Ach wie gut doch diese Monatsrückblicke tun. Nicht nur, weil ich Euch auf dem Laufenden halten will, was so in meinem (Lauf)Leben passiert. Sondern es erinnert auch mich wenigstens einmal im Monat daran abzugleichen, wohin ich mein Leben gerade steuere und ob sich das mit dem gewünschten Zielkorridor überschneidet.
Nach drei doppelten Espresso sitze ich hier also um 11:00 Uhr morgens am Rechner und wähle einen prägnanten Titel für diesen Beitrag, der mich daran erinnert, wie ich nach meinem Sommerurlaub das „Ein Espresso am Vormittag und einen am Nachmittag“-Ziel ausgerufen habe, um den allgemeinen Gedankentornado zu zähmen und den Nachtschlaf zu verbessern. Da ist wohl eine erneute Kurskorrektur fällig!
Aber ein bisshen Gefallen habe ich schon daran gefunden, daß mein September nach einigen hektischen Monaten sich wieder etwas routinierter angefühlt hat. Ich hatte zwar nicht weniger zu tun, aber das Chaos spielte sich zumindest ein einem halbwegs überschaubaren Gerüst ab. Ich konnte zum Beispiel mein Marathontraining wieder viel konsistenter fortsetzen und damit auch besser die Balance zu anderen Alltagsbelastungen finden.
Und auch einige private Themen haben sich nun weiter eingespielt. Ich wollte ja in diesem Jahr deutlich weniger Wettkämpfe laufen als 2023 und 2024, um bereit zu sein, falls mein Sohn meine Unterstützung in der Phase vom Abitur zum Studium braucht. Aber er hat nun nach dem Abi auch erfolgreich seinen ersten Monat im Wechsel bei einem großen Autohersteller und dem Studium an der Universität gemeistert, sodass ich sehr stolz sein kann.
Gefreut habe ich mich aber auch auf einen weiteren, kurzen Businesstrip, wo ich noch einmal einen Hauch von Sommer in Barcelona aufsaugen konnte. Etwas überrascht stand ich dann aber schon vor meinem Hotel. Mit meinen kurzen Laufsachen und der Sonnenbrille im Gesicht war ich bereit für den Morgenlauf am Strand, als die ersten Regentropfen auf meiner Sonnenbrille einschlugen. Auch wenn also mein Plan für einen letzten, perfekten Sommerstrandpromenadenmorgenlauf der Saison nicht komplett aufging, war es trotzdem eine tolle Abwechslung mal mit dem Blick auf das Meer zu laufen, anstatt dem Blick auf die A115 von der Krone aus.

Berlin begrüßte mich danach mit deutlich gemäßigterem Wetter, als sich eine meiner Lieblingslaufstrecken rund um das Tempelhofer Feld in ein Festival der guten Lauflaune verwandelte. Beim großen Finale des Berlinathon konnte ich dann doch nochmal ein paar der positiven Vibes selbst erleben, die dieses neue Laufkonzept in die Hauptstadt gebracht hat. Und ein bisschen traurig war ich schon, daß ich die anderen Events dieser Saison verpasst habe. Mit etwas Glück gibts ja auch wieder den Berlinathon 2026. Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn meine Sammlung an Bananen-Medaillen noch wächst.



Das alle Gesetzmäßigkeiten von „Murphys Law“ in der Woche vor dem Marathon zusammenkommen, ist ja ein unangenehmer Klassiker. Auch mich hatte es wieder mit einem leichten Infekt erwischt in der Taperingwoche und auch im Büro gab es einige nervenzehrende Entscheidungen zu treffen und umzusetzen, die nicht gerade der Maximalerholung zuträglich sind. Insofern trafen meine durchwachsene Vorbereitung, die Abwesenheit des Marathon Optimalgewichtes und ein erhöhter Stresspegel aufeinander. Also eigentlich wie immer – und auch in solchen Momenten hatte ich schon Zeiten von um die 3:30h aus meinen Beinen gequetscht. Immerhin war ich ja die Generalprobe und auch die 25km beim Mauerweglauf schon solide in 5er Pace gelaufen.
Aber wie wir ja alle schon wissen, sollte diese Ausgabe des Berlin-Marathon eine ganz besondere sein. Generell habe ich beim Berlin-Marathon wohl schon gewisse emotionale Abnutzungserscheinungen und bin nun bei meiner 12ten Teilnahme in Folge auf der Marathonmesse und in den Tagen vor dem Start nicht besonders aufgeregt. Normaler Weise kommt das Adrenalin dann erst im Startblock.

Auch das kam in diesem Jahr aber nicht so richtig auf. Mit war schon im Startblock irgendwie stickig warm und ich hatte einen trockenen Mund. Aber egal, schauen was geht und dann ggf. anpassen – so die Strategie. Da ich ohnehin nicht in Bestzeit-Form war, hatte ich auch keinen Druck, mich zu irgendetwas zu zwingen. Die ersten 15km kam ich auch ganz gut zurecht mit einer Pace von um die 5min/km, war aber doch ziemlich genervt vom Startblock-Chaos, was in Berlin gefühlt schlimmer wird von Jahr zu Jahr. Ich startete aus dem Startblock C, in dem die langsamste zu erwartende Zielzeit bei 3.30h liegt. Man kann also davon ausgehen, daß die Läufer insbesondere zum Start auch die erforderliche Pace von 5min/km laufen – oder eben sogar schneller. Trotzdem war die Strecke über die ersten 10km komplett vollgeproft mit langsameren Läufern, sodass man sich konstant im Zick-Zack durch die Massen schlängeln musste. Und das, obwohl ich nicht schnell lief, sondern gerade einmal mit dem Mindesttempo für meinen Startblock. So ist es dann natürlich schwierig in den Flow zu kommen und konstant zu laufen. Gerade, wenn ich doch mal wieder eine PB angehen möchte, ist mir völlig unklar, wo und wie in in Berlin starten soll, damit ich dann bei so einem entscheidenden Rennen nicht behindert werde. Der SCC muss hier dringend für bessere Leistungskontrollen und Zugangskontrollen zu den Startblöcken sorgen.
Ab Kilometer 10 hatte sich das Feld dann aber endlich auseinander gezogen, doch ich merkte deutlich wie die Hitze in mir weiter aufstieg – in ein Niveau, daß man nicht über eine längere Zeit laufen kann, ohne daß es zu Leistungseinbrüchen oder Schlimmerem kommt. Bis Kilometer 15 beobachtete ich mein Körpergefühl dann weiter und nahm dann eine erste Anpassung auf eine Pace von 5:30 vor. Aber auch das fühlte sich nicht richtig an. Trotzdem wollte ich erstmal bis zum Halbmarathon durchlaufen und dann neu entscheiden. Viel zu angeschlagen passierte ich dann die Halbmarathonmarke nach 01:50:40h mit einer Durcgschnittspace von 5:15 und legte erst einmal eine Laufpause ein.

Am Streckenrand hatte ich schon diverse Totalausfälle gesehen. Medizinische Ernstfälle, Speiende, Taumelnde und Gehende. Ich war also nicht allein mit diesem komischen Körpergefühl. Und zurückblickend war es vielleicht der spontane Wetterwechsel, der das Rennen so speziell machte. Denn auch sonst war ich schon Sommermarathons in der Hitze gelaufen und dabei viel einfacher eine angepasste Pace gefunden, als in Berlin. Jedenfalls brauchte ich dann bis Kilometer 33, um im Wechsel aus Gehen und Laufen an meinem Plan für dieses Rennen zu feilen. Und eins war zu diesem Zeitpunkt klar. Es ging überhaupt nicht mehr um irgendwelche Zielzeiten. Ich wollte gerne ankommen, die Medaille abholen und meine 12-Jahresserie beschützen – und das Ganze gesund hinter mich bringen, egal wie lange es dauern würde.
Wahrscheinlich habe ich den Cheeringpoint der Flitzpiepen noch nie so sehr gebraucht, wie in diesem Jahr. Wenn ich nicht gerade an einer Bestzeit nage, halte ich an, verzehre ein isotonisches Gerstengetränk und schnacke ein wenig mit diesen Berliner Lauflegenden, die auch schon als Laufblogger am Start waren, bevor überhaupt das Wort „Influencer“ erfunden wurde. Einfach dieses Gefühl, sich kurz verbal auskotzen zu können, mit dem Wissen, daß man verstanden wird, hat emotional total geholfen. Und so ein Radler macht die Beine auch nochmal etwas locker. Wie meine mentale Verfassung an diesem Punkt war und wie das Zusammentreffen verlaufen ist, könnt ihr auch hier im Flitzpiepen Podcast nachhören. Vielen Dank und Kudos gehen an Chris und seine Crew!

Denn ich hatte nun auch meinen Flow wiedergefunden und hangelte mich im Entspannungstempo von Verpflegungspunkt zu Verpflegungspunkt. Ein Wasser für den Nacken, eins für den Durst – das gab immer wieder etwas neuen Mut für die nächsten Kilometer. Und so kam ich dann „2 Sekunden zu spät“ nach einem letzten Endspurt nach 4 Stunden und 2 Sekunden über die Zielline und hatte alles erreicht. Natürlich war ich platt, aber eben nicht komplett zerstört, und damit auch gesund und bereit, mich nach der Erholungsphase an die Startlinie in Taipeh zu stellen.




Für 2026 freue ich mich dann wieder auf den späteren Eventtermin, denn genau diese eine Woche, die der Marathon wegen der ursprünglich angesetzten Bundestagswahl nach vorn verlegt worden war, hatte den Unterschied gemacht. Also Schwamm drüber und auf ein Neues in 2026! …und an dieser Stelle mein Glückwunsch an alle Finisher, aber ganz besonders an alle DNS (Did not Start) oder DNF (Did not Finish), die sich sehr weise und verantwortungsvoll für ihre Gesundheit entschieden haben.
Ansonsten hat der Laufhype nun auch entgültig Berlin erreicht, wo sich jegliche Sportmarken der Welt mit Marketingstunts überbieten wollen und sich viele Running Crews bereitwillig als Werbefläche unterwerfen. Während ich ursprünglich eher positiv eingestellt war, sehe ich diese Kommerzialisierung inzwischen eher kritisch. Denn während echte Sportsponsoren wie Adidas durch ihr Investment auch Geld zurück in den Laufsport führen und dazu beitragen, daß der Berlin-Marathon stattfindet oder auch die Verbandsarbeit des SCC gefördert wird und Preisgelder die Eliteläufer anlocken, ist die Masse an hochprofessionellen Side-Events in gewisser Weise parasitär. Und ich rede hier nicht von den kleinen Laufcrews, sondern den anderen Laufmarken aus den weltweiten Top 10, die den Hype um den Marathon als Content-Hintergrund für Kampagnen nutzen, ohne den Hauptevent zu supporten. Natürlich tragen sie zum Gesamterlebnis für die Läufer bei und zum Coolnessfaktor für Laufen in Berlin. Aber warum soll Adidas weiter groß als Main Sponsor investieren und nicht einfach auch komplett auf Side Events setzen und ordentlich Marketingbudgets sparen? Und würde dann der Berlin-Marathon ein Finanzierungsproblem bekommen? Und würde das dazu führen, daß wir Läufer nicht mehr 200€ für einen Startplatz zahlen, sondern 400€ oder mehr, wie es beim New York City Marathon und anderswo schon lange üblich ist?
Wie ihr seht, habe ich meine Meinung noch nicht final gebildet, habe aber ein bisschen Sorge, daß es den großen Marathons ergeht wie dem Coachella-Festival. Dort spielt die Musik inzwischen gefühlt nur noch eine Nebenrolle und das Festival ist zum Fotohintergrund für Influencer und zur Bühne für Markeninszenierungen geworden.
Aber nach dem ganzen Marathonwahnsinn war ich auch sehr froh, daß ich mir rechtzeitig alles für einen Ausflug zum Oktoberfest organisiert hatte. Auf der Wiesn ist es zwar auch ein ganz spezielles Pflaster, aber mal für zwei Tage Gels und Isodrinks gegen Händl, Haxen und Bier zu tauschen legt die Grundlage dafür, daß man auch wieder Lust auf Lauftraining bekommt.
Im Blog war im September angesichts des Marathon-Abschlusstrainings wieder etwas weniger los. Aber nach dem Garmin Forerunner 970 Test, habe ich auch noch ein paar andere neue und interessante Dinge entdeckt, die ich Euch dann im Laufe des Oktober vorstellen werde.
Doch erst einmal kommt im Oktober mit dem „CI Marathon – Starry Night Run“ in Taipeh das wahrscheinlich letzte Laufhighlight der Laufsaison 2025 auf mich zu. Da bin ich doch ein bisschen aufgeregt…..
Und einen kleinen Profi-Tipp habe ich noch für Oktober. Legt Euch am besten schon im Oktober eine Wunschliste mit Sachen an, die ihr zum Black Friday kaufen wollt und achtet auf die aktuellen Preise. Denn gerade, wenn die Laufsaison am Ausklingen ist, gibt es richtig gute Deals bei Sportuhren, Pulsmessern und auch bei Laufsachen.
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Zuletzt habe ich übrigens auf Juni, Juli und August zurückgeblickt. Und hier findest Du auch den Jahresrückblick 2024.
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