Auch wenn der rasante Herbstbeginn mit dem ersten Morgenfrost und den verkürzten Tageslichtstunden den Eindruck erweckt, daß der Sommer schon ewig her wäre, blicken wir noch einmal schnell zurück auf den September – damals, als noch Sommer war.
Wenig überraschend war der September von der üblichen Routine des Endspurts im Marathontraining für den Berlin-Marathon geprägt. Mit inzwischen 30 Marathons in den Beinen und dem elften Start in Berlin einerseits Routine, aber doch immer wieder spannend, wie die Leistungskurve sich in den letzten Wochen noch einmal verändert. Im Juli war ich ja noch leicht verunsichert, wie ich wohl in Berlin über die Strecke kommen würde, aber als dann Anfang September das erste mal die Rennvorschau der Kaizen App auf unter 4 Stunden sprang, war ich doch etwas beruhigt.
Die Kombination aus Training, Faszientraining mit der Theragun und gesundem Essen (hier spricht wieder der EVERY Fan) hat dann letztlich doch wieder zu einem angemessenen Wert als Renngewicht auf der Wage geführt und mit 3:48h eine solide Zielzeit prognostiziert.
Wie im August schon berichtet, hatte ich ja auch wieder begonnen meinen Blutzucker mit Supersapiens zu überwachen, um die Zusammenhänge aus meiner Ernährung und dem Sport besser zu verstehen. Insbesondere während des Marathons kann man sehr schön die Wellenbewegungen erkennen, wenn alle 6km ein Gel eingenommen wird und die abfallende Kurve wieder nach oben geht. Insgesamt liege ich mit diesem Timing also für den gesamten Lauf in einem guten Energienivau und denke, daß man das maximal durch häufigeres Trinken von Kohlenhydrategetränken optimieren könnte. Aber das lässt sich in einem normalen Marathon ohne private Streckenverpflegung schwer realisieren und würde bei meinem aktuellen Leistungsniveau auch keinen großen Unterschied machen. Aber sollte ich mich doch noch einmal auf die Jagd nach der Sub3 begeben, wäre das vielleicht noch eine Stellschraube.
Im September gab es aber auch wieder einige schöne Erlebnisse, die eine erfrischende Abwechslung zum Marathontraining boten. Erinnerungen an die Nike Fastest Mile kamen hoch, als einige glückliche Gewinner mit „Zumglückberliner“ eine Eröffnungsrunde beim ISTAF im Olympiastadion laufen durften. Witziger Weise waren sogar noch einige andere Teilnehmer dabei, die 2015 schon mit Nike über die blaue Bahn geheizt sind. Na, wer erkennt hier Jemanden?
Wer mich kennt, wird sicherlich auch wissen, daß ich „Mister Endspurt“ bin und meistens auf kurzen Distanzen nochmal richtig läuferisch durchdrehen kann. Die Chance dazu habe ich mir natürlich auch im Olympiastadion nicht nehmen lassen und stehe nun als Platz 8 auf der Bestenliste für die Stadionrunde bei Strava. Gut, daß die meisten Eliteläufer ihre Ergebnisse nicht öffentlich bei Strava hochladen. Das tollste sind ja ohnehin nicht die Zeiten, sondern dieses krasse Gefühl in ein mit fast 35.000 Zuschauern gut gefülltes Stadion einzulaufen und dort unter Applaus eine Runde rausballern zu dürfen. Ich verstehe schon, warum das ISTAF bei den Profis so beliebt ist – es ist einfach Gänsehautatmosphäre.
Und auch danach gab es krasse Leistungen zu sehen, was dieses Gefühl, daß man auch gerade auf dieser Bahn gelaufen war, noch einmal unwirklicher machte. Beim ISTAF Schools Cup holte die Zeppelin-Grundschule aus Potsdam sich den Sieg über die 16x50m Staffel. Dann siegte erneut Potsdam, als Jean Paul Bredau vom SC Potsdam mit 44,96 Sekunden über die 400 Meter so schnell sprintete, wie seit 18 Jahren kein Deutscher mehr. Absolute Eskalation war dann aber angesagt, als Letesenbet Gidey extrem knapp an einem neuen Weltrekord über 5.000m vorbei schrammte.
Für die anschließende Tapering-Phase kam mit dann das Bloggercamp im Harz gerade richtig. Einfach mal raus und ein paar Tage etwas Neues erleben und sich mit anderen Bloggern austauschen. In einer Zeit, wo scheinbar alle nur noch Instagram und TikTok hypen, fühlt man sich als Blogger schon ein bisschen wie ein Dinosaurier. Dabei haben viele Blogger krassere Reichweiten als viele Influencer – bei mir sind es teilweise mehr als 150.000 Besucher im Monat – aber diese „Leser-Follower“ und „Blog-Likes“ kann man eben nicht so leicht sehen, wie bei Instagram oder TikTok.
Jedenfalls hat die Reise bei mir mit einigen Klischees aufgeräumt und leider brauche ich jetzt für Zuhause ein Quad. Aber lest selbst, was man bei einem Urlaub im Harz von Quadfahren bis Outdoor Escape Games alles erleben kann.
Den Kopf frei kriegen funktioniert ja bei den meisten von uns am besten in Verbindung mit Wasser. Wenn kein Strand in der Nähe ist, geht also einfach rauf auf das Charterboot und für einen Tag über die Havel. Und damit habe ich endlich meinen Termin für die erste Tour mit Samboat gefunden und werde mit dem Bootfahren in der kommenden Saison einfach mal etwas früher beginnen.
Und dann war es doch plötzlich soweit – Berlin-Marathon Nummer 11 in Folge. Auch wenn bei mir inzwischen das Kribbeln in den letzten Tagen vor dem Heimatmarathon etwas nachgelassen hat, wird man immer wieder erinnert, wie gigantisch die Begeisterung und der Zusammenhalt in der World Marathon Majors Community ist.
Das Marathonwochenende startete bei mir klassisch mit dem Besuch im Berlin Trackhouse von Tracksmith, um mich mit ein paar Kleinigkeiten aus der limitierten Kollektion einzudecken. Fast zwei Stunden musste ich in diesem Jahr anstehen, aber das reicht, um neue Freundschaften zu schließen und Tipps zu den Rennen auszutauschen.
Überraschend war auch die Berlin-Marathon Expo. Mit einer neuen Besucherführung aber auch mit dem Fakt, daß es wohl noch nie so voll an einem Donnerstag Nachmittag war. Also erledigte ich schnell meine Startunterlagen-Abholung und erlebte auch hier wieder, wie sich die Nichtläuferwelt von der Läuferwelt unterscheidet. Wenn ich von meinen 30 Marathons erzähle sind Nichtläufer meist ziemlich erstaunt, aber dann stehst Du in der Startnummernausgabe mit einem 70-Jährigen, der mehr als 70 Marathons gelaufen ist und fitter aussieht, als man selbst. Aber genau das sind meine Vorbilder. Egal wie langsam ich irgendwann werde – es wird gelaufen bis zum Schluss!
Der neue Geheimtipp für die Expo ist übrigens der Samstag Abend. Kurz vor dem Abendessen mit der Crew von Therabody, war ich nochmal schnell auf der Messe, um mein reserviertes Maurten BM23 Pack abzuholen. Alles ganz entspannt, kein Anstehen nirgends – einfach perfekt. Nur wer auf Goodie-Bags und Shopping steht, wird am Samstag Abend natürlich enttäuscht. Die besten Klamotten und Schuhe sind in den gängigen Größen ausverkauft, die kostenlosen Kugelschreiber, Müsliriegel und Schlüsselbänder sind schon verteilt – aber dafür hat man die Messe fast für sich allein.
Bis zuletzt war ich mit unsicher bei meinem Rennschuh, denn der Druck sich zu entscheiden ist halt nicht in dem Maße vorhanden, wie bei den „Auswärts-Marathons“, wo man die Schuhe dann in den Koffer packt oder eben nicht. Im Duell von Adidas Adizero Adios Pro 3, mit dem ich Bestzeit beim Berliner Halbmarathon gelaufen bin und dem New Balance FuelCell Elite SC 3 mit Topzeit vom Los Angeles Marathon, hat sich dann letztlich der New Balance durchgesetzt, weil man ihn besser laufen kann, sollte man doch etwas einbrechen bei der Performance.
Und dann stand ich also wieder einmal im Startblock und wenn „Sirius“ ertönt, bekomme ich auch beim elften Start in Berlin genauso Gänsehaut, wie beim ersten Mal. Das Gefährliche bei erfahreneren Läufern wie mir ist aber, den Marathon zu unterschätzen. 42km bleiben eine Herausforderung und wer das zu sehr auf die leichte Schulter nimmt, wird seine Lektion lernen. Meine Lektion hatte ich schon an anderer Stelle gelernt und bin daher extrem stolz auf diesen Marathon, da ich lange keinen Marathon mehr so kontrolliert gelaufen bin.
Ich war ohnehin nicht in der Verfassung für eine neue Bestzeit, also wollte ich den optimalen Mix aus Spaß und Perfomance finden. Die ersten 10km lief ich in einer Pace von 5:09 und fühlte mich gut, merkte aber, daß ich mit dieser Pace einen Einbruch im letzten Drittel riskierte. Als ich bei 1:50h den Halbmarathon geschafft hatte, entschied ich mich daher etwas Kraft für später einzusparen und lief dann bis Kilometer 35 in einer Pace von 5:30-5:45 und war mir nicht sicher, wann der richtige Zeitpunkt wäre, um das Tempo wieder anzuziehen. Wahrscheinlich war es das Radler von Chris von den Flitzpiepen, was den Wendepunkt markierte. Frisch angehopft ging es dann also wieder mit 5:09 Pace weiter in Richtung Brandenburger Tor. Und es tut mir wirklich leid das zu sagen. Aber es ist einfach ein geniales Gefühl, wenn man dann die letzten beiden Kilometer in 4:35 zum Ziel schreddert und dabei die ganze Zeit am Überholen ist. Ich war auch schon oft genug Derjenige, der Gehen musste oder sich im Geh-Lauf-Wechselverfahren ins Ziel gekämpft hat. Daher sei mir verziehen, wenn ich es feiere, daß meine Renntaktik aufgegangen ist.
Nach 3:42:54 kam ich dann erschöpft, aber eben nicht total platt ins Ziel. Optimal um dem Open Window Effekt entgegen zu wirken. Denn ich hatte ja noch spezielle Pläne für die Regeneration!
Denn nach einer kleinen Verschnaufpause machte ich mich auf den Weg zum Oktoberfest, wo wir mit ein paar Freunden einen Tisch im legendären Schottenhamel Festzelt bekommen hatten. Schon im Vorfeld hatte ich die Berichte gehört, daß deutlich kontrollierter getrunken wird, als in vergangenen Jahren und auch deutlich mehr Sprudelwasser bestellt wird. Und bis auf einzelne Ausnahmen war es in diesem Jahr wirklich eine besonders tolle Stimmung, da es eben weniger Leute mit komplettem Kontrollverlust gab.
Und nach der anstrengenden Diätphase war es so entspannend, sich einfach mal wieder ein paar Dinge zu gönnen und nicht über den nächsten Zahlensalat auf der Waage nachdenken zu müssen.
Hier im Laufblog und auch bei Instagram war es daher ruhig wie lange nicht. Die Zeit und auch ein Stück weit die Lust zur Content-Produktion hat bei allem, was gerade abgeht nicht so richtig da.
Witziger Weise ist es aber ausgerechnet die Leute von Peloton, um das es ja etwas ruhiger geworden war, die mit der neuen Netflix-Funktion, insbesondere aber mit der strategischen Partnerschaft mit Lululemon für spannende Zukunftsvisionen gesorgt haben.
Und sonst scheint Google mal wieder den großen Pürierstab angesetzt zu haben. Anders ist es nicht zu erklären, daß alte Beiträge, wie ausgerechnet der über den Penis oder Tantra Massage wieder viele Leser bekommen, andere Artikel wie der zu den Adduktoren, dem zum Bankdrücken und Boxtraining oder den Motivationssprüchen kaum beachtet werden?
Aber mit dem Saisonwechsel in den Herbst verschieben sich die Themen ohne hin immer etwas und im November kommt ja mit Black Friday und der Cyberweek auch wieder der Run auf die Influencer Codes. Legt Euch am besten schon mal eine Wunschliste an, damit ihr dann echte Deals von Scheinrabatten unterscheiden könnt.
Für mich geht es im Oktober nochmal ein bisschen auf Reisen und ich werde mir unter anderem mal anschauen wie die Vorbereitung auf den Olympia Marathon 2024 so laufen und dabei muss ich halbwegs die Form halten, damit ich mir beim virtuellen New York Marathon meinen Startplatz für 2024 sichern kann. Und wenn ich dann auch mal wieder etwas mehr Zeit für Ausgleichssportarten wie Tennis oder einfach nur eine entspannte Runde auf dem Peloton Bike finde, wäre ich auch schon dankbar. Wenn ich mich nicht total irre, feiert Peloton im November sogar schon sein 4tes Jubiläum in Deutschland!
Denn wie immer nehme ich Dich bei Instagram mit auf meine Abenteuer und damit Du nichts verpasst, lass Dich am besten sofort per E-Mail informieren, sobald es neue Beiträge gibt, hole Dir die Updates per Feed in den Browser, den wöchentlichen Newsletter, die kostenlose App oder folge mir bei Facebook, TikTok oder Instagram.
In diesem Jahr habe ich zuletzt auf den Mai, Juni, Juli und August zurückgeblickt. Und hier findest Du auch den Jahresrückblick 2022.
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