Wenn es um vegane Schuhe und Sneaker geht, hat sich das kleine französische Label in den letzten 15 Jahren ja schon einen echten Namen gemacht. Denn bei VEJA fließt kein Cent in Werbung, es werden keine Influencer oder Celebrities bezahlt oder sonstige Ablenkungen, die bei anderen Marken bis zu 70% der Kosten eines paar Schuhe ausmachen.
VEJA hingegen konzentriert sich voll und ganz darauf, 100% gute Produkte zu machen. Von nachhaltigen, recycelten Rohstoffen über faire Produktion, kurze Lieferwege und viele weitere Aspekte, versucht man viele Irrwege der globalisierten Wirtschaft nicht zu gehen, sondern alternativ und neu zu denken.
Nach 5 Jahren Entwicklungszeit hat VEJA nun den ersten veganen Laufschuh vorgestellt, der zudem als erster Post-Petroleum Laufschuh bezeichnet wird, da kein Erdöl für die Produktion verwendet wird. Bei klassischen Laufschuhen hingegen, bestehen die synthetischen Kunststoffe aus 99% Erdöl und sind damit ökologisch kein Gewinn – selbst wenn sie vegan sind.
Insofern lesen sich die verwendeten Materialien auch wirklich spannend. Das Obermaterial wurde aus Alveomesh aus 100% wiederverwerteten Plastikflaschen hergestellt, nur die Aufsätze sind aus TPU. Die Fersenkappeneinsätze und das V-Logo sind aus Pebax RNew und damit zu 100% aus Rizinusöl gefertigt und das Innenfutter besteht zu 33% aus Naturbaumwolle und zu 67% aus wiederverwertetem Polyester. Die Innensohle besteht zu 12% aus Naturgummi, 12% wiederverwerteten Plastikflaschen, 12% aus Jute, 8% wiederverwertetem EVA und 56% neuem EVA. Für die Mittelsohle greift VEJA auf 22% Zuckerrohr, 15% Reisabfall, 8% Bananenöl und 55% EVA zurück, während der L-Foam aus 50% Naturlatex aus Brasilien und 50% synthetischem Latex besteht. Zu guter letzt folgt die Außenshole aus 50% basilianischem Naturlatex und 50% synthetischem Latex. Insgesamt besteht der VEJA Condor somit zu 53% aus pflanzlichen und wiederverwerteten Materialien.
Was aber das Spannendste an alledem ist: Es fühlt sich weder speziell an, noch sieht es speziell aus – sondern VEJA hat es wirklich geschafft einen Laufschuh zu bauen, der in nichts von einem aktuelen vollsynthetischem Schuh zu unterscheiden ist.
VEJA Condor im Test. Erfahrungen mit den veganen Laufschuhen
Hätte ich mir nicht die Liste mit den Materialien durchgelesen und nicht gewusst, was ich mir das bestelle, wäre mir wohl nichts vom veganen oder nachhaltigen Ansatz aufgefallen.
Der VEJA Condor verfügt über ein softes und mehrlagiges Mesh-Obermaterial, daß an den Zehenkanten mit einer zusätzlichen Schutzschicht überzogen ist, wie man es ähnlich auch von anderen Schuhen kennt. Der Fersenbereich wurde mit einer festen, innenliegenden Fersenkappe stabilisiert, die außen zusätzlich mit einem transparenten Bandsystem untersützt wird. An der Ferse findet man auch eine große Textillasche, mit der man den Condor bequemer anziehen kann.
Die Zunge ist als Teil der sockenartigen Innenkonstruktion einseitig fixiert und kann deswegen kaum verruschen. Zusätzlich ist sie extra gepolstert, um bei einer engen Schnürung den Druck der Schnürsenkel abzufangen. Bei der Schnürung arbeitet VEJA mit einer klassischen Schnürsenkelkonstruktion, die mit einem Zugseilsystem über die Schuhseiten für zusätzliche Stabilität sorgt und dabei stark an das Flywire-System von Nike erinnert.
Alles in allem ist der Schuh sehr solide gearbeitet, ist atmungsaktiv, bequem zu tragen und bietet über die Schnürung und insbesondere die Marathonschnürung einen sehr guten Halt.
Bei der Mittelsohle setzt VEJA wie schon erwähnt auf 55% EVA als Hauptbestandteil, was nach wie vor von den meisten Herstellern als Dämpfungsmaterial eingesetzt wird. Allerdings ergänzt VEJA seinen Material-Mix um 22% Zuckerrohr, 15% Reisabfälle und 8% Bananenöl. Dadurch wirkt die Sohle insgesamt fester und steifer, im Vergleich zu anderen Laufschuhen. Während das Abrollverhalten durchaus vergleichbar ist, ist die Dämpfung und Energierückstellung aber doch reduziert.
Mit einer Fersenhöhe von 27mm, einer Zehenhöhe von 17mm und einer Sprengung von 10mm, steht man relativ hoch auf der Sohle. Mit 315 Gramm Gewicht, liegt der VEJA Condor aber im Rahmen für einen gedämpften Laufschuh für Neutralläufer.
Fazit zum VEJA Condor Test
VEJA zeigt mit dem Condor, daß es sowohl von der Optik als auch vom Tragegefühl und der Verarbeitung möglich ist, einen Laufschuh vegan und nachhaltig zu produzieren, der trotzdem auf der Höhe zu anderen konventionellen Laufschuhen ist.
Im Test zeigt sich der Condor als solider Laufschuh, der sehr bequem ist, aber aufgrund seiner relativ dicken Sohle ziemlich viel Laufgefühl von der Straße aufsaugt. Wer also gerne etwas deutlicher den Boden spürt, muss hier ein wenig darauf verzichten. Auch wenn der VEJA Condor sauber und geschmeidig abrollt und in der Laufbewegung gut mitgeht, würde ich von der Mittelsohle mehr Unterstützung erwarten – sowohl in der Dämpfung, als auch bei der Engergierückgabe – also dem zurückschieben des Dämpfungsschaums in den nächsten Schritt hinein. Die Sohle ist also insgesamt ein wenig fest geraten im Vergleich zu Sohlen mit einem höheren EVA-Anteil. Der Grip der Außensohle hingegen, ist ausgezeichnet.
Insgesamt ist der VEJA Condor ein sehr guter Allrounder, gut für das Lauftraining einsetzen kann, der sich aber auch toll als Sneaker für den Alltag macht. Wegen der etwas härteren Dämpfung würde ich den Condor aber eher auf kurzen und mittleren Distanzen bis hin zum Halbmarathon empfehlen.
Vegane VEJA Condor Laufschuhe kaufen
Die veganen Laufschuhe von VEJA gibt es natürlich über den offiziellen Online-Shop von VEJA zu beziehen, für 140€ – und auch diverse Laufsport-Fachgeschäfte haben VEJA im Sortiment. Für alle, die nach einem Schnäppchen sind, lohnt sich wie immer der Blick zu Amazon, da sich dort die Händler häufig mit Sonderangeboten unterbieten.
4 Kommentare
Diesen Schuh über Amazon zu beziehen wäre wie Champagner im Tetrapack kaufen. Das Gegenteil von nachhaltig.
Würde ich nicht unbedingt sagen. Ein Schuh, der aus dem Amazon-Lager in Deutschland kommt, ist möglicher Weise nachhaltiger vom Versand, als einer, der direkt einzeln von VEJA aus Frankreich kommt.
Das ist leider zu kurz gedacht in Deiner Antwort, Daniel – nachhaltig beschränkt sich nicht allein auf de transportbedingten Co2-Ausstoß, sondern umfasst auch eine soziale Komponente. Und die ist angesichts der schlechten Arbeitsbedingungen und der von Euch selbst erwähnten Sich-gegenseitig-unterbieten-Preispolitik nicht gegeben. Von daher gebe ich Florian Recht – hier habt Ihr ein Eigentor geschossen und die schöne Empfehlung, über die ich mich sehr gefreut habe (wenngleich ich wieder mal dem gegenübergestellt die Frauenperspektive vermisse, gerade bei einem Unisex-Schuh), überschattet. Schade.
Hallo Saskia, das ich mir als Mann kein Urteil darüber erlaube, wie sich der Schuh für Frauen läuft, ist ja wohl verständlich. Und ja, ich gebe Dir Recht, daß Amazon sicher kein Vorbild ist, allerdings nutzt Veja ebenso klassische Logistikdienstleister, wo gerade die Arbeiter auf der letzten Meile zur Haustür des Kunden oft schwierige Arbeitsbedingungen haben. Trotzdem ist es natürlich besser, ein innovatives Startup mit einem Direktkauf in deren Shop zu unterstützen als über einen Konzern wie Amazon zu kaufen. Ein spannendes, neues Shoppingkonzept entsteht übrigengs gerade mit „The Good Run“ – hier unten im Beitrag kurz vorgestellt. LG, Daniel