Festival, für den Roadtrip quer durchs Land oder einfach, weil man sich maximale Freiheit wünscht – ein Camper ist für immer mehr Menschen der Inbegriff des unabhängigen Reisens. Keine Hotelbuchung, keine Flugtickets, kein Fahrplanstress. Stattdessen ein Zuhause auf vier Rädern, das immer dabei ist.
Besonders reizvoll finden viele – vielleicht auch du – die Möglichkeit, selbst Hand anzulegen und aus einem schlichten Transporter oder Kastenwagen ein voll ausgestattetes Wohnmobil zu zaubern. Einerseits spart das oft Geld im Vergleich zum fix und fertigen Reisefahrzeug vom Händler. Andererseits steckt in einem solchen DIY-Van einfach eine Menge Herzblut – und schließlich ganz viel Persönlichkeit.
Damit der Traum vom mobilen Zuhause kein Albtraum wird, gibt’s ein paar wichtige Punkte, auf die du unbedingt achten solltest.
Vanlife: Rechtliche Bedingungen im Blick haben
Bevor du dich mit Werkzeug und Holzplatten in den Bus begibst, lohnt sich ein Blick ins Gesetz. Denn beim Camperausbau gilt: Erlaubt ist nur, was auch der Straßenverkehr zulässt.
Mit einem Führerschein der Klasse B darfst du Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht bewegen. Hierbei zählt nicht nur das Gewicht des leeren Vans, sondern auch alles, was du einbaust und später einlädst – vom Bett bis zum Surfbrett. Genaue Infos findest du in den Fahrzeugpapieren.
Wichtig: Ein zu schwerer Camper ist nicht nur riskant für die Sicherheit, sondern kann auch teuer werden. Überschreitest du das zugelassene Gesamtgewicht, drohen Strafen und möglicherweise sogar Probleme mit der Versicherung.
Bevor du deinen selbst gebauten Camper auf Reisen schickst, muss er außerdem durch den TÜV. Und falls du eine Gasinstallation einplanst, gehört auch eine Gasprüfung dazu – beides musst du später regelmäßig wiederholen.
Schon vor dem Kauf solltest du den künftigen Camper von einem Profi checken lassen. Gerade Rost kann später für böse Überraschungen sorgen – und jede Menge Extrakosten verursachen. Auch für die Budgetplanung kannst Du eine beim Fahrzeugkauf lieber auf eine Autofinanzierung mit festen Raten setzen, um optimal planen zu können und Dein frei Verfügbares Busget für den Ausbau des Fahrzeugs zu verwenden.

Wähle das passende Fahrzeug für den Camperausbau
Alles steht und fällt mit der richtigen Basis. Überlege dir daher früh, was du von deinem Camper erwartest: Möchtest du nur ein paar Tage auf Festivals pennen oder planst du längere Roadtrips? Brauchst du Stehhöhe, viel Stauraum oder eher ein kompaktes Fahrzeug, das auch in der Stadt nicht auffällt?
Vom Kombi über Kastenwagen bis hin zum klassischen Bulli – die Auswahl ist riesig. Ein Blick auf die Maße hilft bei der Entscheidung. Die gängigen Längen reichen grob von 5 bis 7,3 Metern. Viele Hersteller verwenden dafür Kürzel wie L1, L2, L3 oder L4. Je größer die Zahl, desto länger der Wagen. Gerade Vans ab 6 Metern Länge (L4) können allerdings auf Fähren, Mautstrecken oder Brücken teurer werden.
Neben der Länge spielt die Innenhöhe eine (wortwörtlich) große Rolle. Wer im Van stehen möchte, sollte mindestens 1,80 Meter Innenhöhe einplanen. Dabei gibt’s ebenfalls Kürzel: H1 steht für eine Standardhöhe, H2 und H3 bedeuten jeweils mehr Platz nach oben. Achtung: Dämmung und Innenverkleidung klauen später noch ein paar Zentimeter.
Auch das Alter und der Kilometerstand deines Wunsch-Vans solltest du prüfen. Ein älteres Fahrzeug mit wenig gefahrenen Kilometern kann günstiger sein und mehr Budget für den Ausbau übriglassen. Manche Modelle haben längst Kultstatus – was sie begehrt, aber oft teurer macht. Doch auch weniger bekannte Marken können zuverlässig sein. Hier lohnt es sich, Erfahrungsberichte zu lesen und in Pannenstatistiken zu stöbern.

Camperausbau in 5 Schritten
Hast du deinen Traum-Van gefunden und alle rechtlichen Hürden im Griff, geht’s ans Eingemachte: den Ausbau. Damit du dabei nicht planlos drauflos werkelst, solltest du zuerst überlegen, was du wirklich brauchst – und in welcher Reihenfolge du alles einbaust. Hier ein Überblick über die wichtigsten Schritte.
1. Licht und Lüftung
Licht und frische Luft sind das A und O, damit dein Camper nicht nur funktional, sondern auch gemütlich wird. Viele Transporter bringen ab Werk schon Fenster mit. Möchtest du mehr Helligkeit oder eine bessere Durchlüftung, kannst du zusätzliche Seiten- oder Heckfenster oder eine Dachluke einbauen. Hierbei hast du die Wahl zwischen aufstellbaren oder verschiebbaren Fenstern.
Bevor du lossägst, plane genau, wo neue Fenster Sinn ergeben. Bedenke dabei, dass Fenster später Stellfläche und Stauraum einschränken. Wenn du den Ausschnitt für ein Fenster sägst, hilft es, erst die Konturen anzuzeichnen, dann die Ecken mit einem Metall- oder Stufenbohrer zu bohren und anschließend mit der Stichsäge zu arbeiten. Danach werden die Schnittkanten sorgfältig geglättet und mit Rostschutz behandelt, damit die Karosserie dauerhaft geschützt bleibt. Vor dem Einsetzen sorgt eine Schicht Dichtmasse dafür, dass kein Wasser eindringen kann. Damit du nachts ungestört schlafen kannst, solltest du an Verdunklungsmöglichkeiten denken.
Ebenso wichtig wie Licht ist die Belüftung. Gerade in einem kleinen Raum staut sich schnell Wärme und Feuchtigkeit, was zu Schimmel führen kann. Mindestens zwei Fenster oder Dachhauben zum Öffnen sind sinnvoll. Optimal ist es, wenn mindestens eine Haube oder ein Fenster mit einem Ventilator ausgestattet ist.
2. Dämmung und Schallschutz
Damit du im Camper das ganze Jahr über ein angenehmes Klima hast, kommst du an einer guten Dämmung nicht vorbei. Außerdem sorgt sie dafür, dass du bei Regen, Straßenlärm oder Festivaltrubel ruhiger schlafen kannst.
Hierfür bieten sich biegsame Matten aus Kautschuk oder anderen gut dämmenden Materialien an. Bedenke, dass die Wände eines Vans nicht gerade sind und Vertiefungen haben, die entsprechend flexibel ausgefüllt werden müssen. Metallstreben lässt du dabei frei, denn dort werden später die Holzleisten für die Innenverkleidung verschraubt.
Bevor du die Dämmung anbringst, kontrolliere die Karosserie gründlich auf Rost oder Schmutz. Roststellen solltest du unbedingt beseitigen, bevor du weitermachst.
Damit alles exakt passt, kannst du dir Schablonen aus festem Karton basteln. Alternativ misst du die Flächen mit dem Maßband aus und überträgst die Werte auf die Dämmmatten. Bevor du sie endgültig anklebst, solltest du prüfen, ob sie wirklich gut sitzen. Nach dem gleichen Verfahren dämmst du auch Boden und Decke.
3. Wasser und Elektrik
Ein Camper ohne Strom und Wasser ist zwar möglich, aber auf Dauer oft unpraktisch. Wenn du unabhängig reisen möchtest, brauchst du eine Stromversorgung, damit du Handy, Laptop oder Licht betreiben kannst. Viele Selbstausbauer installieren eine zweite Batterie, die entweder über die Lichtmaschine oder zusätzlich über Solarpanels auf dem Dach geladen wird. So hast du auch ohne Stromanschluss Reserven für ein paar Tage.
Plane ausreichend Steckdosen und Schalter ein – und achte darauf, dass alles leicht zugänglich ist. Verlege die Kabel in Leerrohren, damit sie vor mechanischen Schäden geschützt sind und du später leichter Reparaturen durchführen kannst. Für die Beleuchtung sind Einbauspots praktisch, weil sie wenig Platz brauchen und ein schönes Licht erzeugen.
Auch wenn du vieles selbst installieren kannst – lass dir die Elektrik am Ende von einem Fachmann abnehmen. So stellst du sicher, dass alles sicher ist und dein Versicherungsschutz nicht gefährdet wird.
In der Camperküche wird meist mit Gas gekocht. Dafür brauchst du Platz für eine Gasflasche, oft in einem speziellen Schrank. Denk daran: Die gesamte Gasanlage muss von einem Fachbetrieb geprüft werden. Ohne Gasprüfung bekommst du auf vielen Campingplätzen keinen Stellplatz.
Für fließendes Wasser hast du die Wahl zwischen fest verbauten Wassertanks und tragbaren Kanistern. Letztere sind einfacher nachzufüllen, aber weniger komfortabel. Damit Wasser aus dem Hahn kommt, brauchst du eine Pumpe – entweder elektrisch oder mechanisch, zum Beispiel per Fußpedal. Gerade wer Strom sparen möchte, greift lieber zur Fußpumpe. Nicht überall gibt es sauberes Trinkwasser. Hier kann sich ein hochwertiger Wasserfilter als echte Lebensversicherung erweisen.
4. Verkleidung von Wänden, Decke und Boden
Erst durch eine schöne Verkleidung wird dein Van zum wohnlichen Zuhause. Die meisten bauen dafür eine Unterkonstruktion aus dünnen Holzleisten, die auf den freigelassenen Metallstreben der Karosserie verschraubt werden. Darauf kommen dann die Verkleidungsplatten. Besonders gut eignen sich dafür dünne Sperrholz- oder Furnierelemente, weil sie sich bestens an die leicht gebogenen Wände des Fahrzeugs anpassen lassen.
Achte beim Material unbedingt auf das Gewicht. Je schwerer die Verkleidung, desto schneller kommst du an die zulässige Gesamtmasse deines Fahrzeugs. Wenn du unbehandeltes Holz verwendest, solltest du es unbedingt vorher lackieren oder lasieren, damit es gegen Feuchtigkeit geschützt ist.
Für den Boden wird oft zuerst eine Unterkonstruktion aus Holz gebaut, auf die dann eine stabile Platte geschraubt wird – zum Beispiel aus OSB-Holz. Alle Schrauben sollten dabei rostfrei sein. Darauf kannst du einen Bodenbelag verlegen. Vinylboden ist hier eine beliebte Wahl, weil er nicht viel wiegt, pflegeleicht ist und Wasser abweist.
5. Möbel, Stauraum und Ausstattung
Platz ist in einem Van Mangelware – also muss alles clever durchdacht sein. Gerade beim Möbelbau solltest du früh planen, wie du den vorhandenen Raum optimal nutzt.
Der größte Platzfresser ist das Bett. Viele setzen hier auf ein festes Gestell am Heck des Vans. Darunter bleibt wertvoller Stauraum für alles, was du sonst noch dabei hast – vom Wassertank bis zum Sportequipment. Auch Klapp- oder Multifunktionsmöbel sind im Camperbau extrem beliebt, allerdings etwas schwieriger zu konstruieren.
Praktische Details machen das Leben im Van leichter: Möbeldämpfer verhindern Klappern beim Fahren, Haken bieten Platz für Handtücher, Taschen oder Küchenutensilien. Lose Teile sollten immer gut gesichert sein, damit sie während der Fahrt nicht durch das Fahrzeug fliegen. Spannriemen helfen dabei, größere Gegenstände festzuzurren.
Ein großes Diskussionsthema beim Camperausbau ist die Toilette. Viele möchten darauf nicht verzichten, andere finden sie überflüssig. Eine Campingtoilette lässt sich gut in einem Schrank verstecken. Gegen unangenehme Gerüche hilft das allerdings nur begrenzt – regelmäßiges Entleeren bleibt Pflicht.
Für eine Dusche reicht der Platz im Camper oft nicht. Als Alternative bieten sich Solarduschen an, die du draußen nutzen kannst. Auch beim Thema Kühlung hast du die Wahl: Ein kleiner Kühlschrank läuft zwar durchgehend, verbraucht dafür aber ständig Strom. Eine stromsparende Alternative kann eine Kühlbox sein, die du nur bei Bedarf anschließt. Planst du Reisen in kältere Regionen, lohnt sich außerdem eine Standheizung.
Fazit zum Camperausbau und dem Einstieg ins Vanlife
Einen Camperausbau sollte man keinesfalls überstürzt angehen, damit man nachher nicht mit einem halfertigen Bastelprojekt endet. Denn neben einem Fahrzeug mit der nötigen Grundsubstanz, sollte auch genügend Budget und Zeit vorhanden sein, um den Ausbau ordentlich umzusetzen. Schluderei und zu viele Kompromisse rächen sich spätestens auf der ersten Tour. Wer einmal relativ günstig ins Vanlife und Freicampen hineinschnuppern möchte, kann es als Alternative vielleicht erst einmal mit einem Dachzelt probieren.
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